Gewalt

Online Tool: Toxische Beziehungen und häusliche Gewalt erkennen

Nau Lifestyle
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Zürich,

Drei von fünf Betroffenen von häuslicher Gewalt suchen keine Hilfe. Ein neues Online Tool will einfach und unkompliziert Abhilfe schaffen.

Streitendes Paar
Gewalt in einer Beziehung ist von aussen nicht immer ersichtlich. - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Gewalt in der Partnerschaft ist auch in der Schweiz ein verbreitetes Problem.
  • Aber weniger als die Hälfte der Betroffenen suchen sich Hilfe.
  • Das neue Online Tool #withyou will dies ändern.
  • Es unterstützt Betroffene diskret, informiert und begleitet bei der Entscheidungsfindung.

Häusliche Gewalt ist in der Schweiz ein verbreitetes Problem: Jede Woche kommt es zu einem Tötungsversuch, alle zwei Wochen stirbt eine Person.

Betroffen sind vor allem Frauen, aber auch Männer und Kinder. Die Dunkelziffer ist riesig. Drei von fünf Betroffenen von häuslicher Gewalt suchen keine Hilfe. Aus Angst vor der Reaktion der Tatperson, aus Scham, oder weil sie sich nicht als Opfer einer gewaltsamen Beziehung sehen.

Gewalt hat viele Formen

Gewalt in der Partnerschaft hat viele Erscheinungsformen. Besonders psychische Gewalt ist schwer fassbar. Gewalt bedeutet nicht nur Schläge und blaue Flecken. Besonders bei emotionalem Missbrauch sind sich Betroffene lange nicht bewusst, dass sie Gewalt erleben.

Manche toxischen Verhaltensmuster wie Kontrolle und Eifersucht werden als Ausdruck von Liebe und Fürsorge gesehen. Trotzdem bleibt oft ein ungutes Bauchgefühl.

Da toxische Verhaltensweisen häufig einem ähnlichen Muster folgen, sind die Warnzeichen oft früh erkennbar. Genau hier setzt das neue Online Tool #withyou an.

Sind Sie von häuslicher Gewalt oder einer toxischen Beziehung betroffen?

Das Tool holt Betroffene und ihr Umfeld mit interaktiven Fragebögen und einfachen Definitionen ab, bevor die Gewalt eskaliert und leitet sie – wenn gewünscht – direkt an eine Fachstelle weiter.

Informationen einfach verfügbar

Die Informationssuche für Betroffene ist oft herausfordernd, vor allem im Bereich emotionaler Gewalt. Denn viele würden sich nicht mit den Begriffen Opfer oder häusliche Gewalt identifizieren können, erläutert #withyou-Projektleiterin Simone Eymann.

Hier setzt das Tool mit einfachen Definitionen und leicht zugänglichen Informationen an. Das Herzstück des Projekts: 15 Fragen zur Gesundheit einer Beziehung – mit Expert:innen und Betroffenen entwickelt – damit toxische Dynamiken früh erkannt werden können und sich mehr Betroffene an Hilfestellen wenden, bevor die Gewalt eskaliert.

#withyou ist aber keine Online-Beratungsstelle, sondern ergänzt die Arbeit von Anlaufstellen, Polizei und Hausärzt:innen.

Ein Tool mit vielen Facetten

#withyou unterstützt Betroffene diskret, informiert und begleitet sie in ihrer Entscheidungsfindung. Denn je besser Gewaltbetroffene über die eigene Situation informiert sind, desto rascher können sie handeln.

Das gibt Selbstbewusstsein und weckt das Gefühl von «Ich bin nicht allein. Ich komme hier raus.»

Paar streitet
Es ist nicht einfach, eine toxische Beziehung zu verlassen. - Pexels

Eine gewaltsame Beziehung zu verlassen, ist nicht einfach und kann gefährlich sein. Eine Entscheidungshilfe klärt die wichtigsten Fragen, vom Notfallplan über den Schutz von Kindern bis zur Anleitung, was bei der Erstattung einer Anzeige wichtig ist und zeigt Hilfsangebote auf.

Falls sich Betroffene Sorgen um ihre Sicherheit machen, hilft ein Fragebogen, die Gefahrensituation in ihrer Beziehung einzuschätzen.

Das Online-Tool richtet sich auch an das Umfeld von Betroffenen. Denn dieses erfährt häufig als Erstes von Gewaltvorfällen, weiss aber oft nicht, wie damit umgehen. Ein eigens für Angehörige und Nachbar:innen konzipierter Bereich gibt wertvolle Tipps im Umgang mit Betroffenen.

with-you.ch ist auf Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Englisch verfügbar. Das Online-Tool wird vom Migros-Pionierfonds ermöglicht.

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