Wie bereitet man sich auf den Tod seines Vierbeiners vor?
Die Zeit, die wir mit einem Hund verbringen können, ist begrenzt. Und doch fällt der Abschied unfassbar schwer. Tipps, wie man sich vorbereiten kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Verlust des Hundes ist für viele ebenso einschneidend, wie der Tod eines Menschen.
- Ist man sich des Endlichkeit des Hundelebens bewusst, ist das gemeinsame Leben intensiver.
- Eine möglichst gute Vorbereitung hilft, besser mit dem Tod umgehen zu können.
- Den Abschied sollte man gemeinsam und in Ruhe erleben.
Für viele Betroffene sind beim Tod des Tieres Trauer und Verzweiflung nicht weniger gross, als wenn ein geliebter Mensch stirbt.
Warum das so ist? «Weil ein Teil von unserer Familie stirbt, von unserem Leben – ganz einfach», sagt Naturforscherin und Autorin Elli H. Radinger. In ihrem Buch «Abschied vom geliebten Hund» schreibt die 71-Jährige von der Trauer um ihre Labradorhündin Shira.
Sie weiss: Vorbereitung hilft. Das heisst nicht, schon in der Welpenzeit an den Tod des Tieres zu denken. «Aber es hilft, wenn man sich des Endes bewusst wird und das Leben mit dem Tier sehr viel intensiver erlebt.»
Vorbereitung auf Tag X hilft
Auch finanziell und organisatorisch sollte man auf das Sterben des Hundes vorbereitet sein.
«Man sollte sich genügend Geld zur Seite legen, damit man eventuell teure Spezialnahrung, Physiotherapie und Medikamente bezahlen und beim Tierarzt noch unabhängig von den Kosten entscheiden kann, ob eine Behandlung durchgeführt wird oder nicht», sagt Radinger.
Eine Frage sei auch, ob das Tier im eigenen Garten oder auf einem Tierfriedhof beerdigt werden könne oder beim Tierbestatter eingeäschert werden solle. Das Wichtigste sei jedoch, am Ende viel Zeit mit dem Hund zu verbringen.
Doch auch die Selbstfürsorge darf nicht zu kurz kommen. «Man muss versuchen, gesundheitlich und seelisch gefestigt zu sein, um dem Hund zu helfen und das alles durchstehen zu können», sagt die Autorin.
Den richtigen Zeitpunkt erkennen
Wer seinen Hund gut kenne und ihn lesen könne, werde auch den richtigen Zeitpunkt erkennen, wann er ihn gehen lassen müsse, sagt die Humanpsychologin und Hundeverhaltenstrainerin Alexandra Wischall-Wagner.
«Wenn man zusammen so eingespielt ist, dann weiss man es und die Hunde zeigen es uns auch, dass sie nicht mehr können.»
Eindeutige Signale sind, wenn der Hund seinen Besitzer nicht mehr begrüsst, nicht mehr aufstehen oder nicht mehr fressen will. Elli Radinger hat ihre eigene Hündin, als es ihr schon schlecht ging, gefilmt.
Auch, um sich bewusst zu werden, dass das Leben für Shira zu schmerzhaft geworden war. Und um Monate später noch objektive Bilder den eigenen Zweifeln entgegensetzen zu können.
Sie rät dazu, mit dem Tierarzt offen über den richtigen Zeitpunkt zu reden. Hat mein Hund starke Schmerzen? Wie hoch ist seine Lebensqualität? Kann er noch ein «normales» Hundeleben führen? Diese Fragen müsse man sich stellen – und letztendlich eine Entscheidung treffen.
Zeit zum Trauern nehmen
Den Abschied sollte man gemeinsam und in Ruhe erleben. «Wir sind unseren Hunden schuldig, dass wir die letzten Stunden so schön wie möglich gestalten. Dass wir sie nicht beim Tierarzt abgeben, sondern bis zum letzten Atemzug dabei sind.
Am besten in vertrauter Umgebung», sagt Wischall-Wagner. Je nach Alter sollten auch Kinder daran teilhaben – wenn sie es denn möchten.
Dass die Zeit Wunden heilt, hat Elli Radinger nach vielen Wochen der Trauer, Wut und Verzweiflung erlebt. Sie appelliert jedoch an die Betroffenen, sich für diese Phase die Zeit zu nehmen, die sie brauchen. «Nur man selbst weiss, wenn man bereit ist, neu aufs Leben zuzugehen», sagt sie.
Natürlich werde man den geliebten Hund niemals vergessen, doch irgendwann seien auch der grösste Schmerz und die schlimmste Trauer überwunden. «Und dann lohnt es sich, einen neuen Sprung zu machen und einen neuen Anfang und einfach auf die Liebe und das Leben zu vertrauen.»