Tinder-Tina: Die rosarote Brille verschwindet im Schrank!
Tina* tindert sich durch Bern und Umgebung. In dieser Serie berichtet sie über ihre Dates. Heute verbringt sie den Abend mit Marvin*.
Das Wichtigste in Kürze
- Tina* ist 25 Jahre alt und seit einigen Monaten wieder single.
- Samstags und sonntags spricht sie über ihre neusten Abenteuer.
- Nach dem Chaos mit Fabio* trifft Tina auf Marvin*.
- PS: Beim Daten nimmt Tina natürlich auf die geltenden Corona-Massnahmen Rücksicht.
Nach der Geschichte mit Fabio* musste ich erst einmal tief durchatmen. Ich nehme mir eine Tinder-Auszeit und lecke meine Wunden. Gleichzeitig nutze ich die Pause, um an mir selbst zu arbeiten. Schluss mit Blitz-Verliebtheiten. Die rosarote Brille verschwindet im Schrank!
Irgendwann greife ich doch wieder zu meinem Handy und öffne die Dating-App. Auf viele Nein-Swipes folgt irgendwann Marvin*. Er ist 30 Jahre alt, sieht gut aus und scheint gerne auf Reisen zu gehen. Ganz knuffig finde ich das Profilbild mit dem Känguru. Ob so ein Ding wohl flauschig ist? Also das Känguru ...
Das leidige Homeoffice
«Sie sehen kuschliger aus, als sie sind», antwortet Marvin via Tinder. Nach einigen Wochen verschieben wir unsere Kommunikation auf Whatsapp. Marvin erzählt mir, dass Reisen wirklich zu seinen Hobbys zählt. Daher quält ihn die Corona-Pandemie sehr. Seit fast einem Jahr hatte er keine Ferien mehr, wie er sagt. Der Job in der IT-Branche muss zudem ganz schön hart sein.
Ich merke, dass ich Marvin – der wie ein gestandener Mann wirkt – gerne persönlich kennenlernen würde. Für den vom Homeoffice geplagten Marvin ist dies auch eine willkommene Abwechslung. Seine Zusage ist mir also sicher.
Freitag Abend treffen wir uns im Berner Rosengarten. Einer meiner Lieblingsplätze, wie ihr bereits wisst. Die Location hat aber Marvin ausgesucht. Guter Geschmack! Ich habe meine hohen Schuhe angezogen. Ob das zu mutig war? Meine Zweifel sind unbegründet, denn der gestandene Mann ist gut zwei Köpfe grösser als ich.
Mimimi-Mimose
Beim Bier unterhalten wir uns ganz entspannt. Unser Topthema? Corona, wie könnte es anders sein. Doch irgendwie kommen wir davon nicht mehr los. Die Pandemie zieht sich wie ein roter Faden durch den Abend. Immer wieder versuche ich, einen anderen Weg einzuschlagen. Ohne Erfolg.
«Ich habe in letzter Zeit ziemlich oft Essen bestellt. Was anderes bleibt im Moment ja nicht übrig», sagt Marvin. Jep, lass mich raten: Corona ist schuld daran? Und es nervt, dass alle Beizen geschlossen sind? Wenn wir ehrlich sind, dann nervt einfach alles daran. Und so langsam nervt mich auch das endlose Mimimi über diese ausweglose Situation.
Irgendwann beenden wir den Abend und gehen gemeinsam zur Bushaltestelle. Wir verabschieden uns voneinander. Er nimmt den Bus in die entgegengesetzte Richtung. Als ich zu Hause ankomme, erhalte ich eine Nachricht: «War schön, dich mal kennengelernt zu haben. Schlaf gut.»
Der Flaschengeist
Marvin und ich bleiben noch einige Tage in Kontakt. Allerdings verläuft sich das Ganze mit der Zeit. Das geschieht immer mal wieder. Man schreibt sich, findet sich gut, aber auch nicht mehr. Man bleibt noch eine Weile in Kontakt. Und irgendwann meldet sich einer der beiden nicht mehr.
«Ghosten» nennt sich das. Was übersetzt so viel heisst wie «Geistern». Entweder wird man selber zum Geist, oder das Gegenüber löst sich plötzlich in Luft auf. Wobei ich schliesslich diejenige bin, die Marvin «ghostet».
Es war einfach zu viel Mimimi für ein erstes Date ... Und die rosarote Brille bleibt dort, wo sie hingehört: im Schrank!
In Staffel 2 – Folge 7 schwebt ein Pilot auf Tina zu. Wie sich Paul* schlägt, erfahrt ihr nächste Woche. Selbe Zeit, selber Ort.
*Die Namen sind zur Verfremdung der Personen abgeändert.
Bisher in der zweiten Staffel erschienen: