Kolumbien 2017: So viele Menschenrechtler getötet wie noch nie
Verfolgung, Korruption, Auftragskiller: Über 120 soziale Führungskämpfer sind im letzten Jahr in Kolumbien umgebracht worden – so viele wie noch nie zuvor.
Das Wichtigste in Kürze
- 2017 war das tödlichste Jahr der Menschenrechts-Geschichte Kolumbiens.
- Verschiedene Gruppen fordern nun den Internationalen Strafgerichtshof auf, zu handeln.
Der Kampf für die Menschenrechte ist gefährlich. Das beweisen die jüngsten Zahlen, die uns aus Kolumbien erreichen. 121 Menschenrechtler wurden letztes Jahr Opfer von Auftragskillern und gezielten Verfolgungen – mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor, wie «The Guardian» berichtet. Dies ist, wie mehrere Organisationen dem Internationalen Strafgerichtshof (ICC) mitteilten, ein Rekord. Das kommt überraschend. Denn: Das vergangene Jahr war das erste Jahr mit Frieden in Kolumbien nach einem halben Jahrhundert voller Konflikte.
Der Grund dafür sei darin verankert, dass seit den Friedensverträgen von 2016 die Gewalt durch rechtsextreme, bewaffnete Gruppierungen zugenommen haben. Weil diese paramilitären Gruppen in abgelegenes Land vorstossen, würden insbesondere Aktivisten, die Landrechte verteidigen, in grosser Gefahr schweben.
#UnaOportunidadParaLasVíctimas Organizaciones de víctimas y derechos humanos insisten en Audiencia Pública en la Corte Constitucional sobre la Unidad de Búsqueda https://t.co/QRycKOyhgK
— ColectivoDeAbogad@s (@Ccajar) April 27, 2018
Internationaler Strafgerichtshof soll notfalls eingreifen
Laut den Menschenrechtsgruppen würde die kolumbianische Regierung zu wenig darin investieren, solche Tötungsdelikte zu verfolgen. Deshalb wendeten sie sich nun an den Internationalen Strafgerichtshof, um ein förmliches Prüfungsverfahren einzuleiten. «Wenn die Strafimmunität (der Attentäter, Anm. d. R.) so weitergeht, hoffen wir, dass der ICC Untersuchungen bei den verantwortlichen Personen in der Regierung ansetzt», sagt Luis Guillermo Pérez Casas, Anwalt einer der Organisationen, in London bei einem Treffen mit Parlamentariern.
Menschenrechtsverteidiger hätten sehr viele Feinde in Kolumbien. Besonders gefährlich sei die Arbeit der Aktivisten in abgelegeneren Gebieten. «Dort hausen sehr gefährliche Gegner für Menschenrechtsverteidiger», so Guillermo.
Auch Amnesty International forderte die kolumbianische Regierung dieses Jahr schon dazu auf, Schutz für Aktivisten zu bieten. Dies nachdem im Januar zehn Menschenrechtsverteidiger Opfer von Tötungen wurden.