Wohnwelt: Aufräumen, als ob man morgen sterben würde
Aufgeräumt wohnen mit Marie Kondo war gestern. Trend ist das schwedische Prinzip des Aufräumens für den Todesfall, «Death Cleaning».
Das Wichtigste in Kürze
- Beim «Death Cleaning» wird neben der Wohnung auch die Seele entrümpelt.
- Bei diesem Prinzip räumt man so auf, dass man morgen sterben könnte.
- Das Leben aufgeräumt und sortiert zu geniessen, schafft ein besseres Gefühl.
Ein wenig morbid ist der Gedanke schon: «Death Cleaning» bedeutet, alles in einem geordneten Zustand für die Nachwelt hinterlassen.
Doch bei dieser Aufräummethode, die eigentlich mehr eine Lebensphilosophie ist, geht es nicht darum, sich auf den Tod vorzubereiten, sondern leicht und aufgeräumt durchs Leben zu gehen.
Death Cleaning: Sterben in Sauberkeit
Bereits 2017 veröffentlichte die damals 65-jährige Margareta Magnusson in Schweden ihr Buch «Dödsstädning», wörtlich übersetzt «Todesaufräumen».
Die deutsche Ausgabe trägt den freundlicheren Titel «Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen». Doch erst mit dem durch Marie Kondo ausgelösten Entrümpelungstrend kam das Konzept jenseits von Schweden in Fahrt.
Dahinter steht der Gedanke, der Nachwelt kein unübersichtliches Chaos zu hinterlassen, das erst einmal gründlich entrümpelt werden muss.
Stattdessen stellen Sie sich schon zu Lebzeiten die Frage nach den wirklich wichtigen Dingen. Anders als Kondo, die nur nach dem persönlichen Glück fragt, bezieht Magnusson auch die enge Familie mit ein.
So schlägt sie vor, die eigenen (erwachsenen) Kinder am Entrümpeln zu beteiligen.
Vom Grossen zum Kleinen
Am Anfang steht die Trennung von Möbelstücken, die nicht mehr gebraucht werden: Wird zum Beispiel der wuchtige Wohnzimmerschrank noch benötigt, wenn heute eine viel leichtere Wohnwand mit Lowboard und schlanker Vitrine reicht?
Oder soll man die die Sitzgruppe mit Sessel, 3er- und 2er-Couch behalten, wenn eine einzige Couch für zwei Personen reicht.
Praktischerweise fällt dann auch das Entsorgen der Schrank- und Kommodeninhalte leichter. Was wirklich noch gebraucht wird, wandert in das neue Lowboard.
Die Sammlung mit 20 nicht zueinander passenden Trinkgläsern wird entsorgt. Oftmals können Sie damit auch gleich die Seele von Ballast befreien.
Entsorgen Sie zum Beispiel das Geschirr, von dem Sie mit dem Ex-Partner gegessen haben. Oder das Spielzeug, der längst ausgezogenen Kinder.
Eine Wegwerfkiste für den Nachwuchs
Apropos Kinder: Gemeinsam mit ihnen kann geklärt werden, was diese auf jeden Fall behalten möchten. Fotoalben der Familie zum Beispiel oder die gesammelten Werke von Goethe.
Vielleicht stellen Sie aber auch fest, dass die Kinder gar kein Interesse haben, Ihre Schallplattensammlung zu erben.
Persönliche Dinge, die nur für Sie selbst wichtig sind, bewahren Sie in einer «Wegwerfkiste» auf. So nennt Magnusson die Kiste, die Ihre Kinder dann nach Ihrem Ableben entsorgen können. Auch wenn der Zeitpunkt noch 40 Jahre entfernt ist.
Nachdem die Wohnung geräumt wurde, steht der Neuanfang.