Tod

Gründe verschieden: US-Polizisten schmeissen nach Floyds Tod Job hin

Rowena Goebel
Rowena Goebel

USA,

Die Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA halten an. Zahlreiche Polizisten haben inzwischen den Dienst quittiert – aus verschiedenen Gründen.

NY
Assistant Chief Jeff Maddrey kniet während einer Solidaritätskundgebung für George Floyd in New York. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit rund drei Wochen dauern Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt an.
  • Mehr als 80 Polizisten haben deshalb ihre Jobs aufgegeben.

Der gewaltvolle Tod des Afroamerikaners George Floyd (†46) durch einen Polizisten hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Seit rund drei Wochen halten die Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt an. Tausende fordern weitgehende Polizeireformen.

Während die Wut der Bevölkerung brodelt, haben die Behörden mit einer internen Krise zu kämpfen: Immer mehr Polizisten laufen ihnen davon. Die Gründe dafür sind unterschiedlicher Natur.

BLM
Demonstrierende halten Schilder mit Bildern des getöteten George Floyd in New York. - Keystone

In Minneappolis im Bundesstaat Minnesota, wo George Floyd ums Leben kam, haben mindestens sieben Polizisten den Dienst quittiert. Die Stadt bestätigt dem US-Sender «CNN» gegenüber ausserdem, dass sich über ein halbes Dutzend weitere im Austritts-Prozess befänden.

Polizisten verurteilen Gewalt an Floyd in offenem Brief

Besorgt zeigt man sich dort aber noch nicht. Gegenüber der Tageszeitung «Minneapolis Star Tribune» sagt Polizeisprecher John Elder zu den Kündigungen: «Es gibt keinen Grund zu glauben, dass die Anzahl gross genug ist, um problematisch zu werden.»

Derek Chauvin
Derek Chauvin kniete mehrere Minuten lang auf George Floyd. Später verstarb der Festgenommene im Spital. - Hennepin County Jail/AFP/Archiv

Und weiter: «Die Menschen geben aus unzähligen Gründen ihre Arbeit auf – die Polizei ist da keine Ausnahme.» Dass all diese Polizisten innert kürzester Zeit den Dienst quittiert haben, hat allerdings kaum etwas mit Zufall zu tun. Das zeigt auch ein offener Brief, der die Tötung von George Floyd verurteilt und von 14 Beamten unterzeichnet wurde.

In dem Schreiben prangern sie ihren ehemaligen Kollegen an, der sein Knie für fast neun Minuten auf Floyd drückte. «Derek Chauvin versagte als Mensch und beraubte George Floyd seiner Würde und seines Lebens. So sind wir nicht. Wir sind weder die Gewerkschaft noch die Verwaltung», steht darin.

57 Rücktritte aus Protest gegen Polizisten-Anklage

Die meisten Beamten haben sind in Buffalo, New York zurückgetreten. Fast 60 Beamte haben dort ihren Job an den Nagel gehängt. In Buffalo wurden zwei Polizisten dabei gefilmt, wie sie einen 75-jährigen Demonstranten zu Boden stiessen.

Polizei
Polizisten schubsen einen älteren Demonstranten in Buffalo, New York. Ein Video zeigt, wie der Mann den Kopf auf dem Boden aufschlägt. - Keystone

Der Mann schlug mit dem Kopf auf der Strasse auf und wurde blutend liegen gelassen. In der Folge wurden sie wegen Körperverletzung angeklagt und bekannten sich nicht schuldig. Die insgesamt 57 Rücktritte erfolgten aus Empörung über die Behandlung der beiden Polizisten, die «nur Befehle ausführten».

Acht Kündigungen in Atlanta

Am Freitag schockte ein weiterer Fall von Polizeigewalt an einem schwarzen Mann die USA. Im Bundesstaat Atlanta schoss ein Polizist dem 27-jährigen Vater Rayshard Brooks in den Rücken und tötete ihn.

Der Polizist wurde entlassen, der Polizeichef trat zurück und ein zweiter Polizist wurde in den Bürodienst versetzt. Im Juni haben in Atlanta bereits acht Beamte den Dienst quittiert.

Rayshard Brooks hinterlässt eine Frau und drei Kinder. - EPA/STEWART TRIAL ATTORNEYS HANDOUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES

Dieses Jahr waren es vor den Protesten nur zwei bis sechs Kündigungen pro Monat gewesen, wie die Polizei in einer Mitteilung schreibt.

Polizisten in South Florida klagen über mangelnde Sicherheit

Auch in South Florida ist es wegen Sicherheits-Mängel zu zehn Kündigungen gekommen. In einem Brief an die Polizeichefin von Hallandale Beach, Sonia Quinones klagten sie über Missstände.

Sie seien minimal ausgerüstet, zu wenig geschult und oft «durch die Politisierung unserer Taktiken so sehr eingeschränkt, dass die Sicherheit der Hunde über die Sicherheit der Teammitglieder gestellt werde.»

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