Sieben Finanzfehler in unseren 20ern
Zwischen 20 und 30 ist viel los. Karriere, Reisen und Liebe. FinanzFabio erklärt die sieben grössten Finanzfehler am Anfang unseres eigenen Geldes.
Das Wichtigste in Kürze
- FinanzFabio ist Finanzplaner und Finanzblogger.
- Für Nau.ch erklärt er, welche die sieben grössten Finanzfehler in unseren 20ern sind.
- Kannst du es dir nicht leisten zu kaufen, dann kannst du erst recht nicht leasen.
In unseren 20er Jahren gibt es viel zu tun. Weiterbilden, reisen, Karriere machen, den Partner fürs Leben finden, und so weiter. Gleichzeitig ist es aber die Phase in unserem Leben, die massgebend für unsere finanzielle Zukunft sein kann.
Hier die sieben grössten Finanzfehler am Anfang unseres eigenen Geldes.
1. Finanzfehler: Leasing
Ein Auto zu leasen ist der grösste Fehler, den du in deinen jungen Jahren machen kannst. Wenn wir Budgetberatungen machen bei Leuten in den 20ern sind die zwei Hauptgründe für Schulden entweder ein Leasing oder die ersten beiden Steuerrechnungen kamen unerwartet zusammen.
Dass die Steuern unerwartet hoch sind nach dem ersten Arbeitsjahr, verstehe ich ja ein wenig.
Dass man aber denkt, ein Leasing sei eine gute Idee, verstehe ich nicht. Ein Auto zu leasen, das fast so viel kostet wie ein Jahreslohn, während man aber selbst keine drei Monatslöhne auf der hohen Kante hat – wie soll das bitte funktionieren?
Warum machen wir das? Von A nach B kommst du auch mit einer Schrottkarre, die den MFK gerade noch geschafft hat. Um Leute zu beeindrucken?
Mehr Schein als Sein? Wir können dir eines sagen: «nobody gives a shit.» Niemand interessiert es, was du für ein Auto fährst. Ausser deine Ehefrau, wenn ihr gerade Kinder bekommen habt.
Aber dann will sie ein sicheres Auto und nicht den krassen Sound.
Mit dem Leasing alleine ist es dann auch nicht getan. Du bist gezwungen, eine Vollkaskoversicherung abzuschliessen.
Die Anschaffung des Autos konntest du dir nicht leisten? Dann wirst du auch Probleme haben den Unterhalt dafür zu finanzieren.
Der Leasingvertrag läuft aus und was jetzt? Das Auto rauszukaufen ist teuer. So teuer, dass du es wohl nicht bezahlen kannst. Und was machst du dann?
Genau, ein neues Auto leasen. Du bist in einem Teufelskreis, aus dem du so schnell nicht mehr herauskommst. Durch Verzicht kannst du es noch schaffen.
Gib das Auto zurück und kauf dir eine Schrottkarre für 3‘000 Franken.
2. Finanzfehler: Steuern nicht einberechnet
Nach der Ausbildung wird der erste Lohn mal so richtig bis auf den letzten Rappen auf den Kopf gehauen. Und das ist auch gut so.
Mit dem zweiten Lohn solltest du aber bereits anfangen zu sparen. Und ich empfehle, mindestens 20 Prozent von deinem Nettolohn zu sparen. Immer.
Sobald du verdienst, rechne mit bis 1.5 Monatslöhnen für deine Steuern. Kein Witz! Es ist viel, es ist scheisse, aber es ist nun mal so.
3. Finanzfehler: Konsumschulden
Ein Phänomen. Wir können heute alles sofort haben. Wir gehen in einen Laden, sehen einen Fernseher, der uns gefällt und nehmen den mit nach Hause.
Bezahlen tun wir ihn nicht. Das können wir bequem in kleinen Raten Monat für Monat. Und das geht mit allem. Und die Raten summieren sich.
Dazu bezahlen wir immer mehr, weil wir einen Aufpreis dafür bezahlen. Das Schlimmste, wir brauchen nicht einmal eine richtige Kreditkarte dafür. Die Kundenkarte reicht schon.
Es ist dasselbe wie mit dem Auto. Kannst du es dir nicht leisten es zu kaufen, kannst du es dir erst recht nicht leisten, es zu leasen.
4. Finanzfehler: Kreditkarten
Ich glaube, Kreditkarten sind das einzige Zahlungsmittel in der Hölle. Es ist ein Teufelskreis mit ihnen.
