Schlafspezialist zur Frühlingsmüdigkeit
Das Wichtigste in Kürze
- Das Schlafhormon Melatonin leitet den Schlaf ein, das Serotonin weckt und macht fit.
- Die veränderten Lichtverhältnisse stellen, ähnlich wie beim Jetlag, den Hormonhaushalt auf den Kopf.
- Auch die Wärme macht Kopf und Körper träge. Wir brauchen einige Wochen, um uns daran zu gewöhnen.
- Zudem bleiben viele länger wach, wenn es länger hell und warm ist draussen. Diese Stunden fehlen dann am nächsten Tag.
Für viele bringt der Frühling nicht nur erste warme Tage, sondern auch Müdigkeit. Die Frühjahrsmüdigkeit, eben.
Nau hat mit dem Schlafmediziner Johannes Mathis über ein Phänomen gesprochen, von dem alle reden und doch keiner genau weiss, was es damit auf sich hat.
Schlaf-Hormon Melatonin
Unser Schlafrhythmus und die Stimmung wird von den beiden Hormonen Melatonin und Serotonin gesteuert. «Das Melatonin kennen wir auch als Schlafhormon», erklärt Mathis, «sobald es draussen dunkel wird, schüttet der Körper dieses Hormon vermehrt aus.»
Melatonin regt jede Spezies zu jener Tätigkeit an, der sie ihrer Art entsprechend nachts nachgeht. «Ratten werden aktiv, Menschen hingegen schläfrig», erklärt der Schlafforscher.
Gegen morgen sinkt der Melatoninspiegel ab, wir wachen auf. Gleichzeitig produziert der Körper jetzt mehr Serotonin. Dieses Hormon macht munter und fröhlich, hilft bei Konzentration und hält wach
«Wenn sich nun der Hormonspiegel noch nicht an die längeren Tage angepasst hat, kann das müde machen», erklärt der Schlafforscher. Der Hormonspiegel pendelt sich innerhalb weniger Wochen von alleine wieder ein.
Die Sommerzeit
Weil das Melatonin erst bei Dunkelheit ausgeschüttet wird, kann uns auch die Sommerzeit einen Strich durch die Schlaf-Rechnung machen: «Bleibt es länger hell, bleiben wir auch länger munter. Man trinkt vielleicht noch ein Feierabendbier draussen und kommt später ins Bett.
Aber weil am nächsten Morgen nicht die Sonne, sondern der Chef entscheidet, wann Arbeitsbeginn ist, bekommen wir so weniger Schlaf», erklärt Mathis.
Da müsse jeder ehrlich zu sich selber sein und sich überlegen, ob vielleicht ein kleiner Schlafmangel im Spiel ist.
Wärme und Jetlag
«Auch die Wärme hat einen Einfluss darauf, wie fit wir uns fühlen. Die Winterkälte hält wach», sagt Mathis. Im Frühling jedoch, wenn der Körper noch auf kalte Temperaturen eingestellt sei, könne jedes Grad mehr den Körper und speziell das Gehirn träge werden lassen. «Erst wenn wir uns an die Wärme gewöhnt haben, verschwindet die Frühjahrsmüdigkeit, obwohl die Temperaturen weiter steigen.»
Die Zeitumstellung und die veränderten Lichtverhältnisse wirken aber noch anders auf das Gehirn: «Der Frühling ist wie ein Jetlag. Und bei Jetlag gilt die Faustregel: Für jede Stunde Zeitverschiebung, braucht man mindestens einen Tag, um sich an den äusseren Rythmus anzupassen.»
Tricks gegen die Müdigkeit
«Der beste Tipp gegen Tagesschläfrigkeit ist ein Powernap um die Mittagszeit. Zehn bis maximal 20 Minuten, unbedingt einen Wecker stellen. Wer länger schläft, ist nach dem Erwachen noch müder», rät Mathis. Liegt kein Powernap drin? «Licht, Kälte und Bewegung sind die besten Wachmacher» – am besten also jetzt gleich aufstehen und eine Runde um das Büro joggen.