Hier haben die Rassismus-Proteste schon Wirkung gezeigt
Seit dem Tod von George Floyd durch einen Polizisten brennt Amerika. Auch hierzulande ist die Empörung gross. Das haben die Proteste bislang erreicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor rund drei Wochen wurde der Afroamerikaner George Floyd durch einen Polizisten getötet.
- Seither wird in den USA gegen Rassismus und Polizeigewalt demonstriert.
- Getan hat sich inzwischen einiges – der grosse Erfolg bleibt jedoch noch aus.
Ende Mai wurde der Afroamerikaner George Floyd (†46) bei einem Polizeieinsatz getötet. Sein qualvoller Tod löste eine erneute Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA aus.
Bald ist die Empörung auf andere Länder übergeschwappt. Die Bewegung hat mittlerweile international schon Wirkung gezeigt. Eine Übersicht.
Polizeireformen in den USA
Unter wachsendem Druck hat US-Präsident Donald Trump gestern Dienstag begrenzte Polizeireformen verfügt. Unter anderem dürften Würgegriffe bei Verdächtigen nur bei Lebensgefahr für den betroffenen Polizisten angewandt werden. Trump wandte sich eindringlich gegen Forderungen, Polizeibehörden die Mittel zu kürzen.
Die US-Demokraten kritisieren, die Massnahmen gingen nicht weit genug. Sie haben einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der unter anderem die Strafverfolgung von Polizisten bei Gewaltanwendung erleichtert.
Mehrere Polizisten quittieren Dienst
Seit Beginn der neuen «Black Lives Matter»-Protestwelle haben mehr als 80 Polizisten ihren Job aufgegeben, wie «CNN» schreibt.
Rund 60 davon stammen aus Buffalo im Bundesstaat New York. Sie kündigten wegen der Suspendierung zweier Polizisten, die einen älteren Demonstranten zu Boden stiessen.
Diversitäts-Massnahmen bei heftig kritisierter Oscar-Akademie
Die Oscar-Akademie wurde oft kritisiert, weil besonders Afroamerikaner bei den Oscar-Nominierungen weitgehend übersehen wurden.
Ende letzter Woche hat die Organisation mehrere Massnahmen zur Förderung von Diversität angekündigt. Das soll etwa bei der jährlichen Aufnahme neuer Mitglieder deutlich werden. Der Verband besteht bislang grösstenteils aus weissen Männern.
Amazon und Reddit: Unternehmen solidarisieren sich
Der Online-Händler Amazon hat zehn Millionen Dollar an «Black Lives Matter»-Organisationen gespendet. Das brachte CEO Jeff Bezos jede Menge Hass-Botschaften ein.
Ein Kunde schrieb, er wolle mit Amazon nichts mehr zu tun haben, weil das Unternehmen die Anti-Rassismus-Bewegung unterstützt. Das «weisse Amerika» habe genug von diesem «N****-Bullshit». Bezos teilte die E-Mail auf seinem Instagram-Account und schrieb dazu: «Kunden wie dich verliere ich gerne.»
Auch der Web-Dienst Reddit stellt sich hinter die Demonstranten. Co-Grüner Alexis Ohanian hat seinen Rückzug aus dem Unternehmens-Vorstand verkündet und eine Neubesetzung des Postens mit einer schwarzen Person gefordert.
FIFA bekräftigt Fussball-Protestrechte
Der Weltfussballverband FIFA hat zum gemeinsamen Kampf gegen Rassismus und Gewalt aufgerufen. Friedliche Proteste von Profis während eines Spiels werden nicht sanktioniert.
«Die Position der FIFA und des FIFA-Präsidenten zu den Rechten der Spielerinnen und Spieler, sich gegen Rassismus, Diskriminierung und Gewalt zu stellen» habe sich nicht geändert. Das teilte er Anfang Woche mit.
Konzerne verzichten auf Verkauf rassistischer Gesichtserkennung
Die grossen Tech-Konzerne stoppen den Verkauf ihrer Tools zur Gesichtserkennung von Verdächtigen. Der Grund: Die Künstliche Intelligenz ist fehleranfällig und in gewissen Fällen technisch bedingt gar rassistisch.
Weil dunkle Haut weniger Licht reflektiert als helle, sind Kontraste für die Technologie schwerer erkennbar. Ist ein Tatverdächtiger dunkelhäutig, werden ähnlich aussehende Menschen somit eher als ebenfalls verdächtig eingestuft.
Migros nimmt den «Mohrenkopf» aus dem Sortiment
Wohl eine der heftigsten Debatten zum Thema löste hierzulande der «Mohrenkopf»-Ausstieg der Migros aus. Der Detailhändler hat sich dazu entschieden, die «Mohrenköpfe» der Firma Dubler aus dem Sortiment zu streichen. Zuvor war der Name der Süssigkeit als «rassistisch konnotiert» kritisiert worden.
Gegenüber Nau.ch hat Sprachwissenschafts-Professorin Luise Kempf von der Universität Bern das Problem mit dem Begriff genau erklärt: «Zum einen ist das Wort ‹Mohr› mit der Zeit des Kolonialismus und den in dieser Zeit verübten Verbrechen an Afrikaner*innen aufgeladen.»
Andererseits sei es eine Metapher, die auf einer empfundenen Ähnlichkeit beruhe und ziemlich makaber sei.