Raiffeisen Vorsorgebarometer 2020 – Gedanken dazu von FinanzFabio
Die Raiffeisen hat 2020 in Zusammenarbeit mit der ZHAW die dritte Ausgabe des Raiffeisen Vorsorgebarometer der CH veröffentlicht. FinanzFabio über die Studie.
Das Wichtigste in Kürze
- FinanzFabio ist Finanzplaner und Finanzblogger.
- Beim Raiffeisen Vorsorgebarometer 2020 wurden 1'028 Personen zwischen 18 und 65 befragt.
- Für Nau.ch präsentiert FinanzFabio die Resultate der Studie und seine Gedanken dazu.
Gemäss dem Raiffeisen Vorsorgebarometer haben 77,9 Prozent endlich verstanden, dass sie selbst verantwortlich für die Altersvorsorge sind. Diese Zahl beruhigt mich doch sehr.
12,5 Prozent denkt immer noch, der Staat sei dafür verantwortlich. Wie kann man so leben? Woher kommt diese Illusion? Ja, die Schweiz ist ein reiches Land. Wir sind aber acht Millionen Menschen, das kann die Schweiz nicht ewig alleine finanzieren.
Nur 6,5 Prozent denken, der Arbeitgeber sei dafür verantwortlich. Welcher Arbeitgeber jetzt genau? Der, bei dem du deine Lehre gemacht hast, oder dein letzter oder doch der eine zwischendrin?
Wissen über die Vorsorge
Speziell die 18- bis 30-Jährigen hätten ein geringes Wissen um die Vorsorge. Wenig erstaunlich, da noch nicht alle in diesem Alter FinanzFabio lesen.
Spannend finde ich hier, dass 16,6 Prozent angeben, ein überdurchschnittliches Wissen über die Vorsorge zu haben. Die haben sicher meinen Newsletter abonniert, solltest du vielleicht auch machen. Diese Leute schauen sich auch eher einmal den Vorsorgeausweis der Pensionskasse an.
Fast 50 Prozent geben sogar an, diesen vertieft durchzulesen, 43,6 Prozent wenigstens flüchtig. Falls du zu zweiten Gruppe gehörst, hier erkläre ich, wie man einen Vorsorgeausweis liest.
Erwähnen möchte ich hier noch, dass speziell Frauen den Vorsorgeausweis nicht genau anschauen. Das kann daran liegen, dass viele Frauen aufgrund von Teilzeitarbeit nicht versichert sind.
Vertrauen in unser Drei-Säulen-System bleibt tief
Hier habe ich fast mein Bier wieder ausgespuckt. Die erste Säule AHV geniesst mehr Vertrauen als die zweite Säule BVG. Hä, bitte was?
Ja, die Pensionskassen hatten auch schon bessere Tage hinter sich. Und ja, es findet bereits eine Umverteilung statt, die nicht sein sollte. Trotzdem hast du hier noch die Möglichkeit, an dein Geld zu kommen, im Gegensatz zur AHV.
Selbst das Vertrauen in die Säule 3a nahm im Vergleich zum Vorjahr ab. Nur noch 43 Prozent glauben daran. Letztes Jahr waren es noch 46 Prozent. Woran glaubt die Schweiz dann noch?
Jeder Zehnte möchte in Zukunft mehr sparen
Spannend ist hier, dass vor allem die Jungen mehr sparen wollen. Die 51- bis 65-Jährigen wollen nämlich plötzlich weniger sparen? Wie bitte? In diesem Alter sollten eure Kids draussen sein und Einkäufe in die PK lohnen sich so richtig – gebt Gas!
Leider bringt Sparen heute einfach nicht mehr viel, wenn wir vom normalen Sparen auf dem Sparkonto ausgehen. Wenn du heute nicht mit Investieren in ETF und Aktien beginnst, nützen dir die Krümel auf dem Sparkonto auch nichts.
Das Rentenalter soll angepasst werden
1/3 spricht sich für eine Rente mit 65 für alle, also auch für die Frauen. Ich verrate euch jetzt ein Geheimnis: Das wird auf keinen Fall reichen. Gewöhne dich schon mal an den Gedanken einer Rente ab 70.
29,8 Prozent sprechen sich sogar dafür aus, kein fixes Rentenalter zu wollen. Es soll ein Mechanismus eingebaut werden, der das Rentenalter automatisch anpasst.
Quasi wie in Schweden. Spannende Idee, wäre an einem Vorschlag zur Umsetzung interessiert.
Ist die Frühpensionierung noch möglich?
4,7 Prozent wollen mehr als fünf Jahre vor dem ordentlichen Pensionsalter in Rente. Ich drücke euch die Daumen, gehöre auch zu diesen 4,7 Prozent. Spannend wäre zu wissen, wie sich diese Leute das vorstellen?
Bei mir ist klar, ich setze auf eine sehr einfache Strategie. Mehr Vermögenswerte als Verbindlichkeiten. ETFs, Aktien und Immobilien sollen meinen Traum wahr werden lassen. Das Sparkonto fehlt bewusst in dieser Aufzählung.
