Ehemaliger Farc-Führer in Kolumbien nach Haftentlassung erneut festgenommen
Ein ehemaliger Führer der aufgelösten Farc-Guerilla in Kolumbien ist nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis auf Druck der USA sofort wieder festgenommen worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die USA werfen Jesús Santrich Drogenhandel vor.
Jesús Santrich sei am Freitag mit einem Polizeihubschrauber an einen unbekannten Ort gebracht worden, kurz nachdem er das La-Picota-Gefängnis in der Hauptstadt Bogotá verlassen hatte, teilte die Farc-Partei im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Vertrauten Santrichs zufolge wurde er zur Staatsanwaltschaft in Bogotá gebracht. Die Staatsanwaltschaft erklärte, gegen Santrich liege ein Haftbefehl im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Drogenhandels vor.
Die USA werfen dem 52-Jährigen vor, zwischen Juni 2017 und April 2018 am Schmuggel von zehn Tonnen Kokain in die USA beteiligt gewesen zu sein. Die US-Botschaft hatte die kolumbianischen Behörden «dringend gebeten», Santrich nicht aus der Haft zu entlassen. Das Sondergericht für Frieden (JEP) hatte die Entlassung dennoch angeordnet und erklärt, die USA hätten keinen Beweis für Santrichs Verwicklung in den Drogenhandel vorgelegt.
Der jahrzehntelange Guerilla-Krieg zwischen den linksgerichteten Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) und der kolumbianischen Regierung war im Dezember 2016 mit einem Friedensabkommen beendet worden. Die Farc-Kämpfer gaben ihre Waffen ab und wandelten sich in eine politische Partei um. Sondergerichte sollten über Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen während des 53-jährigen Konflikts urteilen. Für weniger schwere Verbrechen wurde eine Amnestie beschlossen.
Verbrechen, die ehemalige Farc-Führer nach Unterzeichnung des Abkommens begehen, fallen jedoch nicht unter die Amnestie und sollen vor einem normalen Gericht verhandelt werden. Für sie gilt auch das ausgehandelte Auslieferungsverbot nicht. Die Vorwürfe gegen Santrich beziehen sich auf die Zeit nach der Unterzeichnung.
Der 52-Jährige beteuerte stets seine Unschuld und sprach von einer Verschwörung Washingtons und der kolumbianischen Staatsanwaltschaft. Santrich, der eigentlich Seuxis Paucias Hernández heisst, ist sehbehindert und verliess das Gefängnis am Freitag im Rollstuhl.
Präsident Iván Duque begrüsste die erneute Verhaftung. Die Farc sprach von einem «abgekarteten Spiel der Justiz».