Auf Food-Tour in Hongkong
Das Wichtigste in Kürze
- Auf einem kulinarischen Rundgang in Hongkongs Altstadt werden alle Sinne auf die Probe gestellt.
- Begleitet wird man von Einheimischen, die auch ihre Lieblingsorte einbauen und Einblicke in ihr privates Leben geben.
Das war richtig gut. Über mich selber erstaunt, nehme ich einen zweiten Löffel Schlangensuppe. Python oder Kobra? Keine Ahnung. Willkommen in Hongkong!
Aber von Anfang an: Ich liebe das Getümmel auf Märkten in fremden Ländern. Entsprechend begeistert war ich, als ich anlässlich einer Reise nach Hongkong den Programmpunkt «Street Food & typische Märkte» entdeckte.
Denn wer mit dem Reisebuch und der Strassenkarte auf eigene Faust durch die Sieben-Millionen-Metropole streift, wird die vielfältigen Genüsse der kantonesischen Küche nicht unbedingt entdecken, die die Hungrigen in vielen Seitenstrassen und Hinterhöfen erwarten. Zu gross ist die vor allem als Banken-, Business- und Shoppingdestination bekannte Mega-Stadt.
Aus diesem Grund hat Tourasia, der Schweizer Asien-Spezialist, einen halbtägigen kulinarischen Rundgang kreiert. Begleitet wird man von Einheimischen, die auch ihre Lieblingsorte einbauen und Einblicke in ihr privates Leben geben, was doch einiges dazu beiträgt, vieles, was man auf den Märkten sieht und hört, verstehen zu können.
Milch-Tee-Kaffe im Kult-Café
Zoé, so heisst unsere Begleiterin, empfängt uns mit einem Milch-Tee-Kaffee-Gemisch im Mido in Kowloon an der Temple Street. Das Café ist eines der ältesten der Stadt; es existiert seit 1950 und scheint seither nie mehr umgebaut worden zu sein.
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Entsprechend cool ist sein Interieur. Viele Chinesen kennen das Café als Kulisse für Szenen in lokalen Filmen und TV-Serien. «Wir trinken den Kaffee nicht pur, das ist für viele Chinesen zu stark», erklärt sie uns. Zu den Spezialitäten gehört auch der French Toast, das heisst Toast mit Eiern, Kondensmilch und Butter. Wer nicht gerade auf Diät ist, sollte unbedingt zubeissen (und alle anderen auch).
Zu Fuss und per ÖV gelangen wir zum Früchte- und Gemüse-Grossmarkt an der Reclamation Street, ebenfalls in Kowloon. Wir zücken unsere Kameras, denn die exotischen Früchte und Gemüse sorgen für eine unvergleichliche Farborgie. Von Mangostanen, denen Heilkräfte zugeschrieben werden, weil sie reich an Antioxidantien sind, über Orangen bis hin zu exotischen Früchten, von denen wir noch nie gehört haben, gibt es hier alles. Einheimische feilschen daneben lautstark um Preise. Getrocknete Mandarinenschalen stehen korbweise herum; sie sollen gut für die Körperbalance sein.
Schlangensuppe wärmt von innen
Langsam nähern wir uns dem Mongkok-Markt an, bei dem es auch mal eher blutig statt fruchtig-blumig zugeht. Hier an der Nelson Street – gleich um die Ecke des Hotels Cortis – gehen die Hausfrauen von sieben in der Früh bis halb acht Uhr abends einkaufen, jeden Tag.
Man erfährt, was in Hongkong so alles auf den Tellern landet: Grasfrösche zum Beispiel. Auf dem Markt hüpfen sie in ihren Käfigen auf und ab; sie isst man, wen man besser hüpfen möchte, wohingegen Hühnerbeine helfen sollen, schneller zu laufen. Ein Frosch kostet 24 Hongkong Dollar oder gut drei Franken. In Aquarien schwimmen Fische, auf der Theke zappelt Meeresgetier. Was gekauft wird, wird von Hand gleicht getötet. Auch Schildkröten warten darauf, in der Suppe zu landen.
In der Suppe landen auch Schlangen. Und die wollen wir uns nicht entgehen lassen. Zoé kennt eine gute Adresse und führt uns ins Schlangen-Restaurant Sher Wong Yip, das von Gibson Cheung in dritter Generation geführt wird. Gibson redet perfekt Englisch und erklärt, er sei ein Aktivist für Tierrechte, was mit seinem Job, wie er zugibt, nicht so recht zusammenpasst. Das Restaurant, vom Neonlicht ausgeleuchtet, erinnert an ein Fastfood-Lokal.
Schlange soll gut sein für die Stärkung des Immunsystems; sie zu essen, wärmt innerlich, weshalb sie ein typisches Wintergericht ist. Alle möglichen Schlangen landen im Kochtopf: Kobras, Wasserschlangen. Besonders beliebt sind Ottern, obwohl sie giftig sind: Die Tatsache, dass sie mit ihrem eigenen Gift leben müssten, mache sie besonders stark, wird im Volksmund behauptet.
Und wie schmeckt diese Schlangensuppe, die 42 Dollar oder 5.50 Franken kostet? Sie ist etwas schleimig und erinnert an Pilzsuppe, was weiter nicht erstaunt, denn mit der Schlange, die wenig Eigengeschmack hat, sind Pilze mitgekocht worden.
Street Food in Reinkultur
Nach dem «Schlangenfrass» gehen wir im Restaurant Siu Choi Wong an der Fook Wing Street «richtig» essen – und zwar auf der Strasse. Wir sitzen zwischen offenen Küchen; in den Woks und in den Pfannen brutzelt, dampft und blubbert es; aus den Feuerstellen steigt Rauch. Emsiges Treiben herrscht: An der einen Station wird der Fisch aus dem Aquarium gefischt und erschlagen, an der nächsten das Gemüse dazu geschnetzelt und eine Station weiter wird das ganze zubereitet. Auf den Tischen türmen sich die Essenreste; es sieht aus wie nach einem Hurrikan.
Wir haben «stir-fried clams on black bean sauce» bestellt: Muscheln an einer Sauce mit viel Knoblauch, dazu Gemüse. Wer sich hinsetzt, wäscht die Tassen mit dem Tee auf dem Tisch selber aus. «Man weiss ja nicht, wie lange die schon da stehen», erklärt Zoé. Wir sehen kaum Touristen und sind froh um unsere Begleiterin, denn ohne sie wären wir verloren: Kaum jemand spricht auch nur ein Wort Englisch, und das Angebot an Speisen scheint fast unendlich.
Von Essen und schönen und weniger schönen Eindrücken gesättigt verabschieden wir uns von Zoé und sind uns einig: Das war richtig gut.
Hinweis: Die Reise wurde von Cathay Pacific Airways, Tourasia sowie dem Hotel Mandarin Oriental Hong Kong unterstützt.