Informationskompetenz: Das Spiel mit den Erwartungen
Erwartungen beeinflussen unsere Informationsverarbeitung und Entscheidungsfindung. Mit psychologischen Kniffen können die Erwartungen manipuliert werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Erwartungen beeinflussen unsere Entscheidungsfindung und Meinungsbildung.
- Die Manipulation der Erwartungen kann zu unerwünschten Entscheidungen führen.
- Informationskompetenz hilft, manipulativ gesetzte Erwartungen zu erkennen und vermeiden.
Erwartungen spielen eine entscheidende Rolle, wie wir Informationen verarbeiten, Entscheidungen treffen und unsere Meinungen bilden. Mithilfe von psychologischen Kniffen können die Erwartungen und damit auch die Entscheidungsfindung beeinflusst werden.
Beliebte psychologische Mechanismen sind die Desinformationstechniken der abgesenkten Erwartungen (in Englisch Lowered Expectations) und der Verankerung (Anchoring).
Abgesenkte Erwartungen
Die Technik der abgesenkten Erwartungen bezieht sich auf die bewusste oder unbewusste Herabsetzung der Erwartungshaltung einer Person oder Gruppe. Das Ziel ist oft, eine Zufriedenheit mit weniger als dem Optimalen oder dem eigentlich Erwarteten zu erzeugen.
Menschen neigen dazu, ihre Zufriedenheit nicht nur anhand der tatsächlichen Ergebnisse zu bewerten, sondern auch im Vergleich zu ihren Erwartungen. Dies kann durch verschiedene Mittel erreicht werden, wie das Setzen niedriger Standards oder das Herunterspielen von Möglichkeiten. Wenn die Erwartungen niedrig gehalten werden, wirken selbst mässige Ergebnisse erfreulich.
Verankerungseffekte
Die Verankerung ist ein psychologischer Effekt, bei dem Menschen sich bei ihren Entscheidungen auf den ersten ihnen präsentierten Wert stützen. Unabhängig von dessen Relevanz kann der Anker die Entscheidungsfindung stark beeinflussen.
Selbst wenn diese initiale Verankerung später korrigiert oder widerlegt wird, haftet sie oft im Unterbewusstsein und beeinflusst weiterhin die Wahrnehmung.
Auswirkungen
Beide Techniken können sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Einerseits können sie dazu beitragen, unrealistische Erwartungen zu vermeiden und Enttäuschungen zu minimieren. Andererseits können sie aber auch manipulativ eingesetzt werden, um Menschen zu Entscheidungen zu bewegen, die sie sonst nicht getroffen hätten.
Es ist wichtig, zu hinterfragen, warum jemand Einfluss auf die Erwartungshaltung nimmt. Insbesondere sollte man vorsichtig gegenüber Zahlen und Fakten sein, die zu Beginn einer Argumentation präsentiert werden.
Beispiele manipulierter Erwartungen
Wenn Politiker die Schwierigkeiten und Herausforderungen eines politischen Prozesses betonen, nutzen sie die Technik der abgesenkten Erwartungen. Damit reduzieren sie die Erwartungen an das Endergebnis. Wenn das Ergebnis dann besser als die niedrig gehaltenen Erwartungen ausfällt, wird es von der Öffentlichkeit positiver aufgenommen.
Ein häufiges Beispiel für die Verankerung findet sich in der Preisgestaltung. Selbst wenn der Preis nach Verhandlungen gesenkt wird, liegt er oft immer noch über dem Marktwert. Aber der Kunde empfindet den niedrigeren Preis als gutes Angebot, weil er im Vergleich zum ursprünglichen Ankerpreis günstiger erscheint.
Strategien gegen manipulierte Erwartungen
Der erste Schritt, um sich gegen manipulativ gesetzte Erwartungen zu schützen, ist das Bewusstsein für die Effekte dieser Desinformationsstrategie. Die Informationskompetenz zu stärken, indem man aktiv nach zusätzlichen Informationen sucht und die Information hinterfragt, ist ein weiterer wichtiger Schritt.
Anstatt sich auf die gesetzten Erwartungen zu verlassen, sollte man eigene, gut fundierte Referenzpunkte entwickeln. Hilfreich ist auch, eine breite Perspektive einzunehmen und den Kontext der präsentierten Information zu berücksichtigen.
Durch die Anwendung dieser Strategien kann man die potenziell irreführenden Auswirkungen erkennen und abmildern.