Gerne würden, gemäss Raiffeisen Vorsorgebarometer, 16,4 Prozent 1 bis 3 Jahre vorher in Pension gehen. Persönlich halte ich dies noch immer realistisch und dies kann mit einem frühzeitigen Finanzplan realisiert werden. Hier muss man aber selbst handeln und seinen Lebensstandard bewusst runterfahren.
Ganze 46,9 Prozent wollen doch noch bis zum ordentlichen Pensionsalter arbeiten. Diese Zahl erstaunt mich zwar, bin aber froh, wenn so viele an unserem System festhalten.
Rente oder Kapital
Für mich als Finanzplaner immer die spannendste Frage. Wie tickt mein Kunde, wie geht er mit Geld um, kann er überhaupt damit wirtschaften.
45 Prozent wollen eine monatliche Rente. Wer über keine finanzielle Bildung verfügt, ist damit wohl auch am besten aufgehoben.
Leider sind genau diese monatlichen Renten das Problem der Pensionskassen. Ausser dass sie zu wenig in Aktien investieren natürlich.
Etwas mehr als ein Drittel möchte einen Teil als monatliche Rente und einen Teil als Kapital ausbezahlt haben. Hier wäre auch spannend, was die Gedanken dahinter sind.
Für den vollständigen Kapitalbezug entscheiden sich nur 13,8 Prozent, was mich doch erstaunt. Hätte jetzt vermutet, dass es mehr sind. Spannend was der Raiffeisen Vorsorgebarometer aufdeckt.
Ich behaupte jetzt mal, dass sich diese Menschen wohl auch viel bewusster sind, was sie machen. Meist haben diese auch bereits ein passives Einkommen aus Mieteinnahmen und Dividenden.
Beratung bei einer Kontoeröffnung gewünscht
Sage und schreibe 61,2 Prozent der Bevölkerung, wünscht bei der Säule 3a Kontoeröffnung von einem Berater an die Hand genommen zu werden.
Ein grosser Teil wird also nie ein VIAC-Konto eröffnen und nicht das Maximum aus seinem 3a-Geld holen. Schade!
10,4 Prozent wünscht sich dafür eine Beratung vor Ort, eröffnet das Konto aber online. Kann mir das bitte einer erklären? Wenn du ja eh schon da bist, mach es doch einfach.
Frauen hören übrigens häufiger auf die Empfehlung von Verwandten und Bekannten. Meine Meinung dazu: Wenn diese Leute nicht reich sind, höre nicht auf sie. Mach es besser, informiere dich selbst.
Wann wird das Thema Altersvorsorge spannend
Hier habe ich ein wenig mühe, dem Raiffeisen Vorsorgebarometer zu glauben.
44,5 Prozent, also fast die Hälfte, gibt an, man solle sich schon beim ersten Job damit beschäftigen. Wenn das so viele angeben, warum tut es dann keiner?
Weiter wird hier Selbstständigkeit, Kauf des Wohneigentums, ab Alter 50 und bei Familiengründung erwähnt. Ganz klar wurde hier die falsche Frage gestellt.
Ja, bei all diesen Punkten sollte man sich um die Altersvorsorge kümmern. Wichtiger wäre aber die Frage, wann sie es effektiv getan haben.
Vorkehrungen für den Todesfall treffen
29 Prozent haben eine Lebensversicherung abgeschlossen. Das bestätigt in etwa meine Erfahrung mit meinen Lesern und Kunden.
Jeder Fünfte hat eine Vollmacht erstellt und 14,8 Prozent ein Testament geschrieben. Krass wenig nicht?
Warum die Patientenverfügung (21,6 Prozent) und der Vorsorgeauftrag (13,6 Prozent) bei den Vorkehrungen für den Todesfall von der Raiffeisen aufgeführt wird, weiss ich auch nicht.
Lediglich 6,5 Prozent haben eine Beratung für eine Finanzplanung in Anspruch genommen. Also jetzt mal ernsthaft, das lohnt sich wirklich. Ja eine Finanzplanung kostet gut etwa 4’000 Franken, die holst du aber locker raus – versprochen.
Nichts Neues, manchmal schockierend, manchmal wie erwartet
Der Raiffeisen Vorsorgebarometer 2020 hat nicht wirklich Neues ans Tageslicht geführt. Ehrlich schockiert bin ich nur darüber, wie viel vertrauen die AHV noch geniesst. Sogar mehr als die Pensionskassen.
Vieles habe ich so erwartet, schön hat man es jetzt schwarz auf weiss in einer repräsentativen Umfrage. Den Raiffeisen Vorsorgebarometer finde ich daher unglaublich wertvoll.
Viele haben es bereits gecheckt, dein Geld ist deine Verantwortung, speziell deine Vorsorge. Deine Verantwortung heisst aber nicht, dass du dir von niemanden helfen lassen sollst. Nur Hilfe holen, musst du selbst. Und ETFs kaufen.
Bis bald,
FinanzFabio
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FinanzFabio will mit finanzieller Bildung auf seinem Blog die Schweiz vor der Altersarmut retten. Er glaubt nicht mehr an die AHV.
www.finanzfabio.ch.