Coronavirus: Fünf Geheimdienste stützen die WHO gegen Trumps Theorie

Simon Binz
Simon Binz

Genève,

Die US-Regierung behauptet, das Coronavirus stamme aus einem Wuhan-Labor. Die WHO bezeichnete die Aussagen als «spekulativ» und erhält von Geheimdiensten recht.

Eine Mitarbeiterin arbeitet in einem medizinischen Labor in Wuhan. Foto: Cheng Min/XinHua/dpa
Eine Mitarbeiterin arbeitet in einem medizinischen Labor in Wuhan. Foto: Cheng Min/XinHua/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Donald Trump zeigt sich überzeugt, dass das Coronavirus aus einem Wuhan-Labor stammt.
  • Am Montagabend bezeichnete die WHO seine Aussagen als «spekulativ».
  • Nun stellen sich offenbar auch die «Five Eyes» gegen den US-Präsidenten.

Die US-Regierung behauptet, das Coronavirus stamme aus einem Labor in der chinesischen Stadt Wuhan. Donald Trump sagte sogar, er habe entsprechende Beweise gesehen.

US-Aussenminister Mike Pompeo doppelte am Sonntag nach und sagte: «Es gibt überwältigende Beweise dafür, dass das Virus aus einem Labor chinesischen Stadt Wuhan stammt.»

mike pompeo Coronavirus
US-Aussenminister Mike Pompeo und US-Präsident Donald Trump: Sie beide wollen Beweise für die Wuhan-Labor-Theorie gesehen haben. - Keystone

Die meisten Wissenschaftler gehen jedoch weiterhin davon aus, dass der Erreger in China von infizierten Tieren auf den Menschen übergesprungen ist.

WHO bezeichnet US-Aussagen als «spekulativ»

Diese Meinung vertritt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die in der momentanen Krise immer wieder von Trump kritisiert wird. Zuletzt verglich er sie etwa mit einer «PR-Agentur für China».

Die in Genf ansässige Organisation äusserte sich am Montagabend erstmals nach tagelangem Schweigen zu den US-Behauptungen. WHO-Experte Michael Ryan bezeichnete sie als «spekulativ», da man keine konkreten Daten oder Beweise erhalten habe.

Coronavirus
Mike Ryan ist Nothilfedirektor bei der WHO und nennt die Behauptungen der USA zum Ursprung des Coronavirus «spekulativ». - Keystone

«Wir konzentrieren uns auf die Beweise, die wir haben», sagte der Experte der UN-Organisation weiter. Alle Informationen, die der WHO bisher vorlägen, deuteten darauf hin, dass das Virus natürlich entstanden sei.

«Five Eyes» geben Trump keine Rückendeckung

Eine zu erwartende Reaktion von Donald Trump blieb bisher aus. Der einzige Tweet, den der US-Präsident seit dem WHO-Statement zum Thema China und Coronavirus absetzte, war eine Schelte gegen CNN.

Wie so oft bezeichnete er die US-Nachrichtenseite als «Fake News» und schreibt: «CNN versuchen alles, um China zu beschützen.» Die Kritik richtet sich offensichtlich an einen CNN-Bericht, der indirekt die Argumentation der WHO unterstützt.

Coronavirus
Wissenschaftler in China mit Modell des Coronavirus. Entstand das Virus im Labor? - AFP

Dabei geht es um das Dossier der «Five Eyes» genannten Geheimdienstallianz der USA, Grossbritannien, Australiens, Kanadas und Neuseelands.

Diese kritisieren in einem Geheimdienstpapier China zwar scharf für den Umgang mit der Corona-Krise, doch in Hinsicht auf den Ursprung des Virus erhält Donald Trump keine Rückendeckung.

Coronavirus: Druck auf Trump-Regierung steigt

In dem CNN-Bericht heisst es, dass Informationen die zwischen den «Five Eyes»-Nationen ausgetauscht wurden. Diese würden darauf hinweisen, dass es «sehr unwahrscheinlich» ist, dass Covid-19 wegen eines Unfalls in einem Labor verbreitet wurde.

Vielmehr gehe man davon aus, dass das neuartige Coronavirus auf einem chinesischen Wildtiermarkt entstand. Der Bericht beruht dabei auf der Einschätzung von zwei Beamten, welche den Inhalt des Geheimdienstpapiers kennen.

Coronavirus
Trump (l.) und Pompeo bei einer Kabinettssitzung im Weissen Haus. - AFP/Archiv

Laut diesen schliesse sich die «Five Eyes»-Koalitionen ihren Einschätzungen an. Eine dritte unabhängige Quelle hatte der US-Nachrichtenseite diese Aussagen bestätigt. Die formelle Bewertung der USA steht laut dem Bericht noch aus.

Klar ist jedoch jetzt schon: Der Druck auf die Trump-Regierung, endlich Beweise für ihre Behauptungen vorzulegen, ist erneut gestiegen. Trotz zunehmender aggressiver Rhetorik des Präsidenten und seines Top-Diplomaten sind sie diese nämlich nach wie vor schuldig.

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