Hinrichtung: Pharmakonzern will Tötung in den USA stoppen
Fresenius Kabi will eine in den USA geplante Hinrichtung gerichtlich stoppen lassen. Der deutsche Pharmakonzern reichte am Dienstagabend eine Zivilklage ein.
Nach Angaben des deutschen Pharmakonzerns Fresenius Kabi ist der US-Bundesstaat Nebraska auf illegale Weise an zwei von dem Konzern hergestellte Substanzen gelangt, die am kommenden Dienstag bei einer Hinrichtung per Giftspritze verwendet werden sollen.
Exekutiert werden soll der 1974 wegen Mordes an zwei Taxifahrern verurteilte Carey Dean Moore. Er geht nicht gegen seine Hinrichtung vor, aber die Fresenius-Klage könnte den Termin hinauszögern. Findet die Hinrichtung wie geplant statt, wäre es die erste Vollstreckung einer Todesstrafe in Nebraska seit 21 Jahren – und die erste dortige Hinrichtung per Giftspritze.
Todesspritze mit vier Substanzen
Der Bundesstaat plant die Verwendung von vier Substanzen: Es handelt sich um das Beruhigungsmittel Diazepam, das Betäubungsmittel Fentanylcitrat, das Mittel Cisatracurium zur Muskelentspannung sowie Kaliumchlorid, das den Herzschlag beendet.
Das Unternehmen betonte, keine Position zum Thema Todesstrafe einzunehmen. Es lehne aber die Nutzung seiner Produkte zu diesem Zweck ab. Deshalb verkaufe der Konzern "bestimmte Medikamente auch nicht an Vollzugsanstalten". Laut Fresenius Kabi können die Substanzen folglich nur unter Verstoss geltender Vertriebs-Verträge an die Vollzugsbehörde gelangt sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein US-Bundesstaat soll illegal Substanzen von einem Pharmakonzern erworben haben.
- Der Stoff soll bei einer am Dienstag geplanten Hinrichtung eingesetzt werden.
- Das deutsche Pharmaunternehmen will deshalb gerichtlich dagegen vorgehen.
Firma befürchtet Rufschädigung
Der Konzern fürchtet bei der Verwendung seiner Substanzen für eine Hinrichtung auch eine "erhebliche Rufschädigung" und begründet dies mit der in Europa vorherrschenden ablehnenden Haltung zur Todesstrafe.
Fresenius Kabi geht davon aus, dass letztere zwei Substanzen aus seiner Herstellung stammen. Das Unternehmen hat bei einem Bundesrichter beantragt, die Nutzung der Mittel vorübergehend oder endgültig zu unterlassen.
Der Bundesstaat Nebraska hat nicht mitgeteilt, wie er an die Substanzen gekommen ist. US-Bundesstaaten, welche die Todesstrafe vollstrecken, haben es zunehmend schwer, an die Mittel für ihre Giftspritzen zu kommen. Immer mehr Pharmakonzerne lehnen einen Verkauf ihrer Substanzen für diesen Zweck ab.
Im Bundesstaat Nevada hatte der Hersteller Alvogen im Juli den vorübergehenden Stopp einer Hinrichtung erwirkt.