Coronavirus: Eskaliert die Situation in den USA nach Thanksgiving?
Thanksgiving soll trotz Coronavirus auch in diesem Jahr ein Familienfest sein. Die Amerikaner reisen durch das halbe Land und riskieren neue Infektionsherde.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute Donnerstag ist Thanksgiving, einer der bedeutendsten Festtage in den USA.
- Aber: Die Corona-Lage im Land verschlechtert sich derzeit von Tag zu Tag.
- Viele Amerikaner ignorieren die Warnungen.
Am Donnerstag kommen in den USA Familie und Freunde zu Thanksgiving zusammen. Das Erntedankfest findet traditionell am vierten Donnerstag im November statt.
Die Familienfeier funktioniert praktisch nach dem gleichen Prinzip, wie bei uns das Weihnachtsfest: sich die Bäuche im grossen Rahmen voll schlagen. Der Superspreader-Event ist vorprogrammiert. Und das Szenario ist ein Vorgeschmack darauf, was uns über die Festtage erwartet.
Dass in diesem Jahr eben doch nicht alles anders ist, zeigen die Bilder vom vergangenen Wochenende. Trotz der Warnung des Gesundheitsministeriums reisten Tausende Amerikaner zu ihren Familien nach Hause. An den Flughäfen kam es zu Menschenansammlungen, bei denen das Social Distancing kaum mehr eingehalten werden konnte.
Das Coronavirus grassiert in den USA derzeit wie nie zuvor. Allein am Dienstag starben mehr als 2000 Menschen an den Folgen des Virus. Insgesamt erlagen bereits mehr als eine Viertelmillion Amerikaner dem Coronavirus. Anthony Fauci, führender US-Virologe, forderte die Menschen dazu auf, an Thanksgiving im kleinen Rahmen zu feiern.
Trump feiert trotz Coronavirus im Weissen Haus
Auf Faucis Bitte scheinen allerdings viele Amerikaner zu pfeifen, auch Donald Trump. Der Noch-Präsident und seine Frau Melania Trump wollen es laut «ABC News» in diesen Tagen noch einmal krachen lassen. Neben Thanksgiving und Weihnachten sind im Weissen Haus weitere Partys in Planung.
Sängerin Jennifer Lopez und ihr Verlobter Alex Rodriguez reisen für Thanksgiving mit dem Privat-Flugzeug zu ihren Familien. Auf Instagram postet Rodriguez ein Bild aus dem Flieger und fragt: «Was sind eure Ferienpläne?» Für das Bild ernten der Basketballer und «JLo» gemischte Rückmeldungen.
Ein weiteres schlechtes Beispiel gab der New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo ab. In einem Radio-Interview erzählte er öffentlich, wessen Familien-Mitglieder in diesem Jahr alle von ihm eingeladen wurden. Kurze Zeit später ruderte Cuomo dann zurück und lud seine Familie wieder aus.
Anstieg der Zahlen nach den grösseren Feiertagen
Bereits nach dem «Memorial Day» im Mai und dem Nationalfeiertag am 4. Juli stiegen die Neuansteckungen rasant. Gleiches geschah auch nach dem «Labour Day» im September und Halloween Ende Oktober. Im Vergleich dazu ist Thanksgiving für die meisten Menschen in den USA noch wichtiger.
Ganz so gross wird Thanksgiving in diesem Jahr wohl aber doch nicht. Die grosse Parade in Manhattan findet in diesem Jahr als reines TV-Event statt. Laut amerikanischen Medien wurden heuer zudem deutlich kleinere Truthähne als gewohnt bestellt.
JUST IN—First day with 2000+ deaths since may. Current hospitalizations for #COVID19 now tops 88,000 in the US—15 consecutive days of increase. It was 82,000 just 5 days ago. At this rate, we will top 100,000 hospitalized way before Christmas. https://t.co/oz0seWMZAO pic.twitter.com/btYdIbltrj
— Eric Feigl-Ding (@DrEricDing) November 25, 2020
Amerikanische Experten erwarten als Folge des vielen Reisens über Thanksgiving eine erneute Verschlechterung der epidemiologischen Lage. Am Donnerstag waren in den USA 88'000 Menschen wegen dem Coronavirus hospitalisiert. Die Zahl der Spital-Einweisungen könnte bereits in den nächsten Wochen auf über 100'000 steigen.
Erschwerend kommt dazu, dass am Tag nach Thanksgiving der grösste Verkaufstag des Jahres stattfindet. Am «Black Friday» treten die Rabatt-Jäger in Aktion. Nicht selten kommt es dabei zu grossen Menschenansammlungen. Den USA könnten noch härtere Corona-Zeiten bevorstehen als jetzt schon.