Beispiele von Thailand bis Uganda zeigen, dass der ausbleibende Tourismus für die Tierwelt nicht nur positive Folgen hat.
Affen in Thailand
Affen in Thailand - Bild: Ioana Mohanu / Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Wildtiere gelten als Gewinner der Coronakrise
  • Vielerorts lauern ihnen wegen ausbleibenden Touristen aber neue Gefahren
  • Wilderei und illegale Fischerei sind im Aufschwung
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2020 machten Meldungen über einen Babyboom bei den Berggorillas und die Rückkehr von Delfinen nach Venedig die Runde. Letzteres entpuppte sich im Nachhinein als «Fake News». Trotzdem gibt es immer wieder positive Nachrichten über die sich während der Reiseflaute erholende Fauna und Flora.

Nur: So einfach ist es nicht. Mancherorts frohlockt die Natur zwar tatsächlich ob der unverhofften Erholungsphase. Immerhin in Hongkong darf man sich nämlich über die Rückkehr seltener Delfine freuen. In anderen Touristendestinationen sieht die Sache für Tiere aber ganz anders aus.

Thailands Affen müssen auf Futterquelle verzichten

Für die einheimische Bevölkerung Thailands stellen Affen vielerorts seit jeher mehr eine Plage als einen Segen dar. Touristen aber erfreuen sich ob den frechen Primaten. Oft sind sie bei gut frequentierten Tempelanlagen und anderen Sehenswürdigkeiten anzutreffen.

Und weil Besucher die Affen füttern, müssen sich diese keine Sorgen um die Nahrungsmittelsuche machen. Sie vermehren sich problemlos.

Eine Horde Affen stürmt die Strassen.

Seit bald einem Jahr aber fehlen in Thailand die Touristen, und mit ihnen eine wichtige Futterquelle. Mit bösen Folgen: Es häufen sich die Berichte aggressiver Affenhorden, die auf der Suche nach Nahrung Märkte und Dörfer überfallen.

In Lappland fehlt es an Geld für Schlittenhunde

Skandinavische Schlittenhunde-Abenteuer mit fotogenen Huskys begeistern Fans aus aller Welt. Entsprechend zahlreich sind die Anbieter und Vierbeiner. Nun fehlt es den Hunden durch das Ausbleiben der Touristen nicht nur an Bewegung, sondern auch an Futter. Zahlreiche Farmen haben Spendenaufrufe gestartet.

Husky in Lappland
Ein Husky in Lappland - Bild: Oliver Ritz

Denn die Lage ist ernst: Zwischen 130 und 180 Tiere hält eine Husky-Farm im Schnitt. Die Kosten für Futter und sonstigen Unterhalt belaufen sich gemäss Kontiki Reisen pro Hund und Jahr auf rund 1000 Franken. Geld, dass aufgrund der ausbleibenden Gäste nun schmerzlich fehlt.

Der Schweizer Nordland-Spezialist hat deshalb eine Crowdfunding-Kampagne zur Unterstützung von Husky-Tourenanbietern in Lappland lanciert.

Wilderer profitieren vom Lockdown

Durch den Jobverlust wurde weltweit vielen Touristikern die Lebensgrundlage entzogen. Die besonders auf dem afrikanischen Kontinent festgestellte erhöhte Aktivität in der Wilderei ist eine traurige Konsequenz davon. Und eine die zeigt, dass (Öko-) Tourismus und Artenschutz oft zusammenspielen.

So etwa bei den beliebten Gorillatrekkings in Uganda: Wegen der Gefahr einer Übertragung des Corona-Virus auf die Tiere, blieb der Primatentourismus auch nach Wiedereröffnung des Parks ausgesetzt.

Ein Berggorilla
Ein Berggorilla - Bild: Simbi Yvan / Unsplash

Das Fernbleiben von Touristen und ihren Guides spielt Wilderern in die Karten; Im Juli wurde der Silberrücken «Rafiki», das Leittier einer lokalen Berggorillagruppe, tot aufgefunden. Das mächtige Tier musste wohl aufgrund eines unglücklichen Zusammenstosses mit einem Wilderer auf der Jagd nach anderen Tieren sterben.

Schon im April hatte die Organisation «Wildlife Justice Commission» vor den möglichen Corona-Auswirkungen auf die Wilderei gewarnt. Kriminelle Netzwerke würden die Schliessung von Parks und die damit einhergehende verminderte Präsenz von Behörden ausnutzen.

In Meeresschutzzonen wird vermehrt gefischt

«Gewildert» wird aus Not und Opportunität heraus derzeit auch wieder vermehrt in den Weltmeeren. Dort, wo der aus dem Tourismus finanzierte Meeresschutz nicht mehr gewährleistet ist.

Wo sich normalerweise Taucher und Schnorchler ob farbigen Riffen und reichen Fischgründen erfreuen, fehlt es den Menschen aktuell an Arbeit. Einheimische haben ob dem Reisestillstand erhebliche Anteile ihres Einkommens oder gar ihren Job verloren. Als Konsequenz wenden sie sich notgedrungen (wieder) dem Fischfang zu. Sei es als alternative Einkommensquelle oder auch «nur» um wortwörtlich die eigene Familie zu ernähren.

Riff mit Meeresschildkröte
Eine Meeresschildkröte am Riff - Bild: Milos Prelevic / Unsplash

«Tourismus sichert weltweit Arbeitsplätze und Existenzen. Dort, wo dies achtsam geschieht, wurde die Bevölkerung über Jahre sensibilisiert, dass ein lebendiger Fisch weit mehr wert ist, als ein toter» erklärt Thomas Meier, Geschäftsführer von Manta Reisen.

«Mit sinkender Präsenz von Touristen und Behörden steigt das Risiko markant, dass auch an geschützten Fischgründen gefischt wird. Oder, dass vermehrt auch wieder auf verheerende Methoden wie die Dynamitfischerei gesetzt wird», so Meier.

Ein Hammerhai
Auch Haie sind gefährdet - Bild: Jonas Allert / Unsplash

Am verheerendsten sind die illegalen Aktivitäten der industriellen Fischerei. Auch hier wittert man in den nun weniger stark kontrollierten Gewässern eine Chance. Mit ihren Methoden ziehen industrielle Fischerboote oftmals auch viel Beifang – Haie, Rochen, Delfine – an Bord.

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