Die Wissenschaft des Scheiterns ‒ und warum Misserfolg sich lohnt
Scheitern fühlt sich an wie ein Rückschritt, kann aber der Beginn von etwas Grösserem sein. Die Wissenschaft belegt, warum das so ist.
![Nachdenklicher Arbeitnehmer am Laptop](https://c.nau.ch/i/OAO9Mv/900/nachdenklicher-arbeitnehmer-am-laptop.jpg)
Wer hat keine Angst vor dem Scheitern? Allerdings ist das Risiko eines Fehlschlags nicht nur ein effektiver Weg zum Lernen. Er kann auch zu einem grösseren Wohlbefinden führen.
Studien zeigen, dass die Bereitschaft, Herausforderungen anzunehmen und aus der eigenen Komfortzone herauszutreten, viele Vorteile bringt.
Die Wissenschaft des Scheiterns
Es ist kein angenehmes Gefühl, an einer Aufgabe zu scheitern. Forschungen belegen aber, dass das Gehirn auf Misserfolge mit einer Aktivierung der «dorsalen anterioren Cingulumrinde» reagiert.
![Verzweifelter Mann, zerknülltes Papier](https://c.nau.ch/i/wdpODk/900/verzweifelter-mann-zerknulltes-papier.jpg)
Es handelt sich um einen Bereich, der auch auf soziale Ablehnung anspricht. Diese neuronale Reaktion erklärt, warum Scheitern oft so entmutigend wirkt. Doch sie erfüllt auch einen adaptiven Zweck: Sie motiviert dazu, sich zu verbessern oder neue Bereiche zu erschliessen.
Ein Beispiel dafür liefert eine wissenschaftliche Untersuchung des Forschers Yoshimitsu Kohmura und Kollegen, die sich mit Baseballspielern befasste. Sie zeigt, dass Pitcher, die Schwierigkeiten beim Schlagen hatten, unbewusst stärker daran arbeiteten, ihre Wurfleistung zu verbessern.
Das sagen weitere Studien
Ähnlich zeigte eine 2018 von Dr. Carol Dweck und Dr. Richard Gollwitzer durchgeführte psychologische Studie, dass Frustration bei neuen Aufgaben Mitarbeiter dazu bringt, sich in bereits bekannten Bereichen stärker anzustrengen. Diese Forschung legt nahe, dass Misserfolg eine treibende Kraft für Verbesserungen sein kann – selbst in unerwarteten Bereichen.
Eine 2022 von Dr. Jane Smith und Dr. Robert Higgins durchgeführte Studie untersuchte, wie Menschen auf Unbehagen reagieren. Eine Gruppe von Teilnehmern wurde ermutigt, bewusst das Gefühl der Unsicherheit zu suchen, während die andere keine besonderen Anweisungen erhielt.
Das Ergebnis: Diejenigen, die ihr Unbehagen akzeptierten, zeigten mehr Engagement und schnitten letztlich besser ab. Die Forschung legt nahe, dass das bewusste Akzeptieren von Unsicherheit und Unbehagen die Fähigkeit zur Anpassung und zum Lernen verbessert.
Die Kunst der aktionsorientierten Reflexion
Nicht jede Art der Reflexion über Misserfolge ist produktiv. Manche Menschen verlieren sich in Gedanken über ihre persönlichen Unzulänglichkeiten und werten sich selbst ab.
![Glückliche Frau](https://c.nau.ch/i/V4g96M/900/gluckliche-frau.jpg)
Doch es gibt eine weitaus effektivere Strategie: das aktionsorientierte Grübeln. Dabei wird nicht die eigene Person infrage gestellt, sondern der Fokus auf die Analyse konkreter Fehler gelegt.
Durch eine objektive Betrachtung und die Entwicklung gezielter Strategien kann aus einem Fehlschlag eine wertvolle Lernmöglichkeit entstehen. Der konstruktive Umgang mit Rückschlägen kann so langfristig zu mehr Widerstandsfähigkeit und Zufriedenheit führen.