Im Aquarium: Mit diesem Krebs erleben Sie Ihr blaues Wunder
Guppys und Skalare waren gestern. Wer etwas Exotisches für sein Aquarium sucht, setzt auf Farbe. Zum Beispiel auf blaue Krebse. Was gilt es zu beachten?
Das Wichtigste in Kürze
- Zwölf Zentimeter lang kann er werden: der Blaue Florida-Krebs (Probcambarus alleni).
- Wegen seiner auffälligen Farbe ist er ein beliebter Eyecatcher in heimischen Aquarien.
- Wichtig: Er braucht viel Platz und macht manchmal vor Mitbewohner-Fischen nicht halt ...
Eigentlich gibt es ihn schon seit mehreren Jahren. Doch erst in letzter Zeit erobert er mehr und mehr die heimischen Aquarien: der Procambarus alleni, der blaue Florida-Krebs.
Und sein Name ist Programm. Denn der bis zu zwölf Zentimeter grosse Krebs – plus Scheren – besticht nicht nur durch seine Grösse, sondern auch durch seine leuchtend blaue Farbe.
«Die Leute wollen es schön bunt. Das kennt man von vielen anderen Tieren auch», sagt Kai Quante vom Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde.
Und Aquaristik-Fachhändler Frank Schenk sagt: «Das ist natürlich schon etwas ganz anderes als ein kleiner Fisch oder eine Garnele.»
Heute vergeht kein Tag mehr, an dem kein «Alleni» die Aufzuchtbecken verlässt und direkt verkauft oder über einen zertifizierten Tier-Spediteur verschickt wird.
Sein Sohn Frank Schenk junior führt die Beliebtheit auch auf Entwicklungen bei der Aquaristik und die sozialen Medien zurück.
«Als ich Ende der 90er-Jahre Aquarien kennengelernt habe, da gab es immer nur Guppys und Skalare, und jedes Aquarium sah gefühlt gleich aus», sagt er.
Der blaue Krebs nur als cooles Model für Instagram?
Inzwischen seien jedoch immer mehr «Nischentiere» in den Vordergrund gerückt. Auch bei den Fotos, die Aquarianer heute auf Facebook oder Instagram posten.
«So ein blauer Krebs ist da aussergewöhnlich und farblich imposant und ruft dann schon einen kleinen Hype hervor», gibt er zu.
Ein weiterer Vorteil im Gegensatz zu so manchen Fischen: «Sie sind gross und lassen sich super fotografieren.» Anders formuliert: «Sie sehen einfach cool aus!»
Denen, die im heimischen Aquarium selbst ihr blaues Wunder erleben wollen, empfiehlt Kai Quante, die Tiere im Zoohandel oder bei einem Züchter zu kaufen.
Die Allenis, die ihre Farbe durch gezielte Zucht erhalten haben, werden von Frank Schenk im Alter von drei bis sechs Monaten abgegeben. «Sie sind auch für Einsteiger gut geeignet», meint er.
Was nicht heisst, dass diese Tiere, keinerlei Ansprüche an ihre Haltung stellen.
Darauf weisen auch Tierschutzorganisationen hin. Es besteht die Gefahr, dass die farbigen Krebse als optisches Accessoire gekauft werden, ohne dass sich der Käufer vorab über die Bedürfnisse dieser Tiere informiert.
Haltung besser nur einzeln in grossem Aquarium
«Das Wichtigste ist ein ausreichend grosses Aquarium», sagt Frank Schenk. Er empfiehlt mindestens 60 Zentimeter Kantenlänge, bei einem Pärchen mindestens einen Meter.
Wobei er rät, den Krebs nur einzeln zu halten. Zum einen, weil dieser auch in freier Natur Einzelgänger sei, zum anderen, weil die Haltung von einem Paar langfristig zu Problemen führen würde.
Denn solche Gliederfüsser können bis zu fünf Jahre alt werden und Weibchen zwischen 100 und 300 Eier jährlich legen.
Zwar kommen im Schnitt nur ein Dutzend Jungtiere durch, doch jedes Aquarium gerät da schnell an seine Grenzen. «Wer zu viele Tiere hat, kann mich anrufen. Dann finden wir eine Lösung», sagt Schenk.
Die Krebse in der freien Natur auszusetzen, sei jedenfalls keine. Zum einen könnten sie Krankheitserreger einschleppen (Krebspest) oder die heimische Artenvielfalt gefährden, zum anderen verenden sie draussen meist schnell und qualvoll.
Frank Schenk weist auf ein weiteres Problem hin, dass die Haltung mehrerer Tiere mit sich bringen könnte: Wenn die Krebse wachsen, häuten sie sich manchmal und verlieren vorübergehend ihren Schutz.
«Sie sind dann ganz weich und können von Artgenossen angeknabbert werden.» Der Krebs benötigt zum Rückzug Höhlen, Wurzeln und Steine. 50 Prozent des Wassers muss wöchentlich gewechselt werden.
Dabei sei der Blaue Floridakrebs ein munteres Kerlchen, so Frank Schenk. Und Kai Quante bestätigt: «Das sind Charaktertiere!» Ihr Vorteil: Weil sie tagsüber aktiv sind, könne man sie gut beobachten.
Allenis knabbern gern und spielen Rasenmäher
Aquarium-Freunde, die viel Sorgfalt in die Gestaltung der Becken-Landschaft legen, sollten bedenken, dass es sich bei ihnen laut Schenk um «Rasenmäher» handelt. Das bedeutet: «Sie buddeln gerne und gehen alle Pflanzen an.»
Kai Quante formuliert es so: «Sie sind dafür bekannt, dass sie ein bisschen umdekorieren.»
Auch Fische sind vor ihnen nicht sicher: «Zu denken, man könnte sie einfach mal dazusetzen und das wird schon passen, funktioniert nicht», so der Experte.
Zwar seien die Allenis grundsätzlich keine Jäger. Doch wenn die Fische schlafen und auf Pflanzen oder auf dem Boden liegen, versorgt sich der Krebs auch gerne mit Proteinen...