Noch nie waren so viele Tierarten vom Aussterben bedroht wie heute. In Sachen Tierschutz ergeben sich jedoch auch neue Möglichkeiten.
Biodiversität und Tierschutz
Das Instrument der Agrarpolitik im Bereich Grenzschutz habe die grösste Wirkung auf die Biodiversität. (Symbolbild) - sda - WSL/Martin Fellendorf

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz ist etwa ein Drittel aller Arten vom Aussterben bedroht.
  • Besonders betroffen sind Süsswassersysteme.
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Die Wissenschaft spricht manchmal vom sechsten grossen Massenaussterben in der Geschichte der Erde. Als solche werden Phasen bezeichnet, in denen besonders viele Tier- und Pflanzenarten verschwanden.

Das berühmteste Massenaussterben geschah vor etwa 66 Millionen Jahren und machte neben vielen anderen auch den Dinosauriern den Garaus.

Ursache war vermutlich der Einschlag eines grossen Asteroiden in Nordamerika. Heute sind es jedoch menschliche Aktivitäten, die aktuell zu einem enormen Artensterben führen.

Kennen Sie bedrohte Tier- oder Pflanzenarten?

Weltweit eine Million Arten bedroht

Die letzte Studie des Weltbiodiversitätsrates IPBES aus dem Jahr 2019 ergab, dass weltweit rund eine Million Arten akut bedroht sind.

Im Gegensatz zu den vorherigen Massenaussterben ereignet sich das heutige Massenaussterben in besonders rasantem Tempo: Alleine von 1970 bis 2010 hat die biologische Vielfalt um 65 Prozent abgenommen.

Tierarten
Tierschutz: Immer mehr Tierarten werden seltener oder verschwinden ganz. - Depositphotos

Der Hauptgrund dafür ist mangelnder Pflanzen- und Tierschutz. Der Mensch hat in riesigem Masse Naturflächen in Ackerland und Wohnland umgewandelt, wodurch Tieren ihr natürlicher Lebensraum genommen wird. Dazu kommen Umweltgifte und der Klimawandel, die den Artenschutz vor grösste Herausforderungen stellen.

Tierschutz: Artenschutz in der Schweiz

Die Schweiz bildet dabei keine Ausnahme. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) zählte für seine letzte Studie 2022 exakt 56'009 Pflanzen- und Tierarten in der Schweiz. Von 10'844 bewerteten Arten gilt ein Drittel (35 Prozent oder 3776 Arten) als gefährdet oder sogar schon ausgestorben.

Tierschutz
Viele Pflanzen und Tiere sind bereits ausgestorben. Es ist wichtig, jetzt zu reagieren. - Depositphotos

Weitere 12 Prozent (1282 Arten) gelten als potenziell gefährdet. Als gefährdet gelten natürliche Süsswasserökosysteme wie Sümpfe und Moore. Einerseits wurden diese in den letzten Jahrzehnten in grossem Stil zur Schaffung von Nutzflächen trockengelegt. Andererseits führt der Klimawandel mit seinen höheren Temperaturen zum natürlichen Austrocknen.

Das BAFU hat eine Publikation zusammengestellt. Diese umfasst eine Liste der National Prioritären Arten und Lebensräume, die als besonders schützenswert gelten.

Neue Prioritäten beim Artenschutz

Forscherinnen und Forscher sind hoffnungsvoll, dass sich bis 2100 zumindest jede dritte Art mit besserem Pflanzenschutz und Tierschutz retten lässt.

Eine der grössten Chancen dabei ist die Erkenntnis, dass der bisherige Artenschutz vermutlich falsch angegangen wurde. Bislang konzentrierten sich die Anstrengungen meist nur gezielt auf bestimmte Arten.

Insekten
Sterben Insekten aus, finden Vögel oft keine Nahrung mehr. - Depositphotos

Mittlerweile ist klar, dass Tierschutz ganze Lebensräume umfassen muss. So führt zum Beispiel das enorme Insektensterben der letzten Jahrzehnte dazu, dass Vögel kaum noch Nahrung fanden. Dadurch ging auch ihre Artenvielfalt zurück. Heute wird verstärkt auf das ganzheitliche Konzept und einen besseren Erhalt der noch vorhandenen Wildflächen geachtet.

Grünere Städte als Chance für den Tierschutz

Eine weitere Chance ist die Erkenntnis, dass Städte mehr Grün benötigen. In der Schweiz setzt sich zum Beispiel die Initiative Grünstadt Schweiz dafür ein, dass Innenstädte wieder grüner werden.

Dächern
Auch Insekten und Vögel fühlen sich auf begrünten Dächern wohl. - Depositphotos

Freiflächen sollen für Stadtbiotope genutzt werden, in denen sich wieder Pflanzen und wilde Tieren ansiedeln können. Auch Parks und begrünte Dächer sollen zur Artenvielfalt beitragen. Dazu arbeiten Forscherinnen und Forscher an vielen weiteren Projekten.

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