Filmkritik: Das schönste Mädchen der Welt
Mit «Blue My Mind» sorgte die Schweizer Schauspielerin Luna Wedler für Furore. Jetzt hat Deutschland sie für eine Rap-Romanze über die Grenze geholt.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Kinofilm «Das schönste Mädchen der Welt» vermischt Rap, Romanze und Coming of Age.
- Regisseur Aron Lehmann hat die Zürcherin Luna Wedler (19, «Blue My Mind») aufgeboten.
- In Nebenrollen sind Heike Makatsch und Anke Engelke zu sehen.
Aron Lehmanns Rap-Romanze «Das schönste Mädchen der Welt» ist Coming of Age in Zeiten von Whats App. Eine Geschichte von Selbstzweifel, Selbstfindung und schliesslich Selbstvertrauen. Gespickt mit schlauen Reimen, pulsierenden Beats und einer starken Frauenfigur.
Eine Klasse Halbstarker reist mit der Lehrerin (Heike Makatsch) nach Berlin. Unterwegs steigt Roxy (Luna Wedler) zu – die Neue. Das beweg vor allem drei Herren: Cyril (Aaron Hilmer) hat ziemlich viel Talent, Komplexe wegen seiner dicken Nase und ganz viel Interesse an Roxy. Rick (Damian Hardung) ein schönes Gesicht aber nichts dahinter und Benno (Jonas Ems) eine grosse Fresse, viel Geld und eine Wette am laufen: Er will Roxy ins Bett kriegen und sie dabei filmen.

Alle wollen Roxy
Auch der liebe Rick hat Tagträume von Roxy. Und während er sich ein bisschen in Roxy verguckt hat, hat sie beide Augen auf ihn geworfen.

Das merkt auch Cyril, der sich Hals über Kopf in das Mädel verliebt, das besser rappt als er und so schlagfertig mit Kontern jongliert, wie Roger Federer mit Tennisbällen. Dass er sie nicht bekommt, ist ihm von Anfang an klar: Wer will schon einen Typen mit einer solchen Nase im Gesicht? Bloss Benno, der der soll Roxy nicht in die Finger kriegen. Dann lieber der dumme, sanfte Rick.
Schlau und schön
Der schlaue Cyril und der schöne Rick spannen zusammen und wickeln Roxy mit schlauen Rhymes, süssen Zeilen (Cyril) und schmachtenden Blicken (Rick) um den Finger. Das klappt fast. Dumm nur, ist Roxy weder so doof wie Rick, noch so naiv wie Cyril.

Lehmann erzählt seine Teenie-Lovestory im Stakkato. Da wird sich verliebt und entliebt und neu verliebt, schneller als der Erwachsene Interesse buchstabierte kann. Das macht nichts, «Das Schönste Mädchen der Welt» lebt auch nicht von einer besonders originellen Geschichte. Der Film lebt vom Rap, der die Geschichte festigt wie Kleister einen besonders grossen Ballon. Von Rhythmus und Moves, pulsierendem Licht und vor allem von Luna Wedler.
Luna Wedler bleibt
Die 19-jährige Zürcherin Wedler landete 2017 mit «Blue My Mind» auf dem internationalen Filmparkett. Regisseurin Lisa Brühlmanns Erstling ist ein Geflecht aus Coming of Age und Fantasy, durchsetzt mit fein gestrickten Metaphern. «Das schönste Mädchen der Welt» bringt weder die gewaltige Bildsprache, noch den berauschend-wirren Plot von «Blue My Mind» mit. Dafür kann Wedler selber umso stärker scheinen. Sie machte aus einem herzigen Streifen einen guten Film
Diese Frau geht so schnell nicht mehr weg von der Leinwand. Es bleibt eine Frage der Zeit, bis Wedler über den deutschsprachigen Film hinaus wächst.
★★★☆☆
Ab dem 6. September im Kino.