Tinder-Tina: «Mit jedem Date entwickeln sich bei mir mehr Gefühle …»
Tina* tindert sich durch Bern und Umgebung. In dieser Serie berichtet sie über ihre Dates. Ihr Herz schlägt für Fabio. Nur weiss er noch nichts davon.
Das Wichtigste in Kürze
- Tina* ist 25 Jahre alt und seit einigen Monaten wieder single.
- Samstags und sonntags spricht sie über ihre neusten Abenteuer.
- Bringt Tina den Mut auf, um Fabio über ihre Gefühle aufzuklären?
- PS: Beim Daten nimmt Tina natürlich auf die geltenden Corona-Massnahmen Rücksicht.
Tinder-Mann Warren* hat mir meine Augen geöffnet. Durch seine «Wollen-wir-in-mein-Zimmer»-Initiative merkte ich, dass mein Herz für Fabio schlägt. Ganz nach dem Motto «Neues Jahr, neues Glück» sitze ich an einem Sonntagabend im Zug nach Thun. Mit im Gepäck: meine Toilettenartikel und eine ganze Menge Nervosität.
Soll ich Fabio meine Gefühle offenbaren oder mache ich einfach so weiter wie bisher? Weitermachen bringt ein grosses Problem mit sich: Bei mir entwickeln sich mit jedem Mal mehr Gefühle. Was ziemlich viel Unheil verheisst, wenn sich Fabio wider Erwarten doch als Fuckboy entpuppen sollte.
Der Seufzer der Verzweiflung
Den Weg von Bahnhof zu Fabios Wohnung kenne ich mittlerweile auswendig. Es fühlt sich bereits ein bisschen wie Nach-Hause-Kommen an. Als ich die Wohnung betrete, nimmt mir Fabio meine Jacke ab. Was ganz Neues!
Fabio setzt sich neben mich auf die Couch und legt seinen Kopf in meinen Schoss. Automatisch kraule ich durch seine dunklen Locken. Ich werde immer nervöser. Fabio sucht uns einen Film aus. Worum es dabei geht, weiss ich nicht. All meine Sinne konzentrieren sich auf ihn, als er meinen Hals zu küssen beginnt. Und so setzt auch meine Nervosität für die nächste halbe Stunde zum Rückzug an.
Als Fabio im Bad verschwindet, ziehe ich mir sein Shirt über. «Wow, das Shirt steht dir!», sagt er, als er sich wieder auf die Couch setzt. Wieder kraule ich seinen Kopf. Ich nehme all meinen Mut zusammen. Hole tief Luft – und lasse sie hörbar meinen Lungen entweichen. «Dieser Seufzer verheisst nichts Gutes, hab ich recht?», sagt er und sieht zu mir hoch. Jetzt gibt's kein Zurück mehr ...
«Hör zu, ich hab das nicht geplant. Aber ich mag dich etwas mehr als ursprünglich angedacht», gestehe ich ihm. Ich rechne damit, dass er schreiend davon rennt. Oder mich rauswirft und sich nie wieder meldet. Doch er bleibt ruhig. «Was bedeutet das nun für uns?», will er wissen.
Ja, Nein. Oder doch eher Jein?
Ich erkläre ihm, dass ich nichts überstürzen will. Ist Sex alles, was er will? Dann muss er sich ein anderes Betthäschen suchen. Und ich werde es beenden müssen, bevor mein Herz in Stücke bricht. Mehr als einmal im Jahr stehe ich das nicht durch, erkläre ich ihm.
«Wie lange ist die Trennung von deinem Ex jetzt her?», erkundigt er sich. «Drei Monate. Tut das etwas zur Sache?», will ich wissen. «Ich bin überhaupt nicht gut in solchen Gesprächen», gesteht er mir. Damit hatte ich schon bei unserem ersten Date gerechnet. Damals, als er mir erzählte, dass er noch nie ein Mädchen seinen Eltern vorgestellt hat.
«Ich will nicht auf Zeit spielen oder dir wehtun», sagt Fabio. Seine Absichten scheinen ernst zu sein. Auf langes Schweigen folgt der Weg ins Schlafzimmer. Ich will ihm Zeit lassen, um in Ruhe über alles nachzudenken. Dennoch bin ich enttäuscht, dass keine Reaktion spürbar ist. An diesem Abend kriege ich kein «Ja, lass es uns versuchen» mehr. Aber auch kein «Nein».
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker viel zu früh. Fabio zieht mich in seine Arme und ich lege meinen Kopf auf seine Brust. Während er mein Gesicht mit Küssen bedeckt, streichelt er meinen Rücken. Ich will mehr. In jeglicher Hinsicht. Ich will, dass dieser komplizierte Mann sich für mich entscheidet.
Willkommen im Dschungel der Bindungsangst
Die Zeit vergeht wie im Flug, und ehe wir uns versehen, herrscht wieder Stress. Fabio hat sich zum Lernen verabredet und ich muss zur Arbeit. In mir keimt Ärger auf, dass wir heute Morgen nicht mehr über unser «Gschleipf» gesprochen haben. Gemeinsam verlassen wir die Wohnung und treten aufs Trottoir. «Na dann», sagt Fabio. «Wie, na dann?», frage ich.
Ich will dieses Gespräch nicht auf dem Trottoir führen. «Lass uns nächste Woche in Ruhe darüber sprechen, ok?», sage ich. Er nickt, küsst mich und macht sich auf den Weg.
Ich hoffe, dass mit dem Tabak meiner Zigarette auch meine Wut verraucht. Hat Fabio wirklich so abgrundtiefe Bindungsängste? All die Zärtlichkeiten, die er gibt, stehen im Gegensatz zur Ablehnung, die mir immer wieder entgegenschlägt. Was zum Teufel will dieser verkorkste Mann? Und will ich mir das wirklich antun?
Es ist an der Zeit, dass Farbtheorie-Fabio nun selbst Farbe bekennt. Wird er es in Staffel 2 – Folge 5 endlich tun? Ihr erfahrt es nächsten Samstagabend, selbe Zeit, selber Ort.
*Die Namen sind zur Verfremdung der Personen abgeändert.
Bisher in der zweiten Staffel erschienen: