Tierschutz: So werden Reptilien artgerecht zu Hause gehalten
Die artgerechte Haltung und der Tierschutz für Reptilien stellen Halter vermehrt vor Herausforderung. So werden Reptilien artgerecht gehalten.
Das Wichtigste in Kürze
- Offiziell werden in der Schweiz rund 413'000 Reptilien als Haustiere gehalten.
- Die Haltung von rund der Hälfte dieser Tiere verstösst gegen den Tierschutz.
Reptilien wie Schlangen stehen in den Statistiken zur Heimtierhaltung weit hinter Katzen, Hunden und Nagern, doch ihre Zahl ist gross.
Im Jahr 2022 erreichte sie laut Verband für Heimtiernahrung einen neuen Höchststand von rund 413'000 Reptilien. Sie leben in geschätzt drei Prozent der Schweizer Haushalte.
Allerdings kann die Zahl trügen, denn gerade bei Reptilien gibt es eine hohe Dunkelziffer. Viele Reptilienarten sind bewilligungspflichtig (zum Beispiel Giftschlangen), werden aber von Haltern nicht angemeldet.
Das Leid der Reptilien in der Heimtierhaltung
Schon 2020 sorgte eine Umfrage des Schweizer Tierschutzes für Aufsehen: Bei über 50 Prozent der befragten Reptilienhalter wurden Verstösse gegen den Tierschutz festgestellt. Und bei diesen Haltern handelte es sich um freiwillige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage.
Verstösse gegen Art. 4 des Schweizer Tierschutzgesetzes können mit Strafen geahndet werden. Dabei sind die gesetzlichen Mindestanforderungen bereits relativ niedrig angesetzt.
Die Empfehlungen für eine tierfreundliche Haltung gehen noch wesentlich weiter. Allerdings scheinen sich viele Halterinnen und Halter erst gar nicht mit den Bedürfnissen der Reptilien zu beschäftigen.
Die Website vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen will mit ihrer Webseite tierhaltungsrechner.ch dies nun vereinfachen.
Tierschutz: Die richtige Heimat für den neuen Mitbewohner
Das Problem der artgerechten Haltung beginnt schon bei der Auswahl des Terrariums. Dieses muss der jeweiligen Reptilienart angepasst sein und deren natürlichen Lebensraum widerspiegeln. Dies können wüstenartige Terrarien sein, Regenwaldterrarien oder sogenannte Paludarien.
Diese Terrarien besitzen einen zusätzlichen Wasserbereich zum Schwimmen. Ganz wichtig ist die ausreichende Grösse, die sich an der Grösse des Bewohners orientiert.
Dazu wird bei Reptilien die Kopf-Rumpf-Länge (KRL) ohne Schwanz ermittelt. Die sehr beliebten Bartagamen bringen es zum Beispiel auf durchschnittlich 30 Zentimeter.
Diese werden mit Länge (x5), Tiefe (x4) und Höhe (x3) multipliziert. So ergibt sich eine Terrariengrösse von mindestens 150 x 120 x 90 Zentimeter. Für jedes weitere Tier werden die Masse um 15 Prozent vergrössert.
Tierschutz: Die Einrichtung des Terrariums
Die weitere Einrichtung des Terrariums muss den Lebensgewohnheiten des gewählten Reptils entsprechen. Die beispielhaft erwähnten Bartagamen benötigen beispielsweise ein Wüstenterrarium mit einer Tagestemperatur um 25 Grad Celsius. Die Nachttemperatur liegt bei um die 20 Grad Celsius.
Die Luftfeuchtigkeit muss bei 40 bis 50 Prozent liegen. Bei Reptilien aus tropischen Regenwäldern müssen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit höher liegen.
Ein Faktor, bei dem der Tierschutz häufig vernachlässigt wird, ist die Beleuchtung. Viele Reptilien benötigen neben normalem Licht auch UV-A oder UV-B-Licht, ohne dass sie erkranken.
Die entsprechende Beleuchtung ist nicht nur im Kauf teuer, sondern zieht auch entsprechende Stromkosten nach sich. Dies sollten Tierfreunde vor dem Kauf von Reptilien beachten.
Die richtige Ernährung der Reptilien
Jede Reptilienart hat ihre eigene Ernährungsweise, allerdings sind die wenigsten Reptilien Vegetarier.
Neben Fertigfutter ist für die meisten Arten sogenanntes Lebendfutter erforderlich. Also lebende Insekten und – je nach Art – auch Kleintiere wie Mäuse.
Allerdings dürfen Tiere nach dem Tierschutzgesetz nicht lebend verfüttert werden, da ihnen dies unnötiges Leid zufügt.
Halterinnen und Halter müssen die Futtertiere also zuerst selbst fachgerecht töten (oder tot und tiefgekühlt kaufen). Vor dem Kauf sollten sie sich die Frage stellen, ob sie überhaupt dazu in der Lage sind.
Weiterhin werden Reptilien häufig überfüttert, da Einsteiger in die Reptilienhaltung den Nährstoffbedarf überschätzen. Sie orientieren sich gedanklich an Säugetieren wie Katzen und Hunden. Doch ein Reptil braucht oft nur einmal pro Woche frisches Futter.
Tierschutz: Die Lebenserwartung von Reptilien wird unterschätzt
Anders als Hunde oder Katzen benötigen Reptilien keine Bespassung. Allerdings sind sie auch keine Kuscheltiere, die aus dem Terrarium genommen und gestreichelt werden wollen. Der Reiz liegt vor allem in der Beobachtung der exotischen Tiere.
Angehende Reptilienhalterinnen und -halter sollten sich zudem über einen Punkt klar sein: Viele Tiere haben eine lange Lebenserwartung von mehreren Jahrzehnten.
Die Entscheidung für einen so langlebigen Hausgenossen darf also nicht leichtfertig getroffen werden.