Warum Finanzen durch Rohstoffe wetterfester werden
Das Wichtigste in Kürze
- Rohstoffe sind die älteste Anlageklasse überhaupt.
- Der Grossteil des Rohstoffhandels wird über Futures abgewickelt.
- Mit ETFs lässt sich einfach am Rohstoff-Markt partizipieren.
Wer, wie der Autor, seine Ferien in Bolivien verbringt, und über staubige Strassen vom tropischen Flachland bis in die Anden düst, kommt an einem Thema nicht vorbei: Rohstoffen!
An üppigen Dschungelhängen gedeihen hier Kaffee und Kakao. Unter dem grössten Salzsee der Welt, dem Salar de Uyuni, lagert Lithium. Und der «reiche Berg», der Cerro Rico in Potosí, zeugt traurig davon, wie die spanischen Eroberer einst ihre Staatskasse mit Silber füllten. In der Blütezeit galt Potosí als reichste und grösste Stadt der Welt.
Auf der Spur des Indiana Jones für Finanzen
Bolivien ist ein Land mit immensen Ressourcen – schrieb Jim Rogers, als er mit einer Mercedes-Spezialanfertigung um den Globus tuckerte.
Rogers hatte mit seinem Quantum-Fonds so viel Geld gescheffelt, dass er mit 37 Jahren in Rente ging. Seither hat er sich den Ruf als Rohstoffguru erworben. «Rohstoffe sind fast die einzige Anlageklasse, die noch günstig bewertet ist», predigt der «Indiana Jones der Finanzen» in unseren Tagen.
Ohne Rohstoffe wie Kaffee, Öl und Metall steht unser Alltag still. Rohstoffe sind die älteste Anlageklasse – und diejenige, die wir meist vergessen. Auch, weil der Markt für «Commodities», so nennt man Rohstoffe in der Börsensprache, komplex ist.
Pfeffer für die Finanzen
Rohstoffe erwirtschaften phasenweise ähnlich attraktive Renditen wie Aktien – unterliegen aber oft hohen Schwankungen. Weil jeder Rohstoff anders gewonnen und eingesetzt wird, entwickeln sich die Preise unterschiedlich. Auf jeden Fall eignen sich Rohstoffe zur Diversifikation der Finanzen und schützen vor Inflation.
Bei einem physischen Kauf würden happige Lagerkosten anfallen. Der Grossteil des Rohstoffhandels läuft deshalb über Rohstoffbörsen. Dabei verhandeln die Marktteilnehmer nicht über die gegenwärtigen Preise, sondern über die zukünftigen.
Waren Sie schon in Bolivien?
Wenn von den Rohöl- und Weizenpreisen die Rede ist, sind meist die Kurse von börsengehandelten Rohstoff-Futures gemeint. Futures sind standardisierte Termingeschäfte.
Anlegerinnen und Anleger halten ihre Futures kaum je bis zum Verfall. Sie verkaufen diese meist vorher und decken sich wieder mit neuen ein («Rollen»). Klaffen die Preise der Finanzkontrakte und jene der physischen Rohstoffe stark auseinander, deutet dies auf eine Blase hin.
Silber – im Schatten des Goldes
Eine Extraklasse innerhalb der Rohstoff-Familie bilden die Edelmetalle. Bei diesen kann sich ein physischer Kauf lohnen. «Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles!», dichtete Johann Wolfgang von Goethe.
Doch nicht alles ist Gold, was glänzt. Seit bald 3000 Jahren werden Münzen aus Silber geprägt.
Dabei war damals nicht bekannt, dass Silber mit seiner thermischen und elektrischen Leitfähigkeit jedes andere Metall übertrifft. Wegen dieser Eigenschaften ist Silber heiss begehrt in der Elektromobilität, der Telekommunikation und der Photovoltaik.
Tendenz: steigend. Silber ist momentan über 80-mal billiger als Gold. Im historischen Vergleich ist «der kleine Bruder des Goldes» damit günstig zu haben!
Finanzen: Investieren wie Profis
Welche Alternativen zu Direktkäufen und Futures gibt es, um in Rohstoffe zu investieren? Aktien von Rohstoffunternehmen kommen in Frage für Anleger, die auch das Geschäftsmodell der Firma prüfen. Mit börsenkotierten Rohstoff-Fonds (Rohstoff-ETF) und strukturierten Produkten (Zertifikate) auf Rohstoffe lässt sich fast jede Rohstoff-Strategie fahren.
Wer wie der Rohstoff-Abenteurer persönlich investieren will, kann sogar einen ETF auf den Rogers International Commodity Index erwerben. Oder wie dieser auf Reisen gehen.
***
Zum Autor
Stephan Lehmann-Maldonado bringt zwei seiner Steckenpferde zusammen: die Faszination fürs Wirtschaftsgeschehen und jene für klare Kommunikation. Schon während seines Finance-Studiums an der Universität Zürich hat er für Wirtschaftsmedien geschrieben.
Später vertiefte er sein Wissen in der Bankpraxis und beim Unterrichten von Lernenden. Heute führt er eine kleine Kommunikationsagentur.