Finanzen: Deshalb sprechen Schweizer nicht gerne über Löhne
Wie viel verdienst du? Eine simple Frage, die selbst unter Freunden nicht gerne beantwortet wird. Warum die Finanzen ein Tabu sind, erfahren Sie hier.
Das Wichtigste in Kürze
- Die meisten älteren Schweizer sprechen nicht gerne über ihren Lohn.
- Nur die jüngere Generation spricht offener über ihre finanzielle Situation.
- Die Gründe für diese Zurückhaltung liegt im Neid und der Unzufriedenheit.
Gehaltsangaben in Schweizer Unternehmen werden in der Regel als Betriebsgeheimnis behandelt. Die meisten Unternehmen halten ihre Lohnpolitik geheim. Neid und Unzufriedenheit sind die Hauptgründe.
Auch privat ist es in der Schweiz eher ein Tabu, über den eigenen Lohn zu sprechen. Selbst unter Freunden oder Bekannten wird das Thema nicht so offen behandelt wie beispielsweise in Deutschland. Doch gilt das auch für die neue Generation?
Über den eigenen Lohn zu sprechen ist oft tabu, doch was sind die Hauptgründe dafür? Nau.ch zählt hier vier Punkte auf, wieso Schweizer nicht gerne über ihren Lohn reden.
Kultur und Privatsphäre
Die Schweizer Kultur und ihr Fokus auf Privatsphäre und Diskretion machen die Wahrung der persönlichen Privatsphäre zu einer hohen Priorität. Finanzielle Angelegenheiten werden in der Regel als persönlich und privat angesehen und ungern mit anderen geteilt.
«Es herrscht eine Kultur der Lohngeheimhaltung. Dies führt dazu, dass der Lohn nicht nur zur Privatsphäre, sondern fast zur Intimsphäre gehört.» Das sagt Roman Graf, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Observatoire Universitaire de l'Emploi der Universität Genf gegenüber «Swissinfo».
Die jüngere Generation hingegen spricht offener über ihren Lohn. Das sagt HR-Expertin Judith Oldekop zu «20 Minuten».
Fairness und Gleichheit
Alle Mitarbeiter sollen gleichbehandelt werden, unabhängig von ihrem Lohn. Durch das Stillschweigen über die eigenen Gehälter wird versucht, Neid und mögliche Konflikte am Arbeitsplatz zu vermeiden.
Verdient beispielsweise ein Kollege, der die gleichen Aufgaben macht, mehr, gibt es schnell Streit. Auch die Teambindung leidet oft unter solchen Diskussionen über den Lohn.
Finanzen: Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben
Die Schweizer legen grossen Wert auf ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Privatleben. Durch das Stillschweigen über Finanzen möchten sie sicherstellen, dass finanzielle Unterschiede keine Spannungen und Rivalitäten im sozialen Umfeld hervorrufen.
Schutz vor Diskriminierung
Das Arbeitsgesetz in der Schweiz verbietet Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Alter und mehr.
Damit soll sichergestellt werden, dass Arbeitnehmer nicht aufgrund ihres Lohns benachteiligt werden oder eine unfaire Behandlung erfahren. Ein weiterer Grund, weshalb die Schweizer ihre Löhne und Finanzen geheim halten.