Eklat im Weissen Haus: Selenskyj tappte wohl in Trumps Falle
Beim Treffen zwischen Trump und Selenskyj eskalierte die Situation. Experten sehen eine geplante Demütigung des ukrainischen Präsidenten.
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Der Eklat zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weissen Haus sorgt für Aufsehen. Politikexperten vermuten eine inszenierte Falle für Selenskyj.
Thomas Jäger, Politologe der Universität Köln, sieht in dem Vorfall eine bewusste Strategie. «Da stand der Reality-Star Donald Trump und hat genau das gemacht, was er kann: Vor der Kamera jemanden fertigmachen», erklärt Jäger gegenüber «MDR».
Der Experte vermutet, Selenskyj sei in eine Falle gelaufen. Trump habe die Erniedrigung geplant, um der US-Bevölkerung zu vermitteln, dass Selenskyj keine weitere Unterstützung verdiene.
Ungewöhnlicher Ablauf
Die Anwesenheit von Kameras während des gesamten Treffens war höchst unüblich. Auch dass Vizepräsident Vance zuerst das Wort ergriff, deutet auf eine Inszenierung hin.
Gemäss «Deutschlandfunk» vermutet Dlf-Korrespondentin Doris Simon ebenfalls eine gezielte Aktion:
«Wie das Ganze angelegt war, kam es mir eher vor, als solle der amerikanischen Öffentlichkeit präsentiert werden: Da ist der Präsident der Ukraine, der will nicht aufhören mit dem Kriegführen, der will mit uns ein Abkommen machen, damit er weiter Krieg führen kann.»
Mögliche Konsequenzen
Gustav Gressel, Militärexperte und Politologe, hält ein Ende der US-Hilfen für die Ukraine für wahrscheinlich. Er sieht Anzeichen für eine Annäherung zwischen den USA und Russland.
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«Selenskyj ist da quasi nur ein unangenehmer Zaungast, der so schnell wie möglich beiseitegeschoben werden soll», so Gressel laut «Deutschlandfunk».
Europäische Reaktionen
CDU-Aussenpolitiker Jürgen Hardt bezeichnet den Vorfall als «strategischen Fehler» der US-Führung. Er zeigt sich «entsetzt» und warnt vor positiven Auswirkungen auf den Kreml, berichten «Deutschlandfunk» und «MDR».
Auch FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann fordert laut «MDR» mehr europäische Eigenständigkeit. «Wir müssen Zähne zeigen», betont sie und kritisiert die «derart unappetitliche» Behandlung Selenskyjs.
Selenskyjs Haltung
Trotz des Eklats lehnt Selenskyj eine Entschuldigung ab. Gegenüber «Fox News» räumt er ein, dass das Treffen «nicht gut» verlaufen sei.
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Er sieht die Beziehung zu Trump aber als reparierbar an. Der ukrainische Präsident betont, er wolle die USA nicht als Partner verlieren, fordert jedoch mehr Unterstützung.
Eine orchestrierte Demütigung
Rebecca Barth, ARD-Korrespondentin in Kiew, sieht in dem Vorfall eine «orchestrierte Demütigung». Sie warnt in ihrem Kommentar: «Europa sollte daher genau hinschauen, denn das, was dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gestern passiert ist, kann so jedem europäischen Staats- und Regierungschef widerfahren.»
Der Eklat könnte weitreichende Folgen für die internationale Politik haben. Experten mahnen zur Wachsamkeit und fordern eine Neuausrichtung der europäischen Strategie.