George Floyd: Soziologe zur gewaltigen Solidaritätswelle
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd protestieren in den USA täglich Tausende.
- In Zürich wurde demonstriert und auf sozialen Medien finden sich Solidaritätsbekenntnisse.
- Ein Soziologe erklärt, warum wohl die Solidarität mit den Protesten wieder abnehmen wird.
Die Proteste in den USA nach dem Tod des Schwarzen George Floyd (†46) durch Polizeigewalt haben immense Masse angenommen. Täglich gehen massenhaft Menschen auf die Strasse. Die Solidarität scheint riesig, auf Social Media teilen die Menschen noch immer ein schwarzes Foto mit dem Hashtag #BlackOutTuesday.
Doch wird diese Solidarität, die momentan Menschen auf der ganzen Welt zusammenhält, auch noch für eine Weile anhalten? Insbesondere, wenn die Demonstrationen abflachen? Ueli Mäder bezweifelt dies. «Die Solidarität bleibt als Grundhaltung», so der Soziologe.
«Bekundungen der Solidarität dürften sich allerdings mit dem Abflachen der Proteste ebenfalls abschwächen.» Sie würden dann wieder hervortreten, wenn weitere Vorfälle bekannt würden.
Doch was ist es, was uns dermassen antreibt, nach solch schrecklichen Ereignissen zusammenzuhalten? «Die Menschen sind berührt und empört», sagt Mäder. «Die ungezügelte Gewalt macht Angst. Sie drückt die Willkür von Gesetzeshütern aus.»
Ausserdem würden einige von uns auch an eigene Erfahrungen mit Ungerechtigkeit erinnert. Das verstärke das Bedürfnis, sich zu äussern.
Wahrnehmung des Staats ändert sich durch Polizeigewalt wie bei George Floyd
Zudem würde sich nach einem solchen Ereignis die Wahrnehmung auf den Staat als Ordnungshüter verändern. «Bei den einen schwächt die Polizeigewalt das Vertrauen in die Behörden.»
Bei anderen sei es umgekehrt. «Sie erleben Polizeigewalt als Zeichen der Stärke. Sie billigen Ordnungskräften zu, Ausschreitungen im Keime zu ersticken.»