Kommentar: Umzug von SRF Radiostudio ist ein Fehler

Christof Vuille
Christof Vuille

Bern,

170 SRF-Mitarbeiter werden gegen ihren Willen von Bern nach Zürich zwangsversetzt. Diesen SRG-Entscheid wird das Publikum zu spüren bekommen. Nicht nur in Bern.

Die Informationsabteilung des Radiostudios arbeitet noch in Bern.
Die Informationsabteilung des Radiostudios arbeitet noch in Bern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die SRG will 170 Radio-Mitarbeiter aus Bern abziehen und nach Zürich verlegen.
  • Mit diesem Entscheid droht eine zunehmende Zürcher Optik in den SRF-Sendungen.
  • Ein Kurz-Kommentar von Christof Vuille, stv. Chefredaktor und Politchef von Nau.ch.

71,6 Prozent der abstimmenden Bevölkerung standen im Februar zu «ihrer» SRG und sagten Nein zur No Billag-Initiative. Viele taten das auch aufgrund des Föderalismus. Nur das öffentlich-rechtlich finanzierte Medienhaus könne es sich leisten, an mehreren Standorten mit einer starken Redaktion präsent zu sein und auch Vertretern von Randregionen eine Plattform zu geben, argumentierten die Gegner.

Nun gibt die bald mit Quasi-Steuern finanzierte Anstalt den Standort Bern zu einem Grossteil auf. Damit verlieren die Radio-Journalisten nicht nur die Nähe zur nationalen Politik und zur Bundesverwaltung. Die SRG kehrt auch den Kantonen Freiburg und Wallis sowie der gesamten Romandie geografisch und ideologisch den Rücken. Kein Wunder wehrten sich die entsprechenden Kantonsregierungen vehement gegen den Rückzug aus Bern.

Wird aus dem SRF das Z(ürcher)RF?

Der Widerstand gegen die Zentralisierung war massiv. Doch weder ein Schulterschluss von SVP- und SP-Nationalräten noch der öffentliche Aufstand der betroffenen Mitarbeiter hielt die SRG-Spitze davon ab. Geholfen hat ihr das ohrenbetäubende Schweigen von Medienministerin Doris Leuthard (CVP).

Dass sich die in Bern arbeitenden Radio-Journalisten von Qualitäts-Sendungen wie «Echo der Zeit» vor den Kopf gestossen fühlen, hat auch nichts mit der in Zürich oftmals belächelten Berner Gemütlichkeit zu tun. Die Gefahr, dass der öffentlich finanzierte SRG-Journalismus noch mehr aus Zürcher Optik daherkommt, ist real. Es droht Zürcher Radio und Fernsehen statt Schweizer Radio und Fernsehen.

Es liegt nun an SRG-Boss Gilles Marchand und dem noch nicht bestimmten Nachfolger von SRF-Direktor Ruedi Matter, in den nächsten Jahren das Gegenteil zu beweisen. Dazu brauchen die Chefs womöglich auch neue Mitarbeiter. Ob alle Journalisten den umstrittenen Umzug mitmachen, muss stark bezweifelt werden. Viele neue Freunde hat sich das öffentliche Medienhaus jedenfalls nicht geschaffen.

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