Outdoor: Was ist so gefährlich an der Eiger-Nordwand?
Selbst bei erfahrenen Bergsteigern und Outdoor-Fans löst der Name Eiger-Nordwand Ehrfurcht aus. Aber warum eigentlich?
Das Wichtigste in Kürze
- Die 1800 Meter hohe Nordwand des Eiger ist eine der gefährlichsten Routen der Welt.
- Insgesamt kamen über 70 Alpinisten an der Nordwand ums Leben.
Mittlerweile gilt die Eiger-Nordwand als nicht mehr so tödlich wie früher. Auch weil eine Rettung aus der Wand deutlich leichter möglich ist als bisher. Doch noch immer besitzt sie den höchsten Schwierigkeitsgrad. Nur ganz besonders erfahrene Alpinisten dürfen die gefürchtete Nordwand durchsteigen.
Die steile Nordwand als Herausforderung
Der Eiger ist ein 3967 Meter hoher Berg bei Grindelwald in den Berner Alpen.
Er gehört zum weltberühmten Trio Eiger-Mönch-Jungfrau – einem der bekanntesten Dreigestirne der Alpen. Alle drei besitzen eine imposante steile Nordwand. Doch um keine ranken sich so viele Mythen und Dramen wie um die Eiger-Nordwand.
Der Eiger selbst war kein Problem: Schon 1858 erfolgte die Erstbesteigung über die Westflanke des Berges. 1884 wurde der Gipfel erstmals von Süden her erreicht.
Lediglich die steile Nordwand schien lange Zeit eine zu schwierige Herausforderung. Nicht nur die Höhe machte den Bergsteigern hier zu schaffen, sondern auch plötzliche Wetterwechsel, Lawinen und Steinschlag.
Das Rennen zum Gipfel im Outdoor
In den 1930er-Jahren setzte ein regelrechtes Rennen zum Gipfel über die Nordwand ein, das zahlreiche Todesopfer forderte. 1932 war es vier Schweizern gelungen, den Gipfel über die Nordostflanke zu erreichen. Diese ist heute unter dem Namen Lauper-Route bekannt.
Der erste Versuch der Durchsteigung über die eigentliche Nordseite endete 1935 tödlich für zwei Deutsche aus München. Sie konnten nach einem Wettersturz nicht gerettet werden.
Ein Jahr später folgte der nächste Versuch. Dieser endete ebenso tödlich für zwei Österreicher und zwei Deutsche. Ihr Drama inspirierte mehrere Bücher und Filme, die zur Legende um die Eiger-Nordwand beitrugen.
Die Statistik des Schweizer Alpen-Club (SAC) zählte noch weitere Todesopfer. Dies, bis es zwei Seilschaften im August 1938 endlich gelang, den Gipfel über die Nordwand zu erreichen. Das schafften die Deutschen Anderl Heckmair und Ludwig Vörg sowie der Österreicher Heinrich Harrer.
Die Eiger-Nordwand bis heute
Nachdem der Bann gebrochen war, erreichen in den folgenden Jahren immer mehr Bergsteiger den Gipfel des Eiger über die Nordwand. Massgeblichen Anteil daran hatte auch die Entwicklung einer moderner, besseren Ausrüstung.
Dennoch kam es immer wieder zu Todesfällen, meist aufgrund der unberechenbaren Wetterstürze an der Nordwand – auch noch im 21. Jahrhundert.
Heute gibt es mehrere sogenannte Direttissima-Routen: So werden direkte Aufstiegsrouten zum Gipfel ohne Umwege genannt. Sie führen schneller zum Ziel, sind aber auch anstrengender.
Wie enorm die Fortschritte beim Outdoor-Equipment sind, zeigen die Zeiten. Die ersten Bergsteiger quälten sich über mehrere Tage bis zum Gipfel.
Der Rekord für den Alleingang liegt bei zwei Stunden und 22 Minuten. Ueli Steck stellte ihn am 16. November 2015 auf. Der Rekord für eine Seilschaft liegt bei drei Stunden und 46 Minuten.
Der Aufstieg heute
Mittlerweile ist die beliebteste Strecke die Heckmair-Route: Auf drei Kilometer Länge müssen 1800 Höhenmeter und 80 Grad steile Passagen überwunden werden. Sie trägt den Schwierigkeitsgrad «äusserst schwierig» (AS).
Bis heute ist sie besonders erfahrenen Alpinisten vorbehalten und nimmt zwei Tage – mit Zwischenübernachtung im Biwak – in Anspruch.
Ansonsten haben Outdoor-Fans eine andere Möglichkeit, den legendären Eiger zu besuchen. Möglich ist das auf dem sogenannten Eigertrail. Dieser beginnt bei Alpiglen auf 1610 Meter Höhe.
Von hier führt ein Wanderweg über sechs Kilometer am Eiger vorbei. Er überwindet dabei 700 Höhenmeter – die Eiger-Nordwand stets im Blick.