Digitales Schulmagazin: 30 Jahre BIO Landbau im Rheinwald
Im Rahmen eines Projekts zwischen der Schule Rheinwald und Nau.ch wirft ein Schüler einen Blick in die Vergangenheit der Umstellung auf Bio.
Das Wichtigste in Kürze
- Was ist BIO?
- Interview mit BIO-Berater Paul Urech.
- Bündner Bio Bergkäse.
Was bedeutet BIO überhaupt? BIO umschreibt Richtlinien für die Bauern. Zum Beispiel dürfen sie keine Pestizide spritzen oder keinen Kunstdünger ausstreuen. Der natürliche Kreislauf muss geschlossen sein, damit man als BIO-Bauer berechtigt ist. Biolandbau steht für eine umwelt- und ressourcenschonende Form der Landwirtschaft. Beschrieben werden diese Richtlinien in der Schweizer Bio-Verordnung.
Was gehört zu BIO?
BIO gibt es schon seit 100 Jahren, erst seit 20 Jahren gibt es die BIO-Richtlinien. Der BIO-Landbau arbeitet mit der Natur und den lokalen Umständen: mit Düngern von Tieren, natürlichen Pflanzenschutzmitteln, Pflanzensorten und Tierrassen.
Vor 30 Jahren: «Seid ihr im Rheinwald eigentlich noch richtige Bauern oder nur noch Hobbybauern!?»
Christian Simmen, Präsident der Gemeinde Rheinwald und Geschäftsführer der Sennerei Nufenen, erzählt, dass der Umstieg auf BIO-Landbau 1993 stattfand. Am Plantahof konnte man damals schon Biodiversität als Wahlfach wählen.
Der Umstieg auf BIO-Landbau verlief gut und einfach. Allerdings mussten ein paar Bauern ihren Stall ein bisschen umbauen, aber dies eher aus Gründen des Tierschutzes.
Am Plantahof waren die Meinungen zu biologischer und konventioneller Landwirtschaft damals sehr unterschiedlich. «Seid ihr im Rheinwald eigentlich noch richtige Bauern oder nur noch Hobbybauern!», hörte der damals 21-Jährige Simmen von seinen Mitschülern am Plantahof oft.
Das Hauptargument für BIO-Landbau war der bessere Milchpreis, und dass die Grossverteiler, z. B Coop, viele BIO-Produkte kauften. Im Kanton Graubünden waren die Sennereigenossenschaften Nufenen und Hinterrhein die Ersten, die auf Bio-Produktion umstiegen.
BIO – Ansicht von heute
Die Vorteile sind: Die Bauern bekommen Direktzahlungen. Ihre Betriebe erscheinen auf den Produkten als BIO-Höfe. Und es ist eine gute Produktion für das Tierwohl.
Die Nachteile sind: Man hat es mit vielen Richtlinien und Auflagen zu tun. Der Verkauf von BIO-Produkten ist momentan schwierig, wegen der Inflation haben die Leute weniger Geld.
Bündner BIO-Bergkäse wurde zuerst nur in der Schweiz verkauft, später dann auch nach Deutschland exportiert. So hat sich der Verkauf von Bündner BIO-Bergkäse stark verbessert, bis vor einem Jahr. Es ist jetzt eine schwierige Zeit, weil der Franken stark ist. Allerdings war der Verkauf während der Coronazeit sehr stark, denn die Leute hatten Zeit und Geld.
Wie ist BIO ins Rheinwald gekommen?
Paul Urech beriet damals das Rheinwald, Avers, Schams und den Heinzenberg als BIO-Berater. Er erzählt, dass die konventionellen Bauern nicht mal wussten, was BIO-Landbau überhaupt bedeutet. Als er 1991 ins Rheinwald kam waren die Meinungen der Bauern zu dieser Produktionsart nicht immer positiv.
Im Winter 1991/92 fanden die Abstimmungen im Rheinwald zum Thema «BIO-Landbau» statt. Ab dem 1. Mai 1992 konnten die Sennereigenossenschaften Hinterrhein und Nufenen gekennzeichneten BIO-Bergkäse verkaufen.
Die Sennereigenossenschaften Hinterrhein und Nufenen schlossen sich zusammen zur Sennereigenossenschaft Nufenen. Im Juli 1992 startete der Milchverarbeiter Toni einen Testverkauf mit dem BIO-Bergkäse. Dieser Käse war schon nach kurzer Zeit ausverkauft.
1993 kam Coop mit dem Naturaplan Projekt, welches auf umwelt- und tiergerechte Bio-Lebensmittel setzt. Der Umstieg auf BIO war im Rheinwald noch nicht einmal ganz fertig. Aber die Senerei verkaufte den BIO-Bergkäse dem Coop. Schon nach einem halben Jahr war der Käse ausverkauft. Splügen stellte dann auch auf BIO um, so dass Coop das ganze Jahr BIO-Bergkäse zum Verkauf hatte.
Sufers war immer noch nicht auf BIO umgestiegen. Der Alpmeister warnte: «Wenn ihr Sufner Bauern nicht auf BIO umsteigt, dann dürft ihr mit euren Kühe nicht auf die Splügner Alpen kommen.» So stiegen die Sufner Bauern auch auf BIO um. Paul Urech meint, dass der Verkauf von BIO-Produkten in den nächsten Jahren steigen wird.
Vielfältige Projekte von Bio Berater Paul Urech
Paul Urech startete seine Projekte nach seiner Pensionierung 2015. Ein Projekt ist im Ökodorf Adéta, im afrikanischen Staat Togo. Togo ist eines der ärmsten Länder von Afrika.
Der Betrieb, dem er half, hatte eine Fläche von 100 Hektaren. Dieser Betrieb wollte er auf BIO-Landbau umstellen.
Der Betrieb dort hatte aber Besitzerprobleme. Es war noch nicht genau geregelt, wem das Land gehörte. So sagte Paul Urech, dass er dort nicht weiterhelfen wollte, bevor das nicht geregelt sei.
Ein anderes Projekt ist in Indien. Auch dort wollte er den Betrieb auf BIO umstellen. Mit Hilfe von Komposthaufen konnte er schon nach wenigen Jahren die Bodenfruchtbarkeit deutlich erhöhen. Die Fläche, welche biologisch bewirtschaftet wird, hat sich innerhalb von zwei Jahren vervierfacht.