In diesen Hotels macht der Gast den Preis
Das Wichtigste in Kürze
- Der Gast bestimmt Kriterien und Preis, Hoteliers reagieren bei Interesse mit einem Angebot
- Ein Fünftel der Bündner Gastbetriebe macht bereits bei Buna Notg mit
Die Situation kennt jeder. Man sucht ein Hotel und findet am gewünschten Standort keines, das den eigenen Ansprüchen und Budgetvorstellungen entspricht. Ein Frusterlebnis, das oft den Klick auf das nächste Portal oder eine andere Reisedestination zur Folge hat.
Bei Graubünden Ferien und Chur Tourismus ist man fest entschlossen, keine potenziellen Gäste mehr auf diese Weise zu verlieren. Kurzerhand haben die Vermarktungsorganisationen den Spiess deshalb umgedreht und gemeinsam das neue Hotelportal «Buna Notg» lanciert.
Auf der Plattform gibt der Gast sein Wunschdatum, die gewünschte Unterkunftsart, Verpflegungsleistungen und Lage ein. Das Ganze packt er in einen Preis, den er dafür zu zahlen bereit ist. Ist die Anfrage abgesendet, können sich die auf «Buna Notg» registrierten Hotels je nach Verfügbarkeit und Interesse anbieten.
In welchem Hotel der Gast dann letztlich logiert, erfährt er erst mit der Buchungsbestätigung. Was sicher ist: Die von ihm geforderten Kriterien werden allesamt erfüllt.
Jedes fünfte Bündner Hotel ist dabei
«Der Gast wählt somit nicht die Unterkunft aus, sondern der Hotelier den Gast», erklärt Luzi Bürkli, Sprecher bei Graubünden Ferien. Das Konzept ist auf gutem Weg: Anfang 2019 ist «Buna Notg» mit elf angeschlossenen Hotelbetrieben in Chur und Umgebung live gegangen. «Innert kürzester Zeit sind aus 100 Gästeanfragen über 40 neue Buchungen zustande gekommen. Daraufhin haben wir den Zugang auf Hotels in ganz Graubünden erweitert.»
Heute sind «Buna Notg» bereits 138 Bündner Hotels angeschlossen, was einem Fünftel der total 700 Gastbetriebe im Kanton entspricht. Neben Chur sind Hotels aus Davos, Arosa, Flims Laax, Lenzerheide und Disentis Sedrun vertreten. Und auch Betriebe aus Savognin Bivio, dem Oberengadin und der Region Engadin Samnaun Val Müstair sind dabei. Diese kantonsübergreifende Abdeckung bezeichnet Martin Vincenz, CEO von Graubünden Ferien, als wichtigen Meilenstein für die Plattform.
Eine Liste der angeschlossenen Hotels wird bewusst nicht publiziert. Denn der Gast soll nicht von Beginn weg auf ein bestimmtes Haus fokussiert sein. Sonst würde die Idee hinter dem Konzept nicht mehr funktionieren.
«Nicht um jeden Preis verkaufen»
Was die persönlichen Erfahrungen der Hotels mit «Buna Notg» betrifft, gibt es noch wenig Aussagekräftiges. Denn viele sind erst frisch dazugekommen. Die Grundhaltung ist aber weitestgehend positiv, da die Plattform nur Nutzen in Form von zusätzlichen Buchungen bringt. Die Hoteliers müssen dafür keinerlei Kommission zahlen.
«Wir finden das auf jeden Fall eine gute Sache», sagt Hoteldirektorin Irene Müller vom Castell in Zuoz. Man sei zwar erst seit Mitte Juli auf der Plattform und habe darüber bislang noch kaum Buchungen generiert. Es brauche auch auf Kundenseite wohl eine Angewöhnungszeit, bis diese neue Art von Reservation sich durchsetzen könne. «Ausserdem ist die Plattform auch noch zu wenig bekannt.»
Wichtig findet Irene Müller, dass auf «Buna Notg» explizit Preisuntergrenzen festgelegt sind. Dadurch lasse sich verhindern, dass sich die Hotels mit Dumpingangeboten gegenseitig den Markt kaputt machen. «Wir beobachten genau, ob der von einem Gast vorgeschlagene Preis realistisch ist, bevor wir uns um ihn bemühen.» Als Hotelier müsse man eine klare Strategie verfolgen und die eigenen Zimmer nicht um jeden Preis verkaufen.
Einfache Handhabung als Pluspunkt
Zu den ersten bei «Buna Notg» teilnehmenden Hotels gehört das kleine Berninahaus in Pontresina. «Wir profitieren in Form von zusätzlichen Gästen und können deshalb nur Positives berichten», sagt Fabiana Fumasoni von der Rezeption. Die einfache Nutzung der Plattform sowie der dazugehörigen App erlaube eine schlanke Administration und Kommunikation mit den interaktiven Preisbietern. «Das wird offenbar auch von den Gästen geschätzt, die so zu uns kommen.»
Wie positiv sich «Buna Notg» weiter entwickeln wird, will bei den Initianten zurzeit noch niemand prophezeien. «Nach der recht erfolgreichen Akquise von teilnehmenden Hotels, steht nun der eigentliche Praxistest an», sagt Luzi Bürkli von Graubünden Ferien. Unter dem Strich wird die Plattform nur an einem Ziel gemessen: Neue Gäste für Graubünden zu gewinnen und parallel keine bestehenden wegen Buchungsfrust zu verlieren.