Donald Trump verteidigt US-Strategie zur Bewältigung des Coronavirus
Kein Land ist derart stark vom Coronavirus betroffen wie die USA. Doch Donald Trump verteidigt sich in einem neuen Interview. Er habe alles unter Kontrolle.
Das Wichtigste in Kürze
- Die USA zählen insgesamt 4,9 Millionen Corona-Infizierte und fast 160'000 Todesfälle.
- In einem Interview verteidigt Trump, die USA würden besser dastehen als Europa.
- Als Grundlage verwendet der US-Präsident fragwürdige Statistiken.
Täglich bis zu 50'000 neue Corona-Infizierte, die höchste Todeszahl weltweit, die USA verzeichnen dramatische Corona-Werte. Insgesamt haben sich fast 4,9 Millionen Amerikaner mit dem Coronavirus infiziert. Knapp 160'000 Menschen verloren in Folge des Virus ihr Leben.
Doch US-Präsident Donald Trump glaubt fest daran, auf dem richtigen Weg zu sein. Ein Interview zum Verlauf der Corona-Pandemie mit US-Präsident Donald Trump zeigt dies einmal mehr.
Donald Trump mit fragwürdigem Todeszahlen-Vergleich
Im Gespräch mit Jonathan Swan, Reporter des Online-Portals Axios, sagte Trump, die USA hätten in der Pandemie in zahlreichen Kategorien niedrigere Werte als Europa und der Rest der Welt.
Zum Beweis zeigte er im TV-Interview verschiedene Ausdrucke von Statistiken.
«Wenn Sie hier schauen, haben die USA die tiefsten Zahlen in zahlreichen Kategorien», so Trump. «Wir sind tiefer als die Welt, als Europa.»
Der Journalist hingegen stellt fest, dass Trump die Todeszahlen im Verhältnis zu den in den USA gemeldeten Infizierten betrachtet. «Ich spreche von den Todeszahlen im Verhältnis zur Bevölkerung. Hier steht die USA sehr schlecht da.»
«Das können Sie nicht machen», widersprach Trump. «Sie müssen sich auf die Fälle beziehen.» Zahlreiche Nutzer kommentierten im Kurzmitteilungsdienst Twitter am Dienstag, Trump versuche, die Zahlen herunterzuspielen.
He’s beyond stupid...beyond incompetent...beyond dangerous... #Trump #COVID19 #coronavirus pic.twitter.com/sdwFwLbza9 @jonathanvswan
— Andy Ostroy (@AndyOstroy) August 4, 2020
Der knapp drei Minuten lange Clip erzielte binnen weniger Stunden mehr als zehn Millionen Aufrufe.
Trump: «Lesen Sie Bücher!»
Weiter wollte Swan von Trump wissen, wann genau jeder US-Bürger Zugang zum selben Corona-Schnelltest, wie Donald Trump ihn hatte, erhalte. Trump verweist auf das «sehr gute Testverfahren», schweift aber punkto Datum ab.
«Es gibt solche die sagen, dass man zu viel testen kann», so Trump. «Wer sagt das?», fragt Swan irritiert. «Lesen Sie Gebrauchsanweisungen, lesen Sie Bücher», erwidert Trump. Eine klare Antwort erhält der Reporter nicht.
Tausend Amerikaner sterben am Tag – «Ja, das ist wahr»
Besonders emotional wird es bei der Frage nach dem Debakel in Tulsa. Bei der Wahlkampf-Veranstaltung trat Trump wegen eines Tiktok-Streichs vor viele leere Ränge. Und wurde von vielen Seiten verspottet. Zudem schnellten die Infektionszahlen in die Höhe.
Warum hatte der Präsident an der Veranstaltung festgehalten? Trump reagiert mit der hohen Zahl an Besuchern, betont, die TV-Übertragung habe Foxnews Rekordwerte beschert.
Swan unterbricht: «Ich kritisiere nicht Ihre Fähigkeit, die Massen anzuziehen. Machen Sie Witze? Ich frage wegen der öffentlichen Gesundheit.» Trump erwidert, er habe eine andere Veranstaltung in New Hampshire abgesagt. Von einem falschen Gefühl der Sicherheit will der Präsident nichts wissen.
«Unter den gegebenen Umständen denke ich, dass wir im Moment alles unter Kontrolle haben.» Tausend Amerikaner sterben pro Tag – sagt der Reporter beinahe fassungslos. «Sie sterben, das ist wahr. Aber das bedeutet nicht, dass wir nicht alles tun, was wir können.»
Nicht zuletzt schiebt Trump die Verantwortung an die Gourverneure der einzelnen Bundesstaaten ab. «Wir hatten gute und schlechte, aber auch viel Mittelmass.»