Ein hochrangiger US-Diplomat hat einem Medienbericht zufolge die Reaktion der US-Regierung auf die türkische Militäroffensive in Nordsyrien Anfang Oktober scharf kritisiert.
William Roebuck
William Roebuck - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • «Ethnische Säuberungen» bei türkischer Syrien-Offensive angeprangert.
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Washington habe nicht genug getan, um den Militäreinsatz zu verhindern, schrieb William Roebuck laut einem Bericht der «New York Times» vom Donnerstag in einem internen Aktenvermerk des US-Aussenministeriums. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan habe mit dem Einsatz «ethnische Säuberungen» bezweckt, kritisierte Roebuck demnach.

Roebuck ist der stellvertretende Gesandte der USA für den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Der «New York Times» zufolge prangerte er in dem Memo an, Ziel der Türkei sei es gewesen, auch mit Hilfe ihrer islamistischen syrischen Verbündeten Massnahmen in Nordsyrien zu ergreifen, «die nur als Kriegsverbrechen und ethnische Säuberung beschrieben werden können».

Im Rückblick auf die Diplomatiegeschichte werde eines Tages gefragt werden, warum Regierungsvertreter nicht mehr getan hätten, um die Militäroffensive zu stoppen «oder das Verhalten der Türkei zumindest mit grösserer Entschlossenheit zu rügen», heisst es dem Bericht zufolge in dem Vermerk.

Roebuck gilt als Diplomat mit grosser Expertise im Nahen Osten. Als stellvertretender Anti-IS-Gesandter ist er für die Koordination der militärischen Kooperation mit den Kurden in Syrien zuständig. In der Vergangenheit war er unter anderem US-Botschafter in Bahrain.

Eine Sprecherin der Aussenministeriums wollte den internen Vermerk Roebucks nicht bestätigen. Zugleich betonte sie, das State Department habe deutlich gemacht, «dass wir der Entscheidung von Präsident Erdogan, in Syrien einzumarschieren, eindringlich widersprechen, und dass wir ausser einer militärischen Konfrontation alles getan haben», um die Offensive zu verhindern.

Die Regierung in Washington habe Berichte über von türkischen Verbündeten begangenen Verbrechen erhalten, darunter die Tötung von Zivilisten, sagte die Sprecherin weiter. Diesbezügliche Befürchtungen habe die US-Regierung auf der «höchsten Regierungsebene der Türkei» angesprochen. Erdogan wird kommende Woche in Washington erwartet.

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