Prostitutionsverbot spaltet die Feministinnen
Die Schweiz diskutiert über die Einführung eines Prostitutionsverbots. Was die Frauenzentrale als Fortschritt rühmt, sehen die SP-Frauen als Rückschritt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zürcher Frauenzentrale spricht sich für ein Prostitutionsverbot aus.
- Andere Organisationen, die für Frauenrechte kämpfen, sehen das anders.
- Die Co-Präsidentin der SP-Frauen sagt: «Repression trifft am Schluss die Falschen.»
Die Schweiz verliert gegen Schweden 0:1 im WM-Achtelfinale. Fast gleichzeitig attackieren Schwedinnen und Schweden die Schweiz in einem Video der Zürcher Frauenzentrale wegen der erlaubten Prostitution.
Der entsprechende Clip wurde hundertfach geteilt und lancierte eine breite Debatte. Vor allem viele Frauen zeigten Sympathie für das Anliegen. «Es gibt nichts, was das Machtungleichgewicht zwischen Frauen und Männern derart deutlich macht wie die Prostitution», begründete Andrea Gisler, die Chefin der Frauenzentrale.
SP-Frauen: Rechte der Sexarbeiterinnen stärken
Doch mittlerweile zeigt sich: Längst nicht alle Frauenorganisationen liegen auf der Linie der Frauenzentrale. Die «Tagesschau» berichtete am Wochenende, dass sich etwa Amnesty International, die Aidshilfe Schweiz oder auch die Berner Frauenzentrale gegen ein Verbot aussprechen.
Auf Anfrage sprechen sich nun auch die SP-Frauen deutlich für geregelte Verhältnisse in Sachen Prostitution aus. Präsidentin Natascha Wey sagt: «Wer Sexarbeiterinnen unterstützen möchte, muss sie fundamental in ihren Rechten stärken, daher Lebens- und Arbeitsbedingungen verbessern.»
«Repression trifft die Falschen»
Die Frauen müssten Zugang zu Hilfe und Informationen haben. Dabei gelte es, auf jene Organisationen zu hören, welche seit Jahrzehnten Arbeit im Milieu betreiben und aus guten Gründen darlegen könnten, «wieso mehr Repression schädlich» sei.
Für Wey, die im Vorstand der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration sitzt, ist klar: «Repression trifft am Schluss die Falschen.» Mehrheitsfähig ist ein Verbot der Prostitution also noch kaum in der Schweiz. Die Debatte dürfte aber längst nicht beendet sein.