Die Auswirkungen von Corona auf Geschäftsreisen
Höheres Sicherheitsbedürfnis, fortschreitende Digitalisierung und Künstliche Intelligenz: Das sind die neuen Trends bei Geschäftsreisen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Pandemie hatte grossen Einfluss auf Geschäftsreisen.
- Der Sektor kam inbesondere in Richtung Asien fast zum erliegen.
- Nun zieht das Geschäft wieder an und die Reisenden haben neue Bedürfnisse.
Die Corona-Pandemie hat die Geschäftsreisen-Branche stark getroffen. Immerhin zeigt eine Umfrage, dass die Unternehmen trotz Rezessionsängsten damit rechnen, 2023 mehr Mitarbeitende auf Geschäftsreisen zu schicken.
Auch die Anbieter malen nicht allzu schwarz. 86% erwarten, dass die Ausgaben der Firmenkunden dieses Jahr höher sein werden als 2022.
Und auch die Schweizer Geschäftsreiseanbieter sind auf gutem Weg. «Wir haben 2022 unsere Ziele im Business Travel vollkommen erfüllt und bewegen uns bei den Buchungen derzeit auf vor-Corona-Niveau», sagt Andreas Schneider, Geschäftsführer Kuoni Business Travel.
Geschäftsreisen verändern sich als Folge der Krise
Die Krise hat Businessreisen aber auch verändert. Zum einen ist das Sicherheitsbedürfnis gestiegen und zum andern hat sie die Digitalisierung beschleunigt. Das bestätigt Andreas Schneider.
Er sagt aber auch: «Wir setzen bei uns zwar die neuste Technik ein. Der persönliche und lokale Kontakt zu gut ausgebildeten Mitarbeitenden ist jedoch wichtiger denn je.» Das derzeitige Erfolgsrezept sei deshalb eine Kombination aus Mensch und Technologie.
Doch was bedeuten diese Veränderungen für die Unternehmen und die Geschäftsreisenden? Während der Reise selbst gelten noch immer viele der bekannten Tipps. Einer davon ist, früh genug am Flughafen zu sein.
Check-In, Sicherheitskontrollen und das Besteigen des Flugzeuges dauern zum Teil noch immer wesentlich länger als vor der Corona-Pandemie.
Und: Das Reisebüro muss über einen 24-Stunden-Service verfügen und auch während einer Reise immer erreichbar sein.
Wichtig sei es zudem, dass das Reisebüro neben traditionellen Tarifen auch Low-Cost-Carrier und die sogenannten NDC-Fares anbieten könne, rät Schneider.
Bei der Buchung selbst helfe mittlerweile fast nur noch die richtige Software. Zu dicht ist der Dschungel an Tarifen oder Ausnahmen der verschiedenen Buchungskanäle.
«Damit macht man es dem einzelnen Reisenden praktisch unmöglich, einen vernünftigen Preisvergleich im Verhältnis zum Aufwand zu erzielen», sagt Schneider.
Neue Bezahllösungen gefragt
Einfluss hat die Digitalisierung auch aufs Bezahlen. «Dieser Trend zeigt sich schon länger, wobei die Corona-Pandemie die Entwicklung in den letzten Jahren deutlich beschleunigt hat», sagt Andy Stehrenberger, Geschäftsführer des Corporate Payment Anbieters Airplus.
So zeigen Erhebungen des Anbieters für Markt- und Konsumentendaten Statista, dass 2018 50 Prozent der Schweizer bargeldlose Zahlungsmittel nutzten. 2021 waren es bereits 80 Prozent.
Gerade im Geschäftsreisebereich sieht Stehrenberger beim digitalen und mobilen Bezahlen über einen zentralen Firmenaccount noch grosses Potenzial.
«Ziel ist es, dass man möglichst einfach und mit hoher Akzeptanz bezahlen kann und die Abrechnung zentral und mit minimalstem Aufwand fürs Spesenhandling erfolgt», so Stehrenberger.
Technische Herausforderungen auf Firmenebene
Spannend zu beobachten ist derweil der Einzug von Bezahllösungen wie ApplePay oder Twint, die man bisher hauptsächlich für die private Nutzung kannte.
Ganz so einfach wie das Bezahlen selbst präsentiert sich aber die Realität bei den Geschäftsreisen nicht. Zwar hat sich der Trend, Annehmlichkeiten aus dem Privaten auch im geschäftlichen Umfeld zu nutzen, verstärkt.
«Für Nutzerinnen und Nutzer von Apple Pay, Google Pay, Twint etc. scheint es auf den ersten Blick keinen Grund zu geben, warum dies nicht auch auf Geschäftsreisen und für geschäftlich getätigte Einkäufe funktionieren sollte», so Stehrenberger.
Das Problem dabei: Technologische Neuheiten werden meistens für die Endkonsumenten entwickelt und müssen in erster Linie nur für einen einzelnen Nutzer funktionieren.
«Auf Firmenebene stellen sich ganz andere Herausforderungen, etwa die gleichzeitige Nutzung durch mehrere Personen. Dazu kommen Themen wie Datenschutz, Konsolidierung, Nutzung der Einkaufspower etc.».
Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch
Nicht zu vergessen ist im Zusammenhang mit der Digitalisierung das Thema Künstliche Intelligenz. So arbeitet Kuoni Business Travel daran, bis zum Sommer 2023 eine von KI gestützte lernende Software einzusetzen.
Dank dieser erhalten Kunden vor der Reise sinnvolle Zusatzleistungen aufgezeigt oder am Zielort Transportmittel sowie Restaurants angeboten. Selbst die Tischreservierung kann das Tool übernehmen.
«Je weniger Zeit manuelle Prozesse während der Geschäftsreise in Anspruch nehmen, desto mehr Zeit bleibt für das Kerngeschäft», bringt Andreas Stehrenberger das Thema Künstliche Intelligenz im Zusammenhang mit Businesstrips auf den Punkt.