Wenn immer andere an den Jobabsagen Schuld sind

Lucas-Tobias Zehnder
Lucas-Tobias Zehnder

Zürich,

Häufige Stellenwechsel, weil jeder Boss ein Idiot ist. Laufend Absagen bei Bewerbungsgesprächen, weil die anderen unfähig sind. Oder doch nicht?

Selbstwertdienliches Denken Verlierer Karriere
Selbstwertdienliches Denken macht aus Ihnen einen Karriere-Verlierer. - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Menschen werden Opfer ihres selbstwertdienlichen Denkens.
  • Diese Art zu Denken produziert Bewerbungs- und Karriere-Verlierer.
  • Erkennen Sie diesen gefährlichen Gedankenfilter bei sich selbst.

Selbstwertdienliches Denken ist gefährlich. Gerade im Job-Bereich stehen sich viele dadurch selbst im Weg. Sie begehen immer und immer dieselben Fehler, ohne dass sie es merken.

Daniel, der ewige Karriere-Verlierer

Gestatten, das ist «Daniel». Er ist auf Stellensuche und befindet sich gerade mitten im Bewerbungsprozess.

Nach einem weiteren Bewerbungsgespräch kassiert Daniel schon wieder eine Absage. Es ist nicht die erste. Eine kurze Weile des Grübelns bringt ihn zum Schluss, dass er unfair behandelt wurde.

Daniel denkt: «Die kriegen ja eh nichts hin, mit ihren amateurhaften Prozessen.» «Die von der Personalabteilung war doch total unfähig.» «Die werden auf einen Hochstapler hereinfallen, der sich besser verkauft als ich.»

Selbstwertdienliches Denken Job Karriere
Die Wahrheit würde weh tun. Selbstwertdienliches Denken hält viele zurück. - iStock

Die Interviewer waren einfach zu dumm, die wahre Grösse Daniels zu erkennen. Er weiss, wovon er spricht.

Daniel fliegt nämlich immer kurz vor dem Ziel raus. Hat er mal einen Job, verlässt er diesen spätestens nach einem Jahr wieder.

Seine Bosse sind nämlich immer Idioten. Daniel kann ja auch nichts dafür, wenn seine wahre Grösse vom Umfeld einfach nie erkannt wird. Richtig: Schuld sind immer die andern.

Ein Teufelskreis

Interessanterweise zieht sich diese Art des Denkens bei Menschen wie Daniel durchs ganze Leben. Sie drehen sich im Kreis und verfallen einem Muster, welches sich ständig wiederholt.

Auch im Privaten wenden sich immer mehr Menschen von ihnen ab. Es ist ein Teufelskreis.

Wir alle haben Phasen und Bereiche in unserem Leben, bei denen wir auf einem Auge blind sind. Denn: Die Wahrheit würde wehtun.

Lieber streicheln wir die eigene, geschundene Seele und denken selbstwertdienlich.

Absage Bewerbung Schmerz
Jede Zurückweisung schmerzt. Danach beginnt die Suche nach der Ursache. - Pexels

Eine Absage oder Zurückweisung schmerzt ja doch immer ein bisschen, auch wenn man es niemals zugeben würde. Doch selbstwertdienliches Denken ist gefährlich und es ist wichtig, dass man es frühzeitig an sich selbst erkennt.

Wettbewerbsorientiertes Denken – sei ein Sportler!

Der Versuch, selbstwertbedrohende Ereignisse wie ein Sportler hinzunehmen, kann befreiend wirken. Das Gegenteil von selbstwertdienlichem Denken ist nämlich «wettbewerbsorientiertes» Denken.

Die Bewerbung ist ein hervorragendes Beispiel, die Vorzüge wettbewerbsorientierten Denkens aufzuzeigen. Was ist mit Wettbewerb gemeint?

Ganz einfach: Wenn man aufs Spielfeld tritt, muss man auch gewinnen wollen. Wenn Sie ins «Spiel der Bewerber» einsteigen, müssen Sie gewinnen wollen.

Konkret: Sie wollen das Jobangebot. Auf dieses Ziel arbeiten Sie hin. Ob Sie es schlussendlich annehmen oder nicht, ist Ihre Entscheidung.

Adaptieren Sie eine Haltung des Lernens

Wenn Sie das «Spiel der Bewerber» als Wettbewerb sehen, adaptieren Sie eine Haltung des Lernens. Als Sportler auf dem Weg zum Sieg, analysieren Sie Ihre Niederlagen.

«Was kann ICH beim nächsten Mal noch besser machen, was kann ICH optimieren?»

Bewerbung Sport Job
Willkommen auf dem Sportplatz des Lebens! Nicht jeder kriegt eine Medaille. - Pexels

Es ist nicht die Aufgabe des Interviewers, die Stärken des Kandidaten von dessen Augen abzulesen. Es liegt in der Verantwortung des Kandidaten, seine Stärken kommunizieren können.

Also seien wir Sportler! Was kann ich tun, um meine Stärken noch authentischer, noch wirkungsvoller zu kommunizieren?

Und nicht: «Das Einzige was zählt ist doch eh nur Vitamin B und ***-Kriecherei!»  Das ist das selbstwertdienliche Denken der Bewerbungsverlierer.

Diese sind kritikunfähig, selbstgerecht, lassen jegliches diplomatisches Geschick vermissen und sehen sich selbst als das Zentrum der Welt.

Weg mit dem Gedankenfilter!

Selbstwertdienliches Denken ist ein gefährlicher Gedankenfilter. Er verbiegt unsere Wahrnehmung der Realität. Und das nur, damit es uns nicht zu sehr weh tut.

Wir kreieren einen eigenen, kleinen «Safe Space» in unserem Kopf und betrügen uns dabei selbst.

Es ist nun mal einfacher zu glauben, dass ein anderer die Beförderung erhält, weil die Chefin ihn besser mag. Anstatt sich einzugestehen, dass er vielleicht einfach einen besseren Job macht.

Wir alle tragen unsere eigenen Gedankenfilter mit uns herum. Ich wünsche Ihnen viel Mut zur Selbstreflexion und natürlich viel Erfolg auf dem Sportplatz des Lebens!

Ihre Meinung ist gefragt

Fühlen Sie sich ertappt oder angesprochen? Erkennen Sie Menschen aus Ihrem Umfeld wieder?

Wie haben Sie Ihre Phasen selbstwertdienlichen Denkens überwunden? Lassen Sie uns in den Kommentaren diskutieren!

***

Artikel verfasst von Lucas Zehnder

Bewerbungsschreiben Lucas Zehnder
Lucas Zehnder ist Personalberater und Sozialpsychologe - zVg

Lucas Zehnder (38) vermittelt und coacht seit 2012 Fach- und Führungskräften jeder Stufe und blickt hinter die Kulissen der Job-Welt.

Seit 2019 unterhält er seinen Youtube-Kanal «Lucas Training» rund um Bewerbung, Job und Karriere mit bereits über 150 Videos.

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