Netflix macht aus Shaft eine Witzfigur
«Shaft» gehörte 1971 zu den ersten Blaxploitation-Vertretern. 48 Jahre später gerät die lässige Figur auf Netflix zur lahmen Selbstkarikatur.
Das Wichtigste in Kürze
- Netflix bringt «Shaft» zurück.
- John Shaft geht mit seinem Sohn auf Verbrecherjagd.
- Der Regisseur Tim Story strickt aus einer dünnen Handlung eine verzichtbare Komödie.
Im sogenannten Blaxploitation-Genre steht die afroamerikanische Gesellschaft im Vordergrund. Themen wie Rassismus, Drogen und soziale Ungerechtigkeit werden mit Humor, Gewalt plus anzüglichen Inhalten vermischt. Das fasst in kürzester Form die Definition des Blaxploitation-Begriffs zusammen.
Einer der ersten Emporkömmlinge dieser Sparte war die Buchverfilmung «Shaft» aus dem Jahre 1971. Der Titelheld (gespielt von Richard Roundtree) war eine coole Socke, die in Harlem auf Verbrecherjagd ging. Das Resultat entwickelte sich zu einem respektablen Kassenerfolg. Das eingängige Titelstück aus der Feder des Musikers Isaac Hayes sahnte zudem einen Oscar ab.
Zwei Fortsetzungen und eine kurzlebige Fernsehserie folgten. Danach blieb es ruhig um den Polizisten, bis der Regisseur John Singleton 2000 mit «Shaft» eine Art Neustart initiierte. Damals schlüpfte Samuel L. Jackson in den Ledermantel und räumte als Neffe von Shaft die Strassen auf.
Netflix reaktiviert eine aus der Zeit gefallene Figur
Viele Jahre sind seither vergangen. Inzwischen arbeitet der unbeholfene Sohnemann JJ (Jessie T. Usher) als Datenanalyst fürs FBI. Als sein bester Freund an einer Überdosis stirbt, ermittelt Junior auf eigene Faust.
Unverhoffte Hilfe bietet sich in Form seines entfremdeten Vaters (Jackson), der allerdings mit der sauberen Lebensweise des Zöglings Probleme hat.
«Shaft» vom Regisseur Tim Story («Fantastic Four») ist eine Art Quasi-Fortsetzung, die allerdings wenig mit den Vorgängern zu tun hat.
In Amerika schafft es sein Film ins Kino. Netflix strahlt ihn international aus. Die wichtigste Erkenntnis: Shaft wirkt als grossmäulige Figur wie aus der heutigen Zeit gefallen. Dabei gäbe es politisch brisante Themen, welche man behandeln könnte, beispielsweise den unterschwelligen Rassismus im Land.
Eine unnötige Weiterführung
Stattdessen konzentriert man sich lieber auf flache Scherze. Im Fokus steht ein klassischer Vater-Sohn-Konflikt. Shaft Junior ist laut Ansicht des alten Herrn nicht männlich genug.
Es kommt zu einigen vulgären Wortgefechten. Diese wirken ähnlich altbacken wie die unspektakulär in Szene gesetzten Schiessereien.
Es passt gut ins Bild, dass diese halbgare Weiterführung den Weg ins Programm von Netflix gefunden hat. Ein Kinoticket erweist sich hier ohnehin als Verschwendung von Zeit und Geld.
Fazit
Die aktuellste Ausgabe von «Shaft» ist gleichzeitig die bislang überflüssigste. Der einstige Krimi mit kernigen Figuren avanciert zur belanglosen Komödie, welche dem Protagonisten nicht gerecht wird.
Lediglich der routinierte Auftritt Jacksons und das Gastspiel des Ur-Shaft-Darstellers gehören zu den raren Lichtblicken des missglückten Streifens.