HC Davos: Filip Zadina – Er will endlich Playoffs spielen
Filip Zadina galt vor seinem Draft 2018 als kommender NHL-Superstar, der Tore am Laufband schiesst. Es kam alles anders. In Davos kann er seine Rolle spielen.

Was das Klima angeht, hat Filip Zadina in den letzten sechs Jahren in Nordamerika beide Extreme erlebt. In der letzten Saison das Paradies San Jose. Zuvor aber auch die extreme Kälte im Winter Detroits.
Die tiefen Temperaturen in Davos haben ihn darum nicht geschockt, im Vergleich seien diese angenehm: «Scheint die Sonne, kannst du die Zeit draussen immer noch im Hoodie geniessen.»
Und gehe er in der Nacht mit seinem Hund spazieren, mache ihn ein ganz anderes und wunderbares Panorama baff: «Scheint der Mond auf die Berge, denke ich hin und wieder, ich sei auf dem Mars und nicht der Erde», erzählt er lachend.
Was der 25-jährige Stürmer in der NHL aber weder bei den Red Wings noch den Sharks erlebt hat, ist Erfolg.

Die Playoffs in der besten Eishockey-Liga kennt er nur vom Hörensagen, er kam mit seinen Teams kaum je in die Nähe eines Top-8-Platzes, meistens steckten Zadinas Mannschaften tief unten im Tabellenkeller fest.
Mit einem Seufzen bestätigt er, eigentlich nur «Rebuild» zu kennen – das ist der Prozess von Teams, die mit schlechten Klassierungen liebäugeln, um in der ersten Draft-Runde besonders früh an der Reihe zu sein.
Zadina schien mit 18 die Eishockey-Welt erobern zu können. Dass der Verteidiger Rasmus Dahlin im Draft von 2018 als Nummer 1 gezogen würde, war klar. Dahinter wurde aber debattiert, wer der beste Stürmer sei. Häufig genannter Name: Zadina.
Die Spekulationen waren gross, dass der Tscheche aus Pardubice als Nummer 3 bei Montréal landen würde. Es wurde aber «nur» die 6 und damit Detroit. Weniger hoch gehandelte Stürmer wie Jesperi Kotkaniemi oder Barrett Hayton wurden vor Zadina gewählt.
Zadina erinnert sich: Es sei schön gewesen, die hohen Einschätzungen über sich zu lesen und zu hören. «Doch dann wurde der Draft für mich zum Weckruf.»
Kotkaniemi und Hayton haben sich in der NHL etabliert, Zadinas Weg nahm einen gänzlich anderen Verlauf als erwartet.

Nach fünf Jahren Detroit bat er im Sommer 2023 um die Auflösung seines Vertrags und verzichtete damit auf 4,5 Mio US-Dollar, die ihm bis 2025 garantiert gewesen wären.
Der Grund: Detroit hatte die Geduld verloren und ihn via Waiver-Liste ins AHL-Farmteam geschickt – in der Hoffnung, ein anderes Team würde Zadina übernehmen. Doch keiner wollte ihn, Zadina aber wollte nicht in die AHL.
Er wurde sich mit San Jose über einen billigeren Einjahresvertrag mit 1,1 Mio Jahreslohn einig. An seiner Situation änderte sich nichts.
Im Gegenteil: Die Sharks waren daran, einen epischen Rebuild einzuleiten, Zadina sagt, er sei von der Extreme überrascht worden und hätte sich rückblickend wohl anders entscheiden sollen.
Schliesslich habe er auch Angebote aus Arizona oder Boston erhalten. Vor allem mit den Bruins wären Was-wäre-wenn-Gedanken interessant, Zadina mag sie aber nicht mehr zu Ende denken.
Es folgte ein sportliches Desaster in San Jose mit nur 19 Siegen in 82 Spielen, dem vom Management erhofften letzten Rang und damit auch der Nummer-1-Draft-Pick, der den Sharks Riesentalent Macklin Celebrini bescherte.

Selbst in diesem bescheidenen NHL-Team reichte es Zadina meist nur zu einem Platz in der dritten oder vierten Linie, auch Powerplay-Zeit blieb rar. Er hätte als Forechecker agieren sollen, der stets die Checks zu Ende fährt und nicht viel mit dem Puck kreieren darf, sagt Zadina. Das sei nicht er, sein Körper sei für diese Art Eishockey zudem nicht gemacht.
Zadina erlebte viele Niederlagen und noch mehr Gegentore auf dem Eis, unfassbare 61 waren es am Ende, sie sorgten für eine Minus-44-Bilanz.
Er sei dennoch stolz, unter diesen Umständen 13 Treffer erzielt und damit sein bestes Karrieren-Resultat in der NHL erreicht zu haben. «Ansonsten kann ich nicht viel Positives aus diesem Jahr mitnehmen», sagt Zadina.
«Es war eine mental und physisch sehr harte Saison.» Er erhielt letzten Sommer nur noch Zwei-Weg-Verträge angeboten, die ihn erahnen liessen, dass seine Destination die AHL sein könnte.
Auch Try-Outs wurden ihm offeriert, beides kam für ihn nicht in Frage, Zadina entschied sich für Europa, er unterschrieb beim HC Davos. Bis zu seiner Verletzung am Spengler Cup schoss er 15 Tore in 30 Spielen, endlich war er wieder jener Skorer, als der er vor seinem Draft gegolten hatte – wenn nun auch auf tieferem Level.
Für Zadina ist dies aber bloss eine Frage des Vertrauens: «Josh Holden lässt mich mehr mit dem Puck spielen, er vertraut mir. Und ich habe immer dann am besten gespielt, wenn der Coach mir vertraute.»

Zadina hat in Davos zwar für zwei Saisons unterschrieben, sich aber eine Klausel hineinschreiben lassen, die ihm bei Angeboten aus der NHL im Sommer 2025 einen Ausstieg ermöglichen würde.
Er geht davon aus, dass es Angebote geben wird. Doch weil er Bedingungen hat, müssen sich die HCD-Fans dennoch keine allzu grossen Sorgen machen, dass ihr neuer spektakulärer Flügelstürmer Davos schon in ein paar Monaten verlässt.
Denn er will nur noch NHL-Verträge unterschreiben, die Sinn machen würden, sagt Zadina. Heisst: Kein Zwei-Weg und schon gar keine Try-outs. «Ich finde nicht, dass ich das verdiene. Wenn, dann will ich an einen Ort, wo man mich wirklich will.»
Nach seinen sechs Jahren in Nordamerika, die gar nicht so verliefen wie erwartet, stehen die Chancen aber klein, dass ihm schon nächsten Sommer etwas nach seinem Gusto angeboten wird.
Über Filip Zadina
Geboren: 27. November 1999. Grösse: 183 cm. Gewicht: 89 kg. Vertrag: bis 2027.
Stationen: Bis 2017: Dynamo Pardubice. 2017/18: Halifax Mooseheads (QMJHL). 2018 bis 2023: Detroit Red Wings (NHL), Grand Rapids Griffins (AHL), Ocelari Trinec. 2023/24: San Jose Sharks. Seit 2024: HC Davos. Grösste Erfolge: diverse persönliche Auszeichnungen.