Überall kann man bereits mit ihnen bezahlen. Runzeln einige Verkäufer noch die Stirn, wenn du eine Amex ziehst, hast du mit einer Mastercard nie Probleme. Ohne das ich jetzt Werbung für Mastercard machen will.
Das Problem mit den Kreditkarten ist die Teilzahlung. Hast du die Karte einmal voll ausgeschöpft und überzogen, bieten dir die Kreditkartengesellschaften die Möglichkeit, eine Mindestteilzahlung zu tätigen.
Tust du das, wirst du nicht gemahnt. Wieso sollten sie dich auch mahnen? Jetzt verdienen sie nämlich Kohle. Und zwar richtig viel. Kreditkarten haben Wucherzinsen bis zu 14.9 Prozent.
Schlimmer als ein Kleinkredit. Das Beste an ihrem System ist aber, dass du auf dem gesamten Betrag die Zinsen bezahlen musst, bis die ganze Rechnung bezahlt ist.
Sprich, wenn du bereits 50 Prozent der Rechnung beglich hast, bezahlst du für diese 50 Prozent trotzdem Zinsen. Ihr merkt, die Oberabzocker schlechthin.
Es ist viel zu einfach, an eine Kreditkarte zu kommen. Von Haus aus ist die Limite schon viel zu hoch festgelegt. Sie wollen, dass du dich verschuldest.
Natürlich gibt es Leute, die ihre Kreditkartenabrechnungen im Griff haben.
Persönlich benutze ich sie auch jeden Tag. Aber ich habe ein Sparkonto, welches mehr Geld drauf hat als meine Limite. Ihr wisst ja, der Notgroschen.
5. Finanzfehler: Fixkosten nicht berechnen
Fixkosten sind scheisse. Punkt. Je höher deine Fixkosten, umso niedriger deine Sparquote. Prüfe deine Fixkosten regelmässig.
Es lohnt sich, dir darüber Gedanken zu machen, wie du diese minimieren kannst. Mehr dazu in einem nächsten Beitrag.
6. Finanzfehler: Mit anderen mithalten wollen
Zwischen 20 und 30 entwickeln wir uns nochmals rasant. Wir finden mehr zu uns, wir werden langsam erwachsen.
Nun ja, Aussetzer gibt es immer wieder. Vor allem am Wochenende. Was sich auch entwickelt sind die Lohnunterschiede. Mit 20 Jahren sind wir alle plus minus im selben Boot. Mit 30 kann es aber wirklich sein, dass der eine doppelt so viel verdient wie der andere.
Fair oder nicht spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass du nicht glauben sollst, mit jemanden mithalten zu müssen, der mehr verdient als du. Bleib dir treu.
Hört mit diesem «mehr Schein als Sein»-Quatsch auf. Es kostet dich jetzt nur Geld, das dir später mehr fehlt als heute.
7. Finanzfehler Geld: nicht anlegen und verdienen
Sparen ist gut, investieren ist besser. Das Team FinanzFabio möchte dir von Herzen nahe legen, frühzeitig anzufangen zu investieren.
Sobald du deinen Notgroschen auf der Seite hast, dein 3a Konto voll einbezahlt hast, dann fang an zu investieren. Lass dir keine überteuerten Fonds von Banken und Versicherungen aufschwatzen.
Informiere dich über die Börse, lerne Aktien zu kaufen, zu halten und zu verkaufen. Lege dir eine Strategie zugrunde und halte an dieser fest. Wenn dir Aktien zu kompliziert sind, dann tut es auch ein ETF.
Aber vor allem tue irgendwas. Diese zehn Jahre von 20 bis 30 bekommst du nie mehr wieder zurück. Der Zinseszins ist für immer dahin und weg.
Als ich diesen Sommer meine Kontostände in die Steuererklärung eintrug und die Zinsen aufführte, konnte ich nur noch den Kopf schütteln. 0.00 Prozent auf dem Lohnkonto. 0.05 Prozent auf dem Sparkonto. 0.05 Prozent!
Das ist eine absolute Frechheit. Könnt ihr gleich wieder Null hinschreiben. Boah, habe ich mich aufgeregt.
Im Ernst, fangt an zu investieren. Und zwar clever. Zuerst informieren und dann loslegen.
Im Zweifelsfall fragt zuerst euren Banker. Und macht dann das Gegenteil davon.
Bis bald,
FinanzFabio
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FinanzFabio will mit finanzieller Bildung auf seinem Blog die Schweiz vor der Altersarmut retten. Er glaubt nicht mehr an die AHV.
www.finanzfabio.ch