Der Bruder von George Floyd, Philonise, hat im Kapitol die Politik zum Handeln gegen Polizeigewalt und Rassismus aufgefordert.
George Floyd Bruder Kapitol
Philonise Floyd (l), ein Bruder von George Floyd, und Nancy Pelosi (r), Mehrheitssprecherin des US-Repräsentantenhaus, treffen in Capitol Hill ein, um für eine Anhörung des Justizausschusses des US-Repräsentantenhauses zu vorgeschlagenen Änderungen der Polizeipraktiken und der Rechenschaftspflicht auszusagen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • George Floyds Bruder, Philonise, hat eine emotionale Ansprache im Kapitol gehalten.
  • «Es liegt an Ihnen, sicherzustellen, dass sein Tod nicht umsonst ist», sagte er.
  • Zudem berichtete er den Abgeordneten im Repräsentantenhaus von grosser Trauer.
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Nach der Trauerfeier für den brutal getöteten Afroamerikaner George Floyd hat dessen Bruder die Politik zum Handeln gegen Polizeigewalt und Rassismus aufgefordert. «Es liegt an Ihnen, sicherzustellen, dass sein Tod nicht umsonst ist», sagte Philonise Floyd in einer emotionalen Ansprache vor dem Justizausschuss des US-Repräsentantenhauses am Mittwoch in Washington. Derweil gingen in den Vereinigten Staaten die Proteste genauso weiter wie die Diskussion über die Zukunft der Polizei.

Floyd berichtete den Abgeordneten von grosser Trauer. «Ich kann Ihnen nicht sagen, welche Art von Schmerz man fühlt, wenn man so etwas sieht. Wenn man seinen grossen Bruder beobachtet, zu dem man sein ganzes Leben lang aufgeschaut hast, wie er stirbt. Stirbt und dabei nach seiner Mutter ruft.» Sein Bruder sei ein freundlicher, milder und respektvoller Mann gewesen. «Der Mann, der ihm das Leben nahm, der ihn acht Minuten und 46 Sekunden erstickte – er (Floyd) hat ihn noch immer »Sir« genannt, als er ihn um sein Leben anflehte.»

George Floyd Kapitol
Angela Underwood Jacobs (l), Stadtratsmitglied von Lancaster (CA), und Philonise Floyd, ein Bruder von George Floyd, werden während einer Anhörung des Justizausschusses des US-Repräsentantenhauses zu vorgeschlagenen Änderungen der Polizeipraxis und der Rechenschaftspflicht in Capitol Hill vereidigt. - dpa

Floyds Tod bei dem Polizeieinsatz in Minneapolis wegen eines angeblichen falschen 20-Dollar-Scheins Ende Mai hat Massenproteste gegen systematischen Rassismus und Polizeigewalt im ganzen Land ausgelöst. Ein weisser Polizeibeamter hatte ihm sein Knie in den Nacken gedrückt, so dass er keine Luft mehr bekam. Der Polizist und drei beteiligte Kollegen wurden entlassen, festgenommen und angeklagt.

Hunderte Menschen an Trauerfeier

Am Dienstag hatten Hunderte Menschen in Houston (Texas) mit einer kämpferischen Trauerfeier Abschied von Floyd genommen. «Wenn wir dich heute zur Ruhe legen, wird die Bewegung nicht ruhen, bis wir Gerechtigkeit bekommen. Bis wir einen Standard an Gerechtigkeit haben», sagte der prominente Bürgerrechtler Al Sharpton. «Wir werden weiter kämpfen.» Er forderte, die Täter zur Verantwortung zu ziehen.

Der designierte demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden rief mit einer Videobotschaft, die in der Kirche übertragen wurde, zur Überwindung von Rassismus auf. «Wir können die Wunden dieser Nation heilen», sagte der ehemalige Vizepräsident. In einem Meinungsartikel für die Zeitung «USA Today» sprach er sich dagegen aus, der Polizei – wie von vielen Demonstranten gefordert – die Finanzierung zu kürzen und die Gelder umzuverteilen.

Beisetzung von George Floyd
Auf einem Bildschirm wird die Videobotschaft von dem designierten demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden während der Trauerfeier für George Floyd in der The Fountain of Praise Church abgespielt. - dpa

«Die bessere Antwort besteht darin, den Polizeibehörden die Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die sie für die Umsetzung sinnvoller Reformen benötigen» und weitere Finanzierung von der Umsetzung der Reformen abhängig zu machen. Zu den Forderungen gehören unter anderem das Verbot von Würgegriffen, die konsequente Verfolgung von Verbrechen durch Polizisten und verbessertes Training der Beamten in Bezug auf ethnische und religiöse Vorurteile.

Debatte über Polizeireformen

Der Tod Floyds hat nicht nur Grossdemonstrationen ausgelöst, sondern auch eine breite Debatte über Polizeireformen in den USA. Die Bürgermeister von Los Angeles und New York kündigten bereits an, der Polizei Gelder streichen zu wollen, um sie anderweitig einzusetzen. Der Stadtrat von Minneapolis beschloss die Auflösung der örtlichen Polizei. Führende Demokraten im Kongress wollen dagegen tiefgreifende Reformen durchsetzen, um den Machtmissbrauch von Beamten zu stoppen.

US-Präsident Donald Trump ist strikter Gegner einer Kürzung und preist die Beamten bei jeder Gelegenheit. Er hatte Floyds Tod mehrfach verurteilt und das Recht auf friedliche Demonstrationen betont. Ihm wird jedoch vorgeworfen, sich nicht klar gegen Rassismus zu positionieren und nicht genug Verständnis für den Zorn über Diskriminierung zu zeigen. Die Proteste hat Trump bislang vor allem unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit kommentiert.

Floyds Leichnam war nach der Trauerfeier in Houston am Dienstagabend (Ortszeit) in der Nachbarstadt Pearland unter Ausschluss der Öffentlichkeit neben dem Grab seiner Mutter beigesetzt worden. Der Sarg wurde auf der letzten Meile in einer weissen Pferdekutsche transportiert. Das Eintreffen des Trauerzugs am Friedhof verfolgten zahlreiche Menschen am Strassenrand.

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