Zürich: Geld & Schmuck ergaunert – falsche Schamaninnen verurteilt
Falsche Schamaninnen treiben im deutschsprachigen Raum ihr Unwesen. Auch in Zürich wurden zwei Frauen verurteilt, weil sie so viel Geld und Schmuck ergaunerten.

Das Wichtigste in Kürze
- Letzten Oktober gab sich eine 36-Jährige gegenüber einer Frau als Schamanin aus.
- Sie gaukelte ihr vor, dass sie verflucht sei und deswegen ihren Schmuck reinigen müsse.
- Bei dem Betrugsopfer entstand ein Schaden von rund 110’000 Franken.
- Es ist kein Einzelfall: Mit dieser Betrugsmasche treiben weitere Gaunerinnen ihr Unwesen.
Derzeit macht eine fiese Schamaninnen-Betrugsmasche die Runde. Dabei gaukeln falsche Schamaninnen Opfern vor, dass sie verflucht seien.
Oder dass der Tod eines Familienmitglieds unmittelbar bevorstehe. Diesen Fluch könne nur ein aufwendiges Reinigungsritual lösen.
Für dieses Reinigungsritual brauche es Schmuck – und natürlich Geld. Mit diesem Vorgehen haben zwei Frauen im deutschsprachigen Raum mindestens 70 Menschen bestohlen. Der Gesamtwert des erbeuteten Geldes und Schmucks: rund zehn Millionen Franken.
Nahe Wien hat die Polizei im Februar ein Versteck mit einem Tresor ausgehebelt. Darin fand sie unter anderem teure Uhren, 25 Kilo Gold sowie Bargeld in Höhe von 4,1 Millionen Euro und 2,1 Millionen Franken.
Netzwerk organisierter Clan-Kriminalität
Die Ermittler sprechen von einem Netzwerk organisierter Clan-Kriminalität mit Zellen in Wien und Köln (D). Sie glauben, dass auch in der Schweiz Menschen dieser Betrugsmasche zum Opfer gefallen sind.
Darauf lassen auch von der Polizei veröffentlichte Fotos des sichergestellten Diebesgutes schliessen. Dort sind unter anderem Bargeld-Couverts der Zürcher Kantonalbank und der Schweizerischen Post zu sehen.
Das bestätigen zwei Gerichtsfälle aus dem Raum Zürich, wie der nun «Tagesanzeiger» berichtet. Erst letzte Woche wurde einer 36-Jährigen am Bezirksgericht Zürich der Prozess gemacht. Sie habe serbische Wurzeln, den italienischen Pass und lebe in der Nähe von Köln.
Unklar sei, ob sie in Verbindung mit der Zelle in Wien stehe. Sie hat jedoch die gleiche Betrugsmasche angewendet, wie ein Fall vom vergangenen Jahr zeigt.
So soll sie im Oktober in Zug eine Frau in ein Gespräch verwickelt haben. Ihr Name sei «Kristina» – sie sei Schamanin und spüre, dass der Ehemann der Frau mit schwarzer Magie verflucht sei.
«Durch geschicktes Fragen» von Krankheit erfahren
Laut Anklage hatte sie davor «durch geschicktes Fragen» erfahren, dass der Mann an Krebs erkrankt war. Und dass die Familie im Besitz von wertvollem Schmuck ist.
Danach habe «Kristina» der Frau eingetrichtert, dass die Krebserkrankung die Folge eines Fluches sei. Er werde bald sterben – es sei denn, die Schamanin beseitige den Fluch durch spirituelle Reinigung des Erbschmuckes.
Die verzweifelte Lebenslage des Opfers habe die Frau «besonders empfänglich» für dieses Angebot gemacht, so die Anklage. Deshalb habe sie dem Ritual zugestimmt.
Die beiden Frauen blieben via Whatsapp und Telefon in Kontakt und trafen sich mehrmals. Immer wieder erklärte die falsche Schamanin, dass die Reinigungszeremonien nicht erfolgreich gewesen seien.
Und dass weitere Vermögenswerte vom angeblichen Fluch betroffen seien. Als sie so schliesslich Schmuck und Geld im Wert von rund 110'000 Franken ergaunert hatte, brach sie demnach den Kontakt mit dem Opfer ab.
Zwei falsche Schamaninnen in Zürich verurteilt
Vier weiteren Opfern gab sich die Angeklagte als notleidende Syrerin oder Ukrainerin aus. So erbeutete sie weitere rund 12'000 Franken.
Vor Gericht sagte die Gaunerin, sie habe das Geld ihrem damaligen Lebensgefährten weitergegeben. Seinem Namen nannte sie nicht, weil er sie und ihre vier Kinder bedroht und geschlagen habe.
Das half ihr beim Urteil nicht. Die Richter verurteilten «Kristina» zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 20 Monaten mit einer Probezeit von vier Jahren. Hinzu kommt eine Landesverweisung für sieben Jahre.
Erst letzten Oktober musste sich vor dem Zürcher Obergericht eine exakt gleichnamige Frau mit österreichischem Pass und serbischen Wurzeln verantworten. Auch sie hatte sich als Schamanin ausgegeben.
Zwei Opfern nahm sie mit der gleichen Masche 51'000 Franken ab. Sie wurde zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 21 Monaten und sechs Jahren Landesverweisung verurteilt.