Sächsisch-Böhmische Schweiz: Wunderwelt der Steine
Südlich von Dresden trifft man im Elbsandsteingebirge auf eine der schönsten Naturregionen Deutschlands – und Tschechiens. Die Reise lohnt sich!
Das Wichtigste in Kürze
- In der Sächsischen und Böhmischen Schweiz locken spannende Felsformationen an Wanderwegen.
- Geologische Vielfalt auf kleinstem Raum macht die Elbgegend zum einzigartigen Naturjuwel.
- Kajakfahrten, Velorouten und Wanderschiffe ergänzen das reizvolle Tourismusangebot.
Mal meint man, einen riesigen Pilz zu erkennen, mal eine Schildkröte. Dann tauchen der Doggenturm und der Januskopf auf.
Was die Natur in den Tyssaer Wänden (Tiské stěny) an bizarren Skulpturen aus Sandstein gemeisselt hat, böte für jeden Fantasyfilm die perfekte Kulisse.
Dass dieses Felsenlabyrinth in Tschechien – fast direkt an der deutschen Grenze gelegen – als Drehort der «Chroniken von Narnia» ausgewählt wurde, wundert also wenig. Dass man es in der Nebensaison fast allein durchwandern kann, schon eher.
Während es auf der deutschen Seite in der Sächsischen Schweiz mit jährlich zwei Millionen Besuchern an den Wochenenden zuweilen belebt zugeht, herrscht nur wenige Kilometer weiter in den etwas abgelegenen Gebieten der Böhmischen Schweiz oft noch Ruhe und Beschaulichkeit.
Wunderwelt der Steine
«Genau deshalb zieht es mich oft in diese Wunderwelt der Steine», sagt der tschechische Gästeführer Sven Czastka, der bereits viele Schweizer Reisnde durch diese Felsenlandschaft begleitet hat.
«Die geologische Vielfalt auf kleinem Raum macht das Gebiet zu einem landschaftlichen Juwel», sagt er.
«Geübte Wanderer kommen von der Schweizermühle durch das Bielatal bis hierher – eine wunderbare Tour entlang der Herkulessäulen, die als Rundweg etwa 20 Kilometer misst», sagt Czastka.
Auch für Kinder ist das zerklüftete Labyrinth der Tyssaer Wände mit seinen kleinen Höhlen und engen Passagen ein Abenteuer, das zum Herumkraxeln animiert.
So trifft man bei der anschliessenden Stärkung in der «Turistická chata», einem rustikalen Restaurant am Eingang zu den Felsen, bei Jung und Alt auf durchweg zufriedene Gesichter.
Auf dem Weg zum nahen Hohen Schneeberg (Decínský Snežník), mit 723 Metern die höchste Erhebung des Elbsandsteingebirges, spricht Czastka über die enge Zusammenarbeit mit deutschen Partnern.
Er berichtet von grenzübergreifenden Kajakfahrten auf der Elbe, Velotouren auf dem Elberadweg und dem 105 Kilometer langen Forststeig, einer Mehrtageswanderung durch beide Länder.
Der öffentliche und private Nahverkehr ist länderübergreifend abgestimmt, sodass Feriengäste dank eines gemeinsamen Fahrplanes beide Nationalparks und Landschaftsschutzgebiete erkunden können.
Ein fotogenes Naturwunder
Wie unkompliziert eine grenzüberschreitende Tour sein kann, erlebt man auf einer Fahrt mit dem Wanderschiff. Das fährt von Bad Schandau über Schmilka bis ins tschechische Hřensko. Rechts der Elbe ragen die Schrammsteine bis zu 150 Metern empor.
Die frühere Grenzstation hinter Schmilka erinnert an vergangene Zeiten. In Hřensko angekommen beginnt eine der spannendsten Touren auf böhmischem Gebiet.
Gleichmässig windet sich der Wanderweg über Serpentinen nach oben, bis das Prebischtor (Pravčická brána) auftaucht.
16 Meter hoch und mit 26,5 Metern Spannbreite macht die grösste Sandstein-Felsbrücke Europas einen imposanten Eindruck. Sie ist das Wahrzeichen des Nationalparks Böhmische Schweiz.
Vorwiegend deutsche Wanderer, aber auch Touristen aus Japan, Österreich, der Schweiz und Belgien starten einen Wettbewerb um den besten Fotostandort.
Schon 1881 hatte Fürst Edmund Clary-Aldringen das Tourismuspotenzial des Naturwunders erkannt und einen Wanderweg samt Ausflugsschlösschen anlegen lassen.
Heute begrüsst ein Restaurant die ankommenden Gäste mit Gulasch, Knödeln und tschechischem Bier.
Die Anfahrt nach Bad Schandau erfolgt aus der Schweiz per Zug zum Beispiel ab Zürich über Frankfurt und Dresden und dauert etwa neun bis zehn Stunden. Kostenpunkt pro Strecke regulär ab etwa 120 Franken für die Strecke in Deutschland.