Outdoor: Darf man im Gebirge zelten?
Das Outdoor-Erlebnis wird für viele Menschen erst mit dem Zelten fernab der Zivilisation komplett. Allerdings sind in der Schweiz viele Regeln zu beachten.
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Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Campingplätze verzeichneten 2023 fast fünf Millionen Logiernächte.
- Das sogenannte Wildcampen ist strengen Regeln unterworfen.
Seit einigen Jahren boomt der Campingurlaub in all seinen Formen. Mehrere Faktoren haben zu dieser Entwicklung beigetragen: Die Corona-Pandemie hat Urlaubsformen populär gemacht, bei denen enger Kontakt zu anderen Menschen vermieden wird. Zum Beispiel in Hotels und Ferienanlagen.
Jüngere Menschen lassen sich in den sozialen Medien von Hashtags wie #Vanlife inspirieren. Ältere Menschen wiederum nutzen die Freizeit der Pension, um viele Wochen lang durch schöne Regionen zu streifen. Und schliesslich gibt es immer mehr Menschen, die im Outdoor ihre Herausforderung suchen.
Grosses Angebot an Campingplätzen in der Schweiz
Wildcampen, also das Zelten in der Wildnis, ist in der Schweiz zwar nicht grundsätzlich verboten, aber vielen Einschränkungen unterworfen. Nötig ist es übrigens nicht: In der ganzen Schweiz gibt es tolle Campingplätze.
Diese zählten laut offizieller Beherbergungsstatistik des Bundesamtes für Statistik 4'906'777 Logiernächte im Jahr 2023. Dabei unterscheidet die Parahotellerie jedoch nicht zwischen Standplätzen für teure Wohnmobile und für einfache Zelte.
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Campingplätze bieten viele Vorteile von Duschanlagen und Gastronomie bis zu touristischen Einrichtungen. So warten die Campingplätze im sonnigen Tessin häufig mit Swimmingpools und sogar Privatstränden an Seen wie dem Lago Maggiore auf.
Nachteil der Campingplätze ist natürlich der Rummel, denn in der Hauptsaison sind die Plätze in der Regel voll belegt. Wer das einsame Outdoor-Abenteuer in den Bergen sucht, der wird hier nicht glücklich.
Outdoor: Zelten in den Schweizer Bergen
Ein Kompromiss sind kleinere Waldcampingplätze ohne umfangreiche touristische Infrastruktur. Wer jedoch wirklich wild campen möchte, der muss wichtige Regeln beachten. So ist es nicht erlaubt, das eigene Zelt in schweizerischen Nationalparks und Naturschutzgebieten aufzuschlagen. Ebenso in eidgenössischen Jagdbanngebieten und Wildruhezonen während der Schutzzeit.
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Da die Kantone individuelle Regeln festlegen können, ist es sinnvoll, vorab auf der Website des geplanten Ziels nachzusehen. In einigen touristisch beliebten Kantonen wie Aargau, Jura oder Graubünden ist das Wildcampen sogar komplett untersagt.
Outdoor in den Bergen: Je höher, umso besser
Dort, wo es erlaubt ist, sollten weitere Regeln beachtet werden. Grundsätzlich gilt das Zelten in den Höhenlagen der Berge oberhalb der Waldgrenze als besonders unproblematisch. Hier mussen nur ausgewiesene Schutzgebiete vermieden werden. Viele Berghütten erlauben es, in der Nähe das Zelt aufzuschlagen.
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Zu vermeiden ist das Zelten an ökologisch sensiblen Standorten. Dazu gehören vor allem die obere Waldgrenze, Feuchtgebiete und Auen: Orte, an denen sich viele wilde Tiere tummeln, die nicht gestört werden sollen.
Im Outdoor: Notbiwakieren ist immer erlaubt
Wer längere Zeit Outdoor unterwegs ist, kennt das Problem: Durch Verzögerungen ist es abends nicht mehr möglich, die geplante Berghütte zu erreichen oder ins Tal abzusteigen. Ein Notbiwak ist dann überall erlaubt, sogar in Schutzgebieten.
Allerdings kommt es bei Kontrollen häufig zu Diskussionen, ob es sich wirklich um eine Notlage handelte oder nicht. Hilfreich ist es dann, Beweise vorlegen zu können, zum Beispiel die Buchung eines Campingplatzes, der nicht mehr erreicht werden konnte.
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Grundsätzlich gilt für das Zelten im Gebirge – geplant oder ungeplant – die Regel: Hinterlasse nichts als deine Fussspuren. Soll heissen, dass jede Art von Abfällen unbedingt eingesammelt und mitgenommen werden muss.
Idealerweise auch Taschentücher, die für den Toilettengang in der Wildnis verwendet wurden, da diese sehr lange brauchen, bis sie verrotten. Das Geschäft selbst sollte im Boden verscharrt werden.
Wer sich rücksichtsvoll verhält und keine Spuren hinterlässt, wird dann auch eher auf Verständnis stossen. Selbst dann, wenn es sich nicht wirklich um einen Notbiwak handelte.