Ist der Esel wirklich dumm und stur?

«I-ahh, i-ahh» – dies ist der charakteristische Laut des Esels. Zusammen mit dem typisch lauten Schreien oder Stöhnen trägt die Art seiner Verständigung wahrscheinlich zu seinem Vorurteil der Dumm- und Sturheit bei.

Erkennt der Esel eine Gefahr, bleibt er stehen und lässt sich nicht vom Fleck rühren. Stur und dumm könnte man meinen, weil er keinerlei Fluchtinstinkt zeigt.

Doch das entspricht, wie die Redewendung selbst, nicht der Wahrheit.

Ganz im Gegenteil: Die scheinbare Sturheit ist in Wahrheit ein schlaues Vorgehen des Esels. Bei Gefahr bleibt er stehen, um die Situation einzuschätzen und sein Vorgehen zu planen.

Durch seine seitliche Augenposition, sein gutes Gehör und sein Geruchssinn ist er in der Lage Feinde frühzeitig zu erkennen. Genug Zeit also, um Nachzudenken.

Während das Pferd einfach ängstlich davon rennt, sucht der Esel sich ein gutes Versteck.

Der Grund weshalb er nicht gleich losläuft liegt in seiner Herkunft. Ursprünglich wurde der Esel als Nutztier gehalten und lebte in steinigen Regionen.

Wäre er in dieser Umgebung schnell losgerannt, wäre ein Sturz wahrscheinlich.

Doch auch wenn er die Möglichkeit hat, versteckt sich der Esel nicht immer. Er ist ein eher furchtloses Tier und scheut auch Raubtiere nicht. Besonders, wenn er sein Herrchen oder sein Rudel beschützen will.

Er ist sehr treu und sozial. Mit Menschen versteht er sich gut und auch seine Artgenossen und andere Tiere wie Schafe oder Rinder hat er gerne um sich. Sogar sein Futter teilt er mit ihnen.

Wenn es notwendig wird, greift er den Feind für sie an, um sie zu beschützen.

Ein wenig Wahrheit mag am Sprichwort des dummes Esels dennoch dran sein. Denn der Esel würde auch Lasten tragen, welche eigentlich viel zu schwer sind – aus Treue.

Ob das nun dumm, schlau oder einfach liebenswert ist, bleibt Interpretationssache.