Zermatt Unplugged

Wie ein Festival die Herzen der Zermatter Hoteliers erobert

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Dank dem Musikfestival «Zermatt Unplugged» dauert die Saison im Walliser Tourismusort länger. Das Festival hallt aber weit über den Winter hinaus.

Zermatt Unplugged Matterhorn
Die Konzerte mit Matterhorn-Blick sind sowohl für die Bands als auch die Zuhörer ein besonderes Erlebnis. - Zermatt Unplugged/Hanna Büker Atance

Das Wichtigste in Kürze

  • Das «Zermatt Unplugged» wird heute im Walliser Ferienort überall als Mehrwert angesehen.
  • Die Unterstützung für den Event im April ist in Zermatt gross.
  • Wie ein Blick zurück zeigt, war bei den ersten Austragungen durchaus Skepsis vorhanden.

An grossen Namen mangelte es schon zu Beginn nicht. Mit Suzanne Vega und Chris de Burgh war «Zermatt Unplugged» bereits bei seiner ersten Ausgabe hochkarätig besetzt. Und einer mischte beim Akustikfestival von Anfang an mit: Heinz Julen, Zermatter Künstler und Hotelier. In der Vernissage, in Julens Konzert- und Klublokal, fanden im Jahre 2007 die ersten Konzerte statt.

Konzeptionell war das Festival ein Erfolg. Wirtschaftlich entsprach es eher einer anspruchsvollen Bergtour. Julen wie auch Festivalmitgründer Thomas Sterchi war klar: Um wirklich wirtschaftlich operieren zu können, braucht es zusätzliche und vor allem grössere Bühnen. Beide trieb die Idee eines Zeltes mit Platz für gut 2300 Personen um.

Die Zeltbühne ist seit mehreren Jahren fixer Bestandteil von «Zermatt Unplugged». Hinzu gekommen sind eine Vielzahl weiterer Lokalitäten. Auf nicht weniger als 17 grossen und kleinen Bühnen im Dorf und auf dem Berg gibt es dieses Jahr vom 9. bis 13. April insgesamt 130 Konzerte zu erleben.

Zermatt Unplugged Julen
In Heinz Julens (links im Bild) Konzert- und Klublokal fanden im Jahre 2007 die ersten Konzerte statt. - Zermatt Unplugged/Florian Aeby

Die Aushängeschilder der Ausgabe 2024: Birdy, James Arthur, Michael Patrick Kelly, Angus & Julia Stone sowie Gregory Porter. «Zermatt Unplugged» ist vom Walliser Ferienort nicht mehr wegzudenken. Oder wie es Heinz Julen formuliert: «Es ist eine tolle Geschichte für Zermatt. Man hat sich daran gewöhnt.» Das sah man im Walliser Bergdorf nicht immer so.

Es ist ein Win-Win-Geschäft

In der Anfangszeit wehte Julen und vor allem Festivalgründer Thomas Sterchi ein rauer Wind entgegen. «Es brauchte sicherlich ein wenig Zeit, bis alle im Dorf überzeugt davon waren, dass das Festival eine gute Sache ist», sagt Rafael Biner, General Manager des Mont Cervin Palace. Aber man dürfe nicht vergessen: «Das Musikfestival ist die Vision von Thomas Sterchi. Nicht zuletzt helfen wir Hoteliers ihm, diese umzusetzen.»

Zermatt Unplugged Biedert
Die Zeltbühne ist seit mehreren Jahren fixer Bestandteil von «Zermatt Unplugged». Hinzu gekommen sind eine Vielzahl weiterer Lokalitäten. - Zermatt Unplugged/David Biedert

Biner hatte schon bald das Potenzial eines solchen Festivals erkannt. Das Mont Cervin Palace, welches wie das Hotel Monte Rosa und der Schweizerhoff Zermatt zur Michel Reybier Hospitality gehört, zählt zu den ersten Kooperationspartnern. Das Fünf-Sterne Hotel im Herzen von Zermatt beherbergt während des Festivals jeweils den Ronnie Scott‘s Jazz Club, in dem jeden Abend zwei Sessions stattfinden.

Zudem stellt das Mont Cervin Palace dem Festival ein paar Zimmer zu einem Spezialtarif zur Verfügung und erhält im Gegenzug ein Kontingent an Freikarten. Lohnt sich dies? «Es ist ein Win-Win-Geschäft, darum unterstützen wir den Event», sagt General Manager Rafael Biner.

Zermatt kann jung und sexy sein

Dazu gibt es mittlerweile auch Zahlen. Eine Studie des Instituts für Tourismuswirtschaft der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit der sozioökonomischen Forschungs- und Beratungsstelle Rütter Soceco aus Rüschlikon kommt zum Schluss, dass Zermatt dank dem Festival rund 24’000 Übernachtungen generiert. Dies sind über 50 Prozent mehr als in der Woche vor dem Event.

Die Studie macht ebenfalls deutlich: Es ist ein internationales Publikum, das «Zermatt Unplugged» anzieht. Rafael Biner stellt fest, dass das Festival bei zahlreichen Besuchern noch lange nachhallt: «Gerade bei Gästen aus dem Ausland beobachten wir regelmässig, dass diese uns auch unter dem Jahr wieder besuchen.» Und das Erfreuliche: Das Festival beschert Zermatt ein anderes Publikum. «Zermatt kann jung und sexy sein», titelte die Berner Zeitung vor einigen Jahren.

Mit Bandmitgliedern auf der Piste

Für Sebastian Metry vom Chalet Hotel Schönegg gilt es jedoch nicht nur den kurzfristigen wirtschaftlichen Erfolg zu beachten. « bringt das ganze Dorf zusammen. Ob jung oder alt, ob Saisoniers oder Einheimische, alle treffen sich am Unplugged und geniessen die Stimmung», sagt er.

Metry weiss, wovon er spricht. Nicht nur, dass er Partner des Festivals ist, er war früher selber für «Zermatt Unplugged» tätig – aus Überzeugung, wie er betont. Als ein «wahnsinnig tolles Erlebnis» beschreibt er diese Zeit. «Du triffst Menschen, mit denen du normalerweise nie zusammenkommen würdest, und erlebst Dinge, die du nicht für möglich halten würdest», sagt er.

Hotel Schönegg Zermatt
«Du triffst Menschen, mit denen du normalerweise nie zusammenkommen würdest», sagen Sebastian Metry und Line Février vom Hotel Schönegg. - zVg

Zum Beispiel, als er 2011 mit den Musikern von OneRepublic zusammen mit einem Skilehrer auf die Piste ging und dabei fast der Gig in Zermatt ins Wasser fiel. «Einer der Band stürzte und klagte über heftige Rückenschmerzen. Ich dachte schon an Schlimmes», so Metry. Das Rückenleiden entpuppte sich beim medizinischen Check als Prellung. Dem Auftritt in Zermatt stand nichts im Wege. «So etwas vergisst du nie», sagt Metry, der Hotelier.

Zermatt und das Unplugged-Festival passen zueinander. Das sagen heute alle Hoteliers im Dorf. « ist geerdet und unverwechselbar. Das ist nicht einfach eine billige Kopie», sagt Heinz Julen.

Und für den Künstler und Hotelier aus dem Walliser Bergdorf der Beweis dafür: «Wenn wir Zermatter zusammenstehen und am gleichen Strick ziehen, können wir Grosses auf die Beine stellen.»

Kommentare

User #7387 (nicht angemeldet)

Für "Unplugged" sehe ich im ersten Bild aber etwas gar viele Kabel.

User #3116 (nicht angemeldet)

Ok. Die Mehrheit im Zelt, geht nur hin weils es en vogue ist. Stimmung war meistens reserviert. Die meisten haben null Ahnung von den Sängern und ihnen sind die Cüplis vor und nach dem Konzert wichtiger als die Acts. Echte Fans der Acts können sich die Konzerte gar nicht leisten

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