Die Evolutionsbiologen rätseln schon lange, wieso Frauen mit rund 50 Jahren ihre Fruchtbarkeit verlieren – jetzt scheinen sie eine Erklärung zu haben.
Mikroskopaufnahme einer Injektion eines Spermiums in eine Eizelle (ICSI: Intra Cytoplasmic Sperm Injection), an der Abteilung für Reproduktionsmedizin des Inselspital Bern.
Mikroskopaufnahme einer Injektion eines Spermiums in eine Eizelle (ICSI: Intra Cytoplasmic Sperm Injection), an der Abteilung für Reproduktionsmedizin des Inselspital Bern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Forschende der Uni Wien haben vermutlich das Rätsel um die Menopause gelöst.
  • Der Erbut-«Kleber» der weiblichen Eizelle wird alt, wodurch diese unbrauchbar werden.
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Susanne Huber und Martin Fieder von der Universität Wien verglichen bei 48 Säugetierarten wie Mäusen, Kaninchen, Schafen, Beuteltieren, Wölfen, Löwen, Eisbären, Affen, Elefanten, Menschen, Seekühen und Walen, wie alt die Vertreter dieser Spezies werden und bis zu welchem Alter sie Nachwuchs bekommen.

Während die Tiere mit kurzer Lebensspanne in der Regel bis an ihr Lebensende fruchtbar waren, beendeten die langlebigen Vertreter ihre produktive Phase so wie die Menschen oft weit vor dem Ende ihrer Lebenszeit, berichten sie im Fachjournal «Scientific Reports». Es gäbe also offensichtlich eine zeitliche Obergrenze, wie lange Säugetiere Kinder in die Welt setzen.

Wahrscheinlich setzt die begrenzte Haltbarkeit der Eizellen diese physiologische Grenze, erklärte Huber im Gespräch mit der Nachrichtenagentur APA. Die Eizellen werden bei Säugetieren schon im weiblichen Fötus angelegt und verharren dann in einer Ruhephase (am Ende der Prophase der ersten meiotischen Teilung), bis sie gebraucht werden.

Erbgut-«Kleber» wird alt

Die Erbgut-Stücke (Chromatiden) müssen in der ganzen Wartezeit aneinander haften, weil sie erst später beim Abschliessen der Reifeteilung aufgeteilt werden. Der Kleber wird aber mit der Zeit alt und funktioniert dann nicht mehr einwandfrei. Dadurch kommt es zur fehlerhaften Verteilung der Chromosomen, wie etwa bei Trisomie 21 (Down Syndrom), wo die befruchtete Eizelle drei Kopien des Chromosoms 21 anstatt eines Paares enthält. Das Risiko für Trisomie 21 steigt dadurch mit dem Alter der Mütter stark an.

Bisher erklärte man sich das Auftreten der Menopause bei Frauen etwa mit der Oma- oder der Mama-Hypothese. Erstere besagt, dass Frauen ihren monatlichen Menstruationszyklus und damit die Fruchtbarkeit ab einem gewissen Alter evolutionär aufgegeben haben, damit sie sich besser um die Enkel kümmern können, die ja auch zu einem Viertel ihr Erbgut tragen. In der Mama-Hypothese wiederum vertraten manche Biologen die Annahme, dass früher jede Geburt für die Frau ein grosses Risiko darstellte und der Tod der Mutter für ihre bisherigen Kinder fatal wäre.

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