Biden greift Donald Trump vor Besuch in Kenosha an
Trotz Warnungen: US-Präsident Donald Trump besucht heute Dienstag die Stadt Kenosha in Wisconsin. Dort herrschen seit Tagen Unruhen und Proteste.
Das Wichtigste in Kürze
- Im August wurde dem Afroamerikaner Jacob Blake siebenmal in den Rücken geschossen.
- Seither herrschen Unruhen und Proteste in Wisconsin.
- Donald Trump besucht heute Dienstag trotz Warnungen die Stadt Kenosha.
Vor den US-Wahlen werfen sich US-Präsident Donald Trump Joe Biden gegenseitig Versagen im Umgang mit der Gewalt im Land vor. Der Republikaner Trump sagte am Montagabend (Ortszeit) im Sender Fox News mit Blick auf den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten: «Er ist eine schwache Person.» Biden werde von Menschen im «dunklen Schatten» kontrolliert.
Biden wiederum sagte am Montag bei einem Wahlkampfauftritt: «Es wüten Brände und wir haben einen Präsidenten, der die Flammen anfacht, anstatt sie zu bekämpfen.» Trump verteidigte unterdessen seinen umstrittenen Besuch in Kenosha.
Donald Trump reist trotz Warnungen nach Kenosha
Im August wurde dem Afroamerikaner Jacob Blake (29) siebenmal in den Rücken geschossen. Neben friedlichen Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt löste der Vorfall auch Unruhen aus. Trump wollte die Stadt am Dienstag besuchen.
Wisconsins Gouverneur Tony Evers und Kenoshas Bürgermeister John Antaramian gaben ihre Sorge vor einer Eskalation bekannt. Sie haben Trump dazu aufgerufen, auf die Reise zu verzichten.
Der Republikaner Donald Trump sagte im Weissen Haus, er wolle den Sicherheitskräften bei dem Besuch danken. Ein Besuch der Familie des schwer verletzten Jacob Blake steht nicht auf dem Programm. Zu dessen Schicksal hat sich Trump bislang nur sehr schmallippig geäussert.
Trump heizte die Debatte über seinen Besuch weiter an. Er verteidigte einen 17-jährigen weissen Schützen, der am Rande der Proteste in Kenosha zwei Menschen erschossen haben soll. Trump suggerierte, der junge Mann habe in Notwehr gehandelt.
Demonstranten hätten ihn «sehr gewalttätig» angegriffen und er «wäre wohl getötet worden». Ein Video von Augenzeugen zeigt: Der mit einem Gewehr bewaffnete Schütze rennt vor Demonstranten weg, bevor er stürzt und das Feuer eröffnet.
A 17-year-old has been arrested in the killing of 14-year-old Semaj Miller, a basketball player who friends and family described as a rising star who was destined for greatness https://t.co/OhYXUu7M8v
— KTLA (@KTLA) September 1, 2020
Es gibt keinen Beleg dafür, dass Demonstranten ihn getötet hätten. Der 17-Jährige wurde wegen zweifachen Mordes angeklagt, sein Anwalt spricht von Selbstverteidigung.
Trump und Biden treten bei der Wahl am 3. November gegeneinander an. Trump hat «Recht und Ordnung» zur Kernaussage seines Wahlkampfs gemacht.
Joe Biden wirft Donald Trump vor, damit vom Versagen der Regierung in der Corona-Pandemie ablenken zu wollen. Die Pandemie kostete mehr als 180'000 Menschen das Leben.
Biden: «Er soll dieses Land schützen»
«Er hat dabei versagt, Amerika zu schützen, also versucht er, Amerika Angst zu machen», sagte Biden. «Er soll dieses Land schützen.»
«Aber stattdessen feuert er Chaos und Gewalt an.» Biden betonte: «Ich will ein sicheres Amerika - sicher vor Covid, sicher vor Verbrechen und Plünderungen. Und sicher vor rassistisch motivierter Gewalt und schlechten Polizisten.»
Donald Trump sagte dagegen: «Mit Biden werden Sie niemals Recht und Ordnung haben.» Biden stehe gemeinsam mit Randalierern «auf der Seite der radikalen Linken». Ex-Vizepräsident Biden zählt zum moderaten Flügel der demokratischen Partei. Entgegen der Vorwürfe Trumps hat Biden Gewalt bei den Protesten gegen Rassismus ausdrücklich verurteilt.
Biden betonte am Montag, Ausschreitungen, Plünderungen und Brandstiftung seien keine legitime Form des Protests. «Es ist Gesetzlosigkeit, schlicht und einfach.» Die Verantwortlichen müssten strafrechtlich verfolgt werden.
Trump rede den Rassismus klein
Trump wird vorgeworfen, den Rassismus in den USA kleinzureden. Bei seiner Pressekonferenz im Weissen Haus am Montag etwa sagte er: Das Problem sei vor allem die «linksgerichtete Indoktrination» in Schulen und Universitäten.
«Vielen jungen Amerikanern sind Lügen beigebracht worden, wonach Amerika ein böses und von Rassismus geplagtes Land sein soll.» In dem Fox-News-Interview bezeichnete er die «Black Lives Matter»-Bewegung als «marxistische Organisation» und kritisierte Unternehmen, die diese unterstützten.