Wunderschöner Burgäschisee: Weekendtrip zum Pfahlbauer-Hotspot

Elisha Nicolas Schuetz
Elisha Nicolas Schuetz

Bern,

Der Burgäschisee gilt als Geheimtipp zwischen Solothurn und Bern. Hinter dieser Idylle steckt aber weitaus mehr, als man auf den ersten Blick vermuten mag.

Burgäschisee
Burgäschisee. - Solothurn Tourismus Rohrbach

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Region ist UNESCO-Weltkulturerbe.
  • Sie gilt als mystischer Kraftort.
  • Abenteuerliche Legenden zeugen davon.

Das Naherholungsgebiet rund um den Burgäschisee liegt abseits der gängigen touristischen Trampelpfade. Er trumpft mit einer eindrücklichen Pflanzenvielfalt auf, die es auf einem Holzschnitzelweg zu entdecken gilt.

Der Natursee ist knapp 700 Meter lang und 500 Meter breit, wird von einem Wäldchen und von Schilf umrundet und steht grösstenteils unter Naturschutz. Informationstafeln entlang des Ufers vermitteln allerlei Wissenswertes zur Geschichte, Natur und Kultur rund um den historischen Ort. Und der hat es in sich.

Zufällig Pfahlbauer-Siedlungen ausgebuddelt

Zwischen 1941 und 1943 wurde der Burgäschisee zur Gewinnung von Kulturland um zwei Meter abgesenkt. Und siehe da: Plötzlich kamen auf den trockengelegten Uferpartien ausgedehnte Seeufersiedlungen zum Vorschein. Denn bereits vor rund 6000 Jahren besiedelten Pfahlbauer dessen Ufer.

Im 12. Jahrhundert erbauten die Herren von Äschi eine Burg, welche jedoch 200 Jahre später bei einer Schlacht dem Erdboden gleichgemacht wurde. Das einzige, was heute noch an die ruhmreiche mittelalterliche Zeit der Ritter, Burgherrn und Minnesänger erinnert, ist der Name der Ortschaft.

Die Fundstellen, an welchen Zeugnisse der bewegten Vergangenheit des Sees gefunden wurden, gehören seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Derweil locken abwechslungsreiche Rundwanderungen vom malerischen Burgäschisee durch idyllische Wälder, über Felder oder bis nach Herzogenbuchsee.

Auf den Spuren der Kraftorte

Für viele gilt die Gegend gar als eigentlicher Kraftort. Bei einer Wanderung zur restaurierten Marienkapelle in Steinhof kann man sich hiervon einen Eindruck machen. Denn um die kleine Kirche ranken sich viele mystische Legenden.

Eine besagt, dass der Steinhöfer «Weierklaus» sich im Jahre 1714 auf eine Wallfahrt nach Einsiedeln begeben habe und bei der Überquerung des Vierwaldstättersees in einen heftig tobenden Gewittersturm geraten sei. Da habe er hoch und heilig gelobt, ein geschnitztes Mutter-Gottes-Bild zu erstatten, sofern er den gewaltigen Sturm überlebe. So kam es.

Burgäschisee
Der Burgäschisee gilt einigen als Kraftort. - Solothurn Tourismus

Und zum Schutz des besagten Muttergottes-Abbildes – übrigens einer Kopie der Schwarzen Madonna von Einsiedeln – sei die Kapelle Steinhof erbaut worden. Doch auch an ihr nagte der Zahn der Zeit: der Putz fiel stellenweise ab, die Dachziegel rutschten weg, Wasserrohre verrosteten, Farbe blätterte ab und an der Figur des heiligen Joseph nagten Holzwürmer.

Dies war einem Kraftort natürlich ganz und gar unwürdig. Deshalb entschloss sich die Bürgergemeinde Aeschi als Besitzerin kürzlich, die Kapelle gemäss der Empfehlungen der kantonalen Denkmalpflege vollständig zu sanieren.

Schwanger nach Rutsch über den Felsen

Weiter geht der Spaziergang auf den Spuren der hiesigen Kraftorte zur spätgotischen Martinskirche Seeberg – primär bekannt für ihre Fresken des Künstlers Cuno Amiet. Sie wurde 1517 im spätgotischen Stil erbaut.

Offenbar war die Gegend aber bereits zur Römerzeit besiedelt: Bei Grabungen kamen Mauerreste eines römischen Gutshofs aus dem dritten Jahrhundert zum Vorschein. Von den drei Glocken im Kirchturm ist die älteste heute übrigens über dreihundert Jahre alt.

Boote am See
Boote am Burgäschisee. - Solothurn Tourismus - Henry Oehrli

Bekanntlich stehen neben Kirchen oft Linden. So auch in Seeberg: Sie ist rund 500 Jahre alt und steht unter Schutz. Auch bei der «Grossen Flue», dem drittgrössten Findling der Schweiz, kann man sich von der besonderen Energie der Region einen Eindruck machen.

Der riesige Steinblock stammt vom eiszeitlichen Rhonegletscher, wobei es sich um einen Arkesingneis aus dem Vallée de Bagnes im Wallis handelt. Man vermutet, er habe in heidnischen Zeiten als Opferstätte gedient.

Der naheliegenden «Chilchliflue» sagte man zu früheren Zeiten Wunderkraft nach: Demnach sollen junge Frauen geglaubt haben, nach einem flotten Rutsch über die schiefe Fläche des Blocks würde der Wunsch nach einem Kind in Erfüllung gehen.

Der Traum von einem hervorragenden Essen kann derweil mit Bestimmtheit realisiert werden: das Restaurant «Seeblick», eines der schönsten Wasser-Restaurants der Schweiz, sollte man sich nach dem Spaziergang nicht entgehen lassen. Und am besten gleich im dazugehörigen Gasthof übernachten – direkt am Ufer des Burgäschisees.

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Autor: Elisha Nicolas Schuetz / Tourismus Lifestyle Verlag

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