Das hat Kamala Harris im Wahlkampf falsch gemacht
Laut Experten machte Kamala Harris im Oktober den entscheidenden Fehler. Sie grenzte sich nicht genügend von Joe Biden ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Kamala Harris unterlief wohl im Oktober ein entscheidender Fehler.
- Sie sagte, sie hätte in den letzten vier Jahren nichts anders gemacht als Joe Biden.
- Bei Amerikanern, die unter der wirtschaftlichen Lage leiden, kam das nicht gut an.
Als Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin von Joe Biden übernahm, waren die Demokraten zuversichtlich. Spät in der Nacht auf Mittwoch (Ortszeit) wurde der Optimismus zerstört: Donald Trump gewann die Swing States North Carolina und Georgia. Später kamen noch Pennsylvania und Wisconsin hinzu, Trump wurde als Sieger verkündet. Doch wo hat Kamala Harris den entscheidenden Fehler gemacht?
Es war Mitte Oktober, ist sich der US-Sender CNN sicher. Kamala Harris trat in «The View» auf, einer ABC-Talkshow, in der die Demokratin Frauen erreichen wollte. Die Gastgeberin stellte eine erwartbare Frage: «Was, wenn überhaupt etwas, hättest du in den letzten vier Jahren anders gemacht als Biden?»
There you have it, folks.
— Karoline Leavitt (@karolineleavitt) October 8, 2024
Kamala wouldn’t change a thing that’s happened over the four years.
If you elect her, you can expect four more years of the same: Inflation. Border crisis. Crime. War. Chaos. Division.
Only President Trump will bring CHANGE!pic.twitter.com/penx24e6lF
Nach kurzem Überlegen gibt Harris eine Antwort, die kaum schlechter hätte ankommen können: «Es gibt nichts, was mir in den Sinn käme.»
Die Wirtschaft trieb die Wähler an die Urnen
In den letzten vier Jahren litten die US-Amerikaner unter einer starken Inflation, Preise für Lebensmittel und Alltagsgüter stiegen. Und auch wenn die Inflation etwas gesunken ist, die Preise sind es nicht. Viele Menschen haben Mühe, über die Runden zu kommen.
Dies zeigen auch Zahlen: Laut der Umfrage von Gallup sind 63 Prozent der US-Amerikaner der Meinung, ihre wirtschaftliche Lage habe sich verschlechtert. Die Wirtschaft war auch das zweitwichtigste Thema, das die Menschen an die Urnen getrieben hat. Die Aussage von Harris sei für die Leute ein «Schlag ins Gesicht» gewesen, urteilt die «Kronen-Zeitung».
Das schien auch Kamala Harris Sekunden später gemerkt zu haben. Sie reagierte und sagte, sie würde einen Republikaner ins Kabinett holen. Wichtigere Unterschiede zu Biden – höhere Kapitalertragssteuern, strengere Grenzpolitik, höhere Steuergutschriften für Kinder – erwähnte sie aber nicht. Laut CNN habe Harris Biden gegenüber nicht als illoyal erscheinen wollen.
Dabei hätte ihr eine stärkere Abtrennung vom aktuellen US-Präsidenten helfen können: Seine Wirtschaftspolitik wurde von vielen Wechselwählern stark kritisiert. Und sein Umgang mit Israel kam auf der linken Seite nicht gut an.
Kritik am Staff von Kamala Harris
Kamala Harris stolperte also über eine Frage, die sie hätte erwarten müssen. Wie ist das möglich?
Auch darauf liefert CNN eine Antwort und kritisiert den Staff der Demokratin als «Mischmasch». Sie übernahm viele Helfer von Joe Biden, als sie zur Kandidatin wurde. Doch, so schreibt CNN, der alternde Präsident habe es nicht geschafft, Spitzenkräfte für seine Kampagne zu gewinnen. Eine Generation aufstrebender Demokraten habe sich nicht für ihn begeistern können.
Ein weiteres Problem sei die Zeit gewesen: Harris wurde sehr spät erst Präsidentschaftskandidatin. Als Vizepräsidentin war sie zwar berühmt, die Wähler wussten aber kaum etwas über die oft im Hintergrund agierende Demokratin. Die rund dreieinhalb Monate waren nicht genug Zeit für die Wähler, um sie richtig kennenzulernen.
Gemäss der CNN waren sich aber die meisten Demokraten vor dem Wahltag sicher, dass Harris die bessere Kandidatin war. Joe Biden hätte «nicht den Hauch einer Chance» gehabt.