Netflix: Geschichte des Videostreaming-Anbieters
1997 als DVD-Verleih gegründet, ist Netflix heute der grösste Videostreaming-Anbieter überhaupt. Wie kam es zu dem grossen Erfolg?
Das Wichtigste in Kürze
- Netflix ist heute der erfolgreichste Videostreaming-Anbieter überhaupt.
- Seinen Anfang nahm das Unternehmen jedoch als Online-DVD-Verleih.
- Heute hat Netflix mehrere Verträge mit verschiedenen Filmstudios.
Netflix wurde im Jahr 1997 von Marc Randolph und Reed Hastings gegründet. Damals stand Streaming noch nicht an der Tagesordnung. Stattdessen wurde auf physische Datenträger zurückgegriffen. Während die VHS-Kassette noch voll im Trend war, begann die DVD, sich immer mehr durchzusetzen.
So kam dann auch das Geschäftsmodell von Netflix: ein Online-DVD-Verleih mit einem Sortiment von 925 Filmen. Dies mag zunächst einmal bescheiden wirken. Es entsprach jedoch in etwa dem damals verfügbaren DVD-Katalog.
Neben dem Internet-Fokus gab es einen weiteren grossen Unterschied zu konventionellen Videotheken. Wer den Film zu spät zurückgab, musste keine Gebühr zahlen.
Netflix empfiehlt Filme nach Geschmack
Drei Jahre nach der Gründung führte der Online-Verleih die erste grosse Neuerung ein. Fortan wurden Kunden verschiedene Filme anhand des Nutzungsverhaltens empfohlen. Ein Service, den der Streaming-Dienst mittlerweile perfektioniert hat.
Kurz nach Marktstart führte das Unternehmen ein Abomodell zum Pauschaltarif ein. Der Kunde zahlte eine monatliche Gebühr und konnte damit beliebig viele DVDs ausleihen. Drei Jahre danach hatte der Dienst bereits 300'000 Abonnenten.
Allerdings gab es auch Probleme. Nutzer klagten darüber, dass sie die DVDs wegen vielen Kratzern nicht ganz abspielen konnten.
Das Geschäftsmodell rentierte zudem anfangs nicht: Das Unternehmen schrieb rote Zahlen. Und auch 2001 war kein gutes Jahr für das US-Unternehmen. Das Platzen der Dotcom-Blase und die Anschläge des 11. Septembers bremsten das Wachstum.
Der Online-Verleih war gezwungen, ein Drittel seiner Angestellten auf die Strasse zu setzen.
Enormes Wachstum nach schwierigem Start
2002 leitete Netflix seinen Börsengang ein und konnte im Geschäftsjahr 2003 erstmals einen Gewinn verbuchen – nämlich 6,5 Millionen US-Dollar. Wie stark das Unternehmen danach in kürzester Zeit gewachsen ist, zeigen die Zahlen von 2005. Damals waren rund 35'000 Filme verfügbar, pro Tag wurden eine Million DVDs ausgeliefert.
2007 lancierte Netflix den heutigen Streaming-Dienst. Für bestehende Kunden wurde dieser kostenlos zur Verfügung gestellt.
Das Angebot war anfangs bescheiden: Nur 1000 TV-Shows und Filme waren verfügbar. Zum Vergleich: Das DVD-Versandsortiment lag damals bei rund 100'000 Titeln. Doch das Wachstum ging weiter. Und heute ist Netflix mit Abstand der grösste Videostreaming-Anbieter der Welt.
Im Jahr 2012 expandierte Netflix nach Europa und war zunächst in Grossbritannien, Irland und Skandinavien verfügbar. Und seit 2014 ist Netflix auch in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Belgien und Luxemburg nutzbar. Bis heute ist Netflix in über 190 Ländern verfügbar.
Grosser Erfolge mit Exklusiv-Produktionen
Der grosse Erfolg in den 2010er-Jahren liegt unter anderem daran, dass für die Expansion hochwertige Exklusiv-Produktionen eingekauft wurden. Den Anfang machte 2013 das Polit-Drama «House of Cards» mit Kevin Spacey in der Hauptrolle.
Die Serie sorgte weltweit für Aufsehen, nicht nur aufgrund der hochkarätigen Besetzung. Mit dem «Sieben»-Regisseur David Fincher stand hinter dem Projekt auch ein sehr bekannter Produzent. Viele Kritiker waren begeistert von der Qualität der ersten eigenen Netflix-Sendung. 2013 gewann sie drei Emmys.
Auch die Drama-Sendungen «Marco Polo» und «Orange Is The New Black» stiessen bei Kritikern mehrheitlich auf positive Resonanz. Letztere wurde mit Emmys, den Golden Globes und dem «Screen Actors Guild Award» ausgezeichnet.
Aufgrund der weltweiten Beliebtheit südkoreanischer Medien-Produkte verstärkt Netflix seit Neustem das Engagement in Südkorea. Zwischen 2015 und 2020 investierte der Streaming-Dienst 700 Millionen US-Dollar in koreanische Inhalte. Kurz darauf konnte man Erfolge feiern – «Squid Game» war ein weltweiter Hit.
Oscar-Nominationen
Nach Serien begann Netflix auch, eigene Filme zu produzieren. 2019 war mit «Roma» sogar zum ersten Mal ein Film des Streaming-Dienstleisters für einen Oscar im Bereich «Bester Film» nominiert. Gleich drei goldene Männchen hat der Streifen über eine Mittelschicht-Familie in Mexiko abgeräumt. Den Preis für den besten Film des Jahres kriegte das Drama trotz Nomination nicht.
In 2021 wurde 35-mal eine Netflix-Produktion nominiert. Sieben Oscars konnte der Streamingkonzern am Ende tatsächlich auch gewinnen.
2022 war die Anzahl der Nominierungen mit 27 sogar höher als bei Warner Bros. oder Disney. Schlussendlich konnte aber nur Jane Champion einen der begehrten Preise für ihre Regie in «The Power of the Dog» abräumen.
Neben Eigenproduktionen hat das Unternehmen auch Deals mit TV-Sendern. Diese geben dem Streaming-Dienst ihre Exklusivrechte für TV-Shows. Verträge hat das Unternehmen auch mit Filmstudios wie Universal Pictures, Warner Bros., 20th Century Fox oder DreamWorks.