Fashion: Das war die Mode im Kaiserreich
Fashion war schon im 19. Jahrhundert ein grosses Thema – bei beiden Geschlechtern. Sie wandelte sich jedoch zur Jahrhundertwende enorm.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts verschwanden enorm ausladende Röcke.
- Bei den Herren kam der klassische Gehrock aus der Mode.
Im deutschsprachigen Raum ist mit der Kaiserzeit in der Regel das deutsche Kaiserreich von 1871 bis 1918 gemeint. Andere Bezeichnungen für die gleiche Epoche sind unter anderem das Wilhelminische Zeitalter in Deutschland.
In Grossbritannien wird von der edwardianische Zeit und in Frankreich von der Belle Epoque gesprochen. Ebenfalls verbreitet ist der Begriff Fin de Siècle (zu Deutsch: Ende des Jahrhunderts).
Fashion in der Kaiserzeit
Die grösste Veränderung in der Damenmode dieser Zeit war das Ende ausgesprochen üppiger Kleider. Noch bis 1870 trugen Damen enorm ausladende Röcke, die von einem Gestell aus Holz, Fischbein oder sogar Stahl getragen wurden. Dieses Gestell wurde als Krinoline oder Reifrock bezeichnet.
Röcke mit Krinoline waren nicht nur unglaublich raumgreifend, sondern stellten auch eine echte Todesgefahr dar: Ab Mitte des Jahrhunderts starben laut «Spiegel» alleine in England über 3000 Frauen durch brennende Kleider. Oft konnten sie sich nicht aus den Gestellen befreien oder durch Türen ins Freie flüchten.
Mit der Kaiserzeit wurde die Krinoline zunächst durch eine Tournüre ersetzt. Diese bauschte den Rock nur noch mit einem kleinen Gestell über dem Gesäss auf. Zum Ende des Jahrhunderts verschwand dann auch die Tournüre aus der Fashion. Kleider durften nun glatt am Körper herabfallen und die individuelle weibliche Figur präsentieren.
Die Mode der Belle Epoque
In Sachen Fashion war Frankreich nach wie vor tonangebend. Und so war die Mode der Kaiserzeit in Deutschland und der Schweiz stark vom Nachbarn beeinflusst. Die Röcke mochten jetzt lockerer fallen, doch das Korsett blieb der Damenwelt weiterhin erhalten.
Dies führte in der Belle Epoque zur dominanten Wespentaille: Oberteile zeigten sich ausladend mit überdimensionierten Puffärmeln, Spitzen und Rüschen, ehe sie in eine möglichst schmale Taille übergingen.
Aus der Taille entsprang dann wieder der bodenlange Rock, der ebenfalls gerne mit Rüschen verziert sein durfte. Ergänzt wurde das Outfit durch Jäckchen wie das Paletot und das Mantelet.
Hüte wie Wagenräder
Ein auffälliges Merkmal der Fashion jener Epoche waren die üppigen Accessoires, die diese Kleider begleiteten. Damenhüte waren oft so gross wie Wagenräder und zusätzlich mit ausladenden Federn verziert. Ergänzt wurden sie von eleganten Parasols – Sonnenschirmen aus feiner Spitze – und langen Handschuhen.
In den Sommermonaten und in überheizten Innenräumen sorgen elegante Fächer für dezente Kühlung. Im Winter wärmte eine üppige Stola aus Tierfell die oft unbekleidete Hals- und Schulterpartie.
Nicht fehlen durfte ein Handtäschchen, das unter Namen wie Pompadour oder Réticule bekannt war. Darin trugen die Damen wichtige Kleinigkeiten, wie ein Taschentuch und das Riechsalz.
Die Herrenmode der Kaiserzeit
Der grösste Wandel in der Herrenmode hatte sich bereits einige Jahrzehnte zuvor ergeben: Knielange Hosen und Strümpfe wurden im frühen 19. Jahrhundert durch lange Hosen ersetzt. So gab es zur Kaiserzeit entsprechend weniger grosse Änderungen in der Fashion der Herren.
Die Anzüge nahmen allmählich die bis heute bekannte Form an. Die Rückseite des Gehrocks um 1870 hatte noch bis zu den Knien gereicht. Bis zur Jahrhundertwende war diese knapp unter dem Gesäss.
Für diesen neuen Schnitt bürgerte sich der englische Name Cut ein. Lediglich in der Abendmode hielt sich weiterhin der Frack. Der wird auch heute noch zu besonderen Anlässen hervorgeholt.
Erfreulich vor allem für die Damenwelt: Die Bartmode der viktorianischen Epoche mit üppigen Koteletten und buschigen Bärten ging ebenfalls zu Ende. Zur Jahrhundertwende zeigten die Herren wieder ihre Gesichter und schmückten sie nur noch mit Schnauzbärte